Jede Generation hat ihre Herausforderungen und Bedürfnisse. Und aus den jungen Wilden werden schließlich Erwachsene. Und immer mehr davon finden ihren Weg in die Fetischwelt. Doch sind die Erwartungshaltungen der „neuen“ Generation möglicherweise anders als die früherer Generationen. Wir möchten euch den „Gen-Z-Sklaven“ vorstellen.
Über das „Treffen der Generationen“ haben wir euch bereits berichtet. Wie sieht es aktuell mit der Generation Z aus? Sehr lose definiert handelt es sich bei der „Generation Z“ um Personen aus den Geburtenjahrgängen von 1995 bis 2010. Zum aktuellen Zeitpunkt (2024/2025) sind damit also Personen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren gemeint. Eine Generation, die nun erwachsen ist und auch ihren Platz in der Fetisch-Community einfordert.
Bedürfnisse
Jede Person hat bestimmte Bedürfnisse. Doch haben gerade ältere Personen immer häufiger das Gefühl, dass junge Menschen die kleinen Dinge nicht mehr zu schätzen wissen. Um einen Film anzuschauen muss man nicht mehr warten, bis er im TV kommt oder man in die Videothek fährt. Heute sind es ein paar Klicks auf der Fernbedienung und schon wird der Wunschfilm gestreamt. Ähnlich verhält es sich mit dem Dating. Man muss nicht mehr in einer Fetischkneipe um die Gunst eines Partners buhlen, auch hier sucht man sich im Wunschkatalog der nächsten Online-Kontaktbörse seinen Wunschkandidaten aus. Und wenn dieser beim ersten Date nicht taugt, dann schnappt man sich das Smartphone, denn in der Dating-App hat man schon mit ein paar anderen Kandidaten geschrieben.
Mehrere Eisen im Feuer
Genau das ist eines der Hauptprobleme. Die „Jugend“ hat Angst vor einer festen Bindung. Warum sich auf einen einzigen Partner festlegen, wenn da draußen noch andere warten, die vielleicht etwas Besseres bieten können. Die vielleicht ein besser ausgestattetes Spielzimmer hat oder die geilere Figur im Fetischoutfit.
Besuchbarkeit
Streng genommen gibt es das Wort „besuchbar“ oder die „Besuchbarkeit“ nicht, aber umgangssprachlich weiß jeder Mensch, was damit gemeint ist. Es ist die Fähigkeit Besuch empfangen zu können. Wenn jemand also besuchbar ist, dann ist damit gemeint, dass er Besuch empfangen kann. Im sexuellen Kontext ist damit gemeint, dass der Geschlechtsverkehr bei der jeweiligen Person stattfinden kann. Wenn jemand nicht besuchbar ist, dann kann diese Person keinen Datingpartner bei sich zuhause empfangen. Gründe können sein, dass die Wohnung zu klein ist, ein passendes Spielzimmer fehlt oder in der Wohnung noch weitere Personen anwesend sind, die von einem möglichen Date nichts erfahren sollen. Dies können zum Beispiel Eltern, Ehepartner, Kinder oder sonstige Mitbewohner (WG) sein.
Reizüberflutung
Die Generation Z, deren erstes Wort nach Mama und Papa gefühlt „Smartphone“ ist, wird in einer Flut an Information fast überfahren. Die sozialen Medien leisten hier ihren Beitrag und schaffen teils gezielt Bedürfnisse, welche man in seiner natürlichen Umgebung nicht hätte. Und genau diese künstlich hervorgerufenen Bedürfnisse lassen die Wunschliste stetig länger werden. Und genau jetzt kommt ein solcher „Knirps“ in den Genuss einer BDSM-Session.
Markenschlampe
In einer BDSM-Session werden plötzlich Dinge hinterfragt und ein ausgeprägter Markenfetisch macht sich breit. „Ist das denn etwa keine Lederzwangsjacke von Mr. S Leather? Ein ET312 sieht man immer seltener, was hast dafür bezahlt? Die No-Name Handschellen sind unbequem, Clejuso find ich besser. Ein KG von eBay – nein für mich kommt nur Maßanfertigung aus Titan in Frage!“ (Marken und Händler wurden hier nur exemplarisch genannt und stellen keine Werbung oder Wertung darf!)
Waren manche Spielsachen und Fetischklamotten früher noch ein Geheimtipp, macht die Generation Z nur kurz ein Foto mit dem Smartphone und binnen Sekunde ist via Bildersuche im Internet das Geheimnis über Marke und Herkunft gelüftet. Doch die Magie geht damit verloren! Hatte man früher die besonderen Freunde, die ganz spezielle Spielsachen oder Ausrüstung hatten, so sind es heute ein paar Klicks und schon ist man selbst der stolze Besitzer neuer Möglichkeiten.
Abneigung
Immer mehr „ältere“ (40+) Personen melden eine gewisse Sättigung im Umgang mit „Gen-Z-Sklaven“. Es mag zwar nett sein, der Generation Z den Weg in die Welt von Fetisch und BDSM zu ebnen, dennoch kann es ein Segen sein, wenn man sie wieder los ist. Gefühlt wissen viele Anwärter auf eine Sklavenstelle alles besser. Vielleicht mag es auch diese Unbeschwertheit der Generation Z sein, dass sie nur Spaß und keine Verpflichtung haben möchten, welche zu einer Frustration und Selbstreflexion älterer Generationen führen kann.
Im Zuge unserer Recherchen haben wir sehr viele Dialoge mit uns bekannten BDSM-Liebhabern geführt. Ein langjähriger Sklave, der sich sehr intensiv mit dem Thema Unterwerfung und Hierarchie beschäftigt hatte dazu folgende Anmerkungen über Gen-Z-Sklaven:
- Teilzeit-Sklave
- nur dann, wenn er selber gerade Lust und Zeit hat
- Wohlfühlen kommt zuerst
- eigentlich ist er das Wichtigste
- es darf nicht unbequem werden oder zu viel gefordert sein
- eine Session dient ausschließlich zur sexuellen Lustbefriedigung
Das sind keine Eigenschaften, die eine solche Person positiv hervorheben. Die meisten unserer Gesprächspartner betonten, dass sie durchaus auch Wohlfühlbondage betreiben, aber die Lebenseinstellung der Generation Z stellt dennoch ein verzerrtes Weltbild einer verwöhnten Gesellschaft darf.
Anleitung zur Führung
Ein spannender Aspekt ist, dass viele junge devote Personen eine genaue Vorstellung darüber haben, wie sie zu führen sind. Eigentlich geben sie fast schon ein detailgetreues Drehbuch ab, wie man sie innerhalb einer Session zu bespaßen. Diese Forderung stößt nicht nur bei älteren Generationen auf Ablehnung, sondern auch in den eigenen Reihen. So sind sogenannte Wunschzettelsklaven innerhalb der BDSM-Community sehr unbeliebt. In der Generation Z scheinen sich diese Wunschzettelsklaven zu häufen von daher prägt sich immer mehr der Begriff „Gen-Z-Sklave“ oder „Generation-Z-Sklave“.
Ausnahmen
Wie in jeder verallgemeinert dargestellten Tatsache gibt es auch hier Ausnahmen. Man sollte prinzipiell nie mehrere Personen einer bestimmten Personengruppe über einen Kamm scheren. Doch merkt man gerade in der „Community“, die von Außenstehenden Akzeptanz und Respekt einfordern, einen Zickenkrieg in den eigenen Reihen. Vielleicht sollten sich die „jungen Wilden“ einfach einmal klar darüber werden, was sie eigentlich wollen. Bis die Generation Z mit dieser Entscheidung fertig ist, sind sie selber alte Esel und dürfen sich mit der nächsten Generation (Generation Alpha) herumschlagen. Und wenn dann der Spruch „so schlimm wie die waren wir damals nicht“ kommt, sagen wir euch: doch!