Neue Techniken bringen neue Möglichkeiten. Selbst die Industrie bedient sich heute der 3D-Drucktechnik. Doch nicht jeder Privathaushalt verfügt über einen eigenen 3D-Drucker und so gibt es inzwischen einige Hersteller, die sich den Wünschen der Kunden annehmen. Wie sieht es mit Fesseln aus dem 3D-Drucker aus?
Wir haben es getan! Wir haben uns ein Halsband aus dem 3D-Drucker gekauft. Und unsere Erfahrungen damit möchten wir mit euch hier teilen. Da wir inzwischen selbst (privat) einen 3D-Drucker gekauft haben, sind wir in diesem Thema vermutlich etwas tiefer drin als eine außenstehende Person. Sogar einen Volkshochschulkurs zum Thema 3D-Druck und CAD-Anwendungen haben wir besucht. Seither schaut man etwas kritischer auf Erzeugnisse aus einem 3D-Drucker.
Warum gerade ein Halsband?
Ein Halsband ist für uns und die meisten unserer Spielpartner ein zentraler Bestandteil einer BDSM-Session. Egal ob unser Opfer nackt oder bekleidet ist, ein Halsband macht ihm seine Unfreiheit nochmal deutlich. Wenn es angelegt wird und das Schloss einrastet, dann ist das Klicken des Schlosses nochmal ein zusätzlicher Kick.

Ein Halsband aus Leder kann bei solchen Fesselungen sehr angenehm zu tragen sein. Doch erhoben sich in den letzten Jahren mehrfach die Stimmen unserer Spielpartner. Einige verstummten dank Knebel recht schnell, andere haben wir ausführlich zu Wort kommen lassen. So war für einige devote Spielpartner die Assoziation mit einem Lederhalsband aus der BDSM-Welt und einem Hundehalsband sehr groß. Da sich aber manche das Hundedasein und der Verniedlichung durch den Vergleich zu einem Haustier nicht wünschten, musste eine restriktivere Antwort her.

Eine Kette aus Metall war schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch erinnerte auch das noch einige unserer Gesprächs- und Spielpartner an Modeschmuck, selbst wenn ein großes Vorhängeschloss daran baumelte. Es musste also noch etwas anderes her, was dem Sklavendasein den letzten Schliff geben sollte.

Halseisen für devote Sklaven
Ein weiches Lederhalsband war manchen Sklaven zu „bequem“ (oder fehlinterpretiert), ein Seil auf Dauer zu gefährlich (aufgrund der Gefahr der Strangulation), also bekamen unsere anspruchsvollen Sklaven ein Halseisen verpasst. Es gab zwei nennenswerte Unterschiede zwischen einem Halseisen und einem Lederhalsband. Zum einen das hohe Gewicht des Halseisens und zum anderen die Inflexibilität.

Nach Rücksprache ist genau diese Inflexibilität eines der Hauptkriterien, die für ein Halseisen und gegen ein Halsband sprechen. Doch kaum machte es *Klick*, fing das Gejammer einiger Personen von Neuem an. „Zu schwer„, „zu unbequem„, „drückt auf dem Schlüsselbein„, „der Rücken schmerzt“ und viele weitere Argumente wurden geliefert, welche die Tragezeit eines (schweren) Halseisens stark reduzierte.
Die Suche nach einem „bequemen Halseisen“
Man muss dazu sagen, dass es durchaus Sklaven gibt, für die ein Halseisen nicht schwer genug sein kann. Nicht jeder braucht Hardcore-SM und gerade beim Soft-SM möchte man auf einen gewissen Komfort nicht verzichten. Hauptkritikpunkt an den Halseisen war meist das Gewicht. Zwar gibt es dünnere und leichtere Halseisen, doch es ist am Ende auch eine Kostenfrage, ob man für jeden möglichen Spielpartner das passende Halseisen bereitstellt. Es ist nüchtern betrachtet auch eine Kostenfrage.
Schließlich sind wir auf einen Hersteller gestoßen, welcher aus Polylactide (kurz PLA) mit einem 3D-Drucker Halsfesseln herstellt. Die Neugier war groß und der erste Gedanke war, ob ich mich nicht selbst an mein CAD-Programm setze und mir mit unserem privaten 3D-Drucker einen eigenen Entwurf bastle. Doch die Bilder im Shop sahen zu verlockend aus als dass meine CAD-Kenntnisse für einen solchen Entwurf ausreichen könnten. Also bestellte ich mir mein erstes 3D-gedrucktes Halsband.
PLA anstatt Eisen
Was uns an den leichten und dünneren Halseisen oft gestört hatte, war die Tatsache, dass sie (leider) häufig von minderwertiger Qualität sind. Böse Zungen würden „China-Schrott“ sagen. Ein ähnlich mulmiges Bauchgefühl hatten wir anfangs auch bei den Kunststofffesseln. Wir wollten dem Thema eine Chance geben und uns vom Gegenteil überzeugen.
Fliegengewicht
Wenn wir unser Halseisen („multifunktionale Metallfesseln„) mit einem Gewicht von über vier Kilogramm dem „Collar BONDAGE BIG“ aus der Reihe der „Aircuffs“ gegenüberstellen, so ist dieses mit seinen knapp 200 Gramm (inklusive Vorhängeschloss) quasi federleicht. Es macht aber dennoch einen soliden Eindruck und ist „starrer“ als erwartet. Nur weil etwas vom Gewicht her leicht ist, muss es nicht bedeuten, dass es dann auch flexibel bzw. biegbar ist.
Form
Abweichend zu anderen Halseisen oder Halsreifen sind die Halsfesseln aus der „Aircuffs“-Reihe nicht kreisrund sondern oval. Somit soll der Tragekomfort erhöht werden. Zudem gibt es bei der Größenwahl eine sehr große Auswahl. Bei unserem Beispiel ist das „Collar BONDAGE BIG“ in Zentimeterschritten für einen Halsumfang von 36 bis 52 cm erhältlich, also 17 bestellbare Größen. Unser Halsband hat einen Halsumfang von 45 cm, eine Breite von 55 mm und eine Dicke von 12 mm.
Verschluss
Als Verschluss des Halsbands dient ein Vorhängeschloss der Firma ABUS aus TITALIUM™ Spezialaluminium. Dieses ist passend zum Halsband selbst sehr leicht. Bevor das Halsband mit dem Schloss gesichert wird, wird eine Art Grundplatte aufgesteckt. Diese bezweckt, dass es auf dem Schloss keine Zuglast vom Halsband selbst gibt und somit keine Haut im Halsbereich eingeklemmt wird. Im geschlossenen Zustand macht das Halsband somit den Eindruck, als wäre es aus einem Guss, was auch das Scharnier auf der Rückseite zeigt. An der Seite befinden sich D-Ringe aus vernickeltem Stahl. Personen mit einer Nickel-Allergie sind hiermit vorgewarnt.

Grenzen
Jedes Halsband und auch jede andere Fessel hat physische Grenzen. Doch muss man diese bewusst erreichen. Bei unserer Recherche zu unserem Artikel hier haben wir viel ausprobiert und auch unsere Spielpartner dazu befragt. Interessanterweise gab es Skeptiker, die dann Aussagen brachten wie „damit kann man aber nicht in die Sauna gehen“. Das würde ich aber mit einem Halsband aus Leder oder Metall ebenfalls nicht. Ein anderer meinte, dass man daran keinen Menschen aufhängen könnte. Wir haben das nicht getestet, aber wir gehen davon aus, dass das Halsband dafür auch nicht ausgelegt ist. Es ist eine restriktive Fessel und dient nicht der Strangulation. Es war aber dennoch interessant zu beobachten, wie krampfhaft ein paar unserer Gesprächspartner Negativargumente gesucht haben, die wir alle entkräften konnten. Das steigerte die Neugierde umso mehr.
Wir möchten die physischen Grenzen des Materials nicht unerwähnt lassen. PLA hat einen Schmelzpunkt von 150 bis 160 Grad Celsius. Wenn man das mit dem Feuer einer einfachen Kerzen vergleicht, kommen wir hier schon auf über 1000 Grad Celsius. Diese Flamme würde das Halsband zum Schmelzen oder gar zum Brennen bringen. Auf der anderen Seite würde Feuer auch ein Halsband aus Leder zerstören. Dennoch sollten Spiele mit dem Feuer (Wachsspiele, Brandings, etc.) nicht in Kombination mit Fesseln aus PLA ausüben.
Was die Zuglast angeht, so ist das Anbringen einer Kette (oder Hundeleine) problemlos möglich. Ebenso eine Kette für das Befestigen von Handfesseln oder Handschellen konnten wir erfolgreich testen.

