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Wer schön sein will, muss leiden!

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Gerade Fetischisten definieren ihre persönliche Art der Schönheit oft über ihr Outfit. Fetischkleidung kann sehr ansprechend aussehen, doch der Tragekomfort und die Bequemlichkeit bleiben dabei nicht selten auf der Strecke. Wer schön sein will, muss leiden…

Vor einigen Jahren ist uns einmal eine Frau mit High Heels über den Weg gelaufen. Ihre Augen waren dabei mit Schmerz erfüllt und wir haben sie gefragt, ob sie Hilfe benötigt. Sie meinte daraufhin, dass ihre High Heels neu und sehr unbequem seien. Die Frage, warum sie diese dann trotzdem trägt wurde mit den Worten „weil sie schön sind“ beantwortet.

Unbequem? Hauptsache „schön“!

Ein ähnliches Phänomen haben wir in der BDSM-Welt beobachtet. Dabei beschränