Fremdbestimmung ist eine der Grundvoraussetzungen für viele Liebhaber der restriktiven Gangart. Doch was ist, wenn nicht nur eine Person die alleinige Herrschaft hat, sondern diese mit anderen teilt? Und was passiert, wenn sie sich diese Macht unwissentlich teilen? Ein Gedankenexperiment.
Wir möchten euch auf eine Reise in ein Gedankenspiel einladen. Ein Spiel, welches auf einer wahren Begebenheit beruht. Zunächst möchten wir euch ein paar Grundlagen für das BDSM-Abenteuer mitteilen. So nehmen wir also an, dass sich der Fokus dieses einvernehmlichen Spiels auf einer Person befindet, welche viel Erfahrungen damit hat und das Tragen eines Schutzanzugs eine große Freude für ihn ist. Warum also nicht diese Person durch ein Schloss daran hindern, diesen Schutzanzug wieder auszuziehen?
Technische Voraussetzung
Es gibt smarte Vorhängeschlösser, die ähnlich wie smarte Schlüsselkästen funktionieren. Diese smarten Vorhängeschlösser werden vom dominanten Partner via Smartphone programmiert. Der devote Spielpartner erhält auf seinem eigenen Smartphone eine digitale Freigabe, um das Schloss zu öffnen. Und so wie die Freigabe gegeben werden kann, so kann diese auch entzogen werden. So kann der devote Spielpartner ein bereits geöffnetes Vorhängeschloss schließen und, sofern die Freigabe vom dominanten Gegenüber erteilt wurde, wieder öffnen.
Vorbereitung für eine Remote-Session
Da diese digitalen Freigaben über das Internet erteilt werden, ist diese Technik gut für eine Remote-Session geeignet. So müssen sich Dom und Sub nicht in einem physischen Raum befinden, sondern es können hunderte von Kilometern zwischen ihnen liegen.
In unserem Beispiel hat unser Opfer einen ABC-Schutzanzug der deutschen Bundeswehr angezogen und um den Hals eine Eisenkette gelegt. Diese Kette wurde nicht nur mit einem smarten Vorhängeschloss gesichert, sondern mit drei Stück. Besonderheit: Die drei smarten Schlösser befinden sich in der Herrschaft von drei verschiedenen dominanten Personen. Und nun kommen wir zum Gedankenexperiment.

Tops wissen nichts voneinander
Im ersten Gedankenexperiment wissen die Tops nichts voneinander. Jeder der drei Tops geht davon aus, dass sie die alleinige Herrschaft über den Sub haben und somit allein bestimmen können, wie lange dieser im Schutzanzug schmoren darf. Wobei diese Unwissenheit schnell vorbei ist und spätestens beim ersten Beweisbild über den befohlenen Einschluss dann schnell die Aufklärung darüber bringt, dass hier noch andere Herrschaften mitbestimmen. Doch dies bedeutet nicht, dass sich die Tops absprechen können. Das Wissen über andere Tops schließt nicht ein, dass man diese Tops auch persönlich kennt oder entsprechende Kontaktdaten für eine Absprache besitzt. In diesem Fall muss das Opfer der Session die drei Tops in Eigenregie darum bitten, freigelassen zu werden. Wenn sich nur einer dagegen entscheidet, kann sich der Sub nicht befreien.
Tops wissen voneinander
Im zweiten Gedankenexperiment wissen die Tops voneinander und agieren als Team. Ein Sub für alle Tops – alle Tops „gegen“ einen Sub. Bei solchen Szenarien bietet sich meist eine Gruppe in einem der gängigen Messenger an, in welcher sich die Tops absprechen. Im Optimalfall sind hier nicht nur die Tops, sondern auch der Sub mit in dieser Gruppe und können entsprechend situativ agieren. Wenn der Sub schließlich einen Aufschluss erbittet, so können die Tops in der Gruppe eine Entscheidung treffen und kennen auch die Gedankengänge der anderen Tops.
Emotionale Herausforderung
Für einen Sub kann eine BDSM-Session eine Achterbahnfahrt der Gefühle sein. In unserem Beispiel handelt es sich um einen Schutzanzugfetischisten. Das Tragen eines Schutzanzugs bereitet ihm Freude. Die größere Freude ist allerdings eine Fremdbestimmung. Wenn er also den Schutzanzug trägt, dann empfindet er Freude und Geilheit. Wenn er zum Tragen gezwungen wird, dann ist es ein Feuerwerk der Gefühle und die Geilheit platzt nur noch aus ihm heraus (was ein Schutzanzug natürlich zu verhindern weiß, dass eine Sauerei passiert). Doch auf Geheiß etwas zu tragen ist das eine, es nicht mehr ohne Erlaubnis physisch ausziehen zu dürfen, das ist das Sahnehäubchen auf dem leckersten Stückchen Kuchen der Welt.
Ausfallsicherheit
Technische Spielereien wie ein smartes Vorhängeschloss können im BDSM sehr gut genutzt werden. Doch bei jeder Technik ist die Möglichkeit eines Ausfalls oder technischen Fehlers nicht gänzlich ausgeschlossen. So kann ein Schloss auch den Dienst quittieren, der Akku leer sein oder die Freigabe über das Internet nicht funktionieren. Da kann ein einziges Schloss schon zur technischen Herausforderung werden. Wenn es dann drei sind, ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls entsprechend dreimal so hoch. Je nach Hersteller gibt es diverse Notvorrichtungen, um das Schloss manuell öffnen zu können. Bei manchen gibt es einen physischen Schlüssel, welchen man verwenden kann, bei anderen kann man neben einer digitalen Freigabe am Smartphone auch einen zusätzlichen PIN-Code einspeichern, mit welchem man das Schloss dann auch ohne Smartphone öffnen kann.
Aufteilung der Tops auf mehrere Teilbereiche
Ein weiteres und hiermit letztes Gedankenexperiment wäre die Aufteilung in verschiedene Themenbereiche innerhalb von BDSM. Nehmen wir also an, dass der Sub in unserem Beispiel einen Keuschheitsgürtel trägt. Die Schlüssel für diesen Keuschheitsgürtel werden in einer smarten Schlüsselbox eingeschlossen. Dann trägt der Sub eine Halskette mit einem smarten Vorhängeschloss. Am Ende legt sich der Sub noch Handschellen an und verstaut die Schlüssel der Handschellen in einer weiteren Smarten Schlüsselbox. Alle drei smarte Geräte (zwei Schlüsselboxen und ein Vorhängeschloss) werden von drei verschiedenen dominanten Personen gesteuert und sind autark voneinander. So können Handschellen, Kette um den Hals und Keuschheitgürtel getrennt voneinander geöffnet werden oder das Ablegen entsprechend verweigert werden. Jeder Top ist somit für seinen Teilbereich der alleinige Herrscher und muss sich mit den anderen Tops nicht abstimmen.
Fazit
Unser Gedankenexperiment zeigt, dass die Technik neue Möglichkeiten bietet und auch eine restriktive Remote-Session spannender gestalten kann. Wer der Technik nicht traut, der kann solche Spiele auch analog und vor Ort betreiben. Wenn man in der Gruppe zusammen ist und einen Abend zusammen verbringt, dann kann jeder der Tops auch ein klassisches Vorhängeschloss am Sub anbringen und den Schlüssel bei sich in der Hosentasche verwahren. Wenn der Sub dann rausmöchte, dann werden die anwesenden Tops ihrem Objekt der Begierde schon klar machen, dass Bondage dann beginnt, wenn man raus möchte. Nicht auszuschließen, dass der Sub vor seiner Freilassung noch gewisse Dienste leisten muss und zum Beispiel als Party-Sklave dienen muss. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Eure Meinung
Wäre diese Art einer Remote-Session etwas für euch? Könntet ihr euch vorstellen euer Schicksal in die Hände von mehreren Tops zu legen? Es muss ja an der Stelle kein Einschluss in einem Schutzanzug sein. Es könnten auch andere Dinge sein, die sich in der fremdbestimmten digitalen Verwaltung von dominanten Spielpartnern befinden. Wir haben in diesem Artikel immer recht großzügig von Gedankenexperimenten geschrieben. Vielleicht war das alles real und ist wirklich so passiert… doch was davon real ist und was unsere Fantasie entspringt bleibt unser Geheimnis.
Mir gefällt der Gedanke einer Remote-Session. Bei mir wäre es weniger ein Schutzanzug, aber z.B. ein massiver Käfig, eine Dunkelbox oder eine Zellentür oder oder oder. Oder die Schlüssel von Halseisen oder Keuschheitsgürtel unter Verschluss zu halten. Jedenfalls ein interessantes Gedankenexperiment in eurem Beitrag. 🙂
Viele Grüße aus Dortmund
Henry