Tragekomfort
Wie vorab erwähnt ist die Form des Halsbands oval. Dank dieser Form und der Wahl der richtigen Größe ist das Halsband auch über einen längeren Zeitraum tragbar. Der erste Test in der Nacht war ebenfalls positiv. Es war zwar deutlich starrer als ein Halsband aus Leder, dennoch war das PLA-Halsband dank des geringen Gewichts zwar restriktiv, aber nicht allzu störend. Da raubt ein Halseisen einem deutlich effektiver den Schlaf oder verhindert diesen gänzlich.
Was für uns noch ein optischer Anreiz war, dass das Halsband weiß ist. Im BDSM sind viele Fesseln eher dunkel gehalten (z.B. schwarzes Leder). Hier sticht ein weißes Halsband deutlich hervor. Wir gehen davon aus, dass je nach Nachfrage der Community die Farbauswahl noch weiter steigen wird.

Fazit und Zukunft
Die Fesseln aus dem 3D-Drucker haben unsere Neugierde geweckt und der erste Eindruck ist sehr positiv. Wir werden das Thema weiter verfolgen, doch gehen wir jetzt nicht davon aus, dass wir sämtliche Fesseln auf Modelle aus dem 3D-Drucker umstellen werden. Viel mehr ist es eine zusätzliche Möglichkeit einen devoten Gast effektiv zu fixieren. Wir können uns zudem vorstellen, dass gerade die „leichte“ Bauform und der relativ günstige Anschaffungspreis (gegenüber Metallfesseln oder hochwertiger Lederfesseln) ein Kaufanreiz für Neueinsteiger sein könnte.
Wir sind gespannt, wie sich das Sortiment rund um 3D-gedruckte Fesseln entwickelt. Wir haben aufgrund der positiven Erfahrungen mit diesem Produkt ein weiteres Objekt der Begierde geordert und werden euch dies in Kürze in einem weiteren Beitrag hier vorstellen. Vorab einen Teaser: Es geht vom oberen Ende des Körpers ans untere Ende. Lasst euch überraschen.

Eure Meinung
Was haltet ihr von Fesseln aus dem 3D-Drucker? Seid ihr neugierig geworden oder wäre das ein Stimmungskiller im Spielzimmer oder Folterkeller? Schreibt uns gern einen Kommentar oder Nachricht. Wir freuen uns auf eure Zusendungen. Und als Inspiration zum Schluss: Man könnte das Vorhängeschloss auch gegen ein Zeitschloss austauschen oder die Schlüssel das Vorhängeschlosses in einen Zeitsafe sperren.
Hier geht es zur Website des Herstellers:
kinkystuffmade.com
Und hier geht es zum „Collar BONDAGE BIG„.
Meine eigene Erfahrung mit Halseisen (manchmal auch mit Halsbändern) war, dass das sehr unangenehm für meinen Adamsapfel war (drückte sehr), und auch bei Blowjobs (Deepthroat) störend bis schmerzhaft. Wie waren Eure Erfahrungen damit? Habt/Hattet Ihr keine solche Probleme?
Es kommt auf den Träger an. Manche Personen haben einen weit hervorstehenden Adamsapfel, was das Tragen eines Halsbandes oder Halseisens erschweren kann. Vielleicht ist die ovale Form des 3D-gedruckten Halsbands für dich passend. Garantieren kann man das aber nicht.
Zudem sollte darauf geachtet werden, dass auf dem Adamsapfel selbst kein zu großer Druck lastet.
Wie eng trägst du dein Halsband bzw. Halseisen?
Die gezeigten Halsbänder gefallen mir. Seit Jahren trage ich mein Halsband aus Edelstahl verschlossen Tag und Nacht. Ca. 3 cm breit, 7 mm dick und ca. 450 Gramm schwer. Sie will es so.
Und an das Gewicht gewöhnt man sich sehr schnell. Es wurde nicht zu eng gewählt, so dass zwischen Hals und Eisen etwas Luft besteht. Abnehmen tut sie es mir nur für Arztbesuche und Strandbesuche (Salzwasser).
Ein uns bekannter und passionierter BDSM-Liebhaber hat ein Schleudertrauma. Leider verhindert dieses, dass er über einen längeren Zeitraum ein schweres Halseisen trägt. Von daher ist nicht die Frage, wie schnell man sich an ein Halseisen gewöhnen kann, sondern ob man sich überhaupt (aus gesundheitlichen Gründen) daran gewöhnen kann.
Somit bietet eine leichtgewichtige Alternative für Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen eine echte Alternative, um doch in den Genuss einer „starren“ und restriktiven Halsfessel zu kommen.
Es freut uns sehr, dass du das Edelstahlhalsband gut verträgst und deine dominante Partnerin hier strikt ist und bleibt. Weiter so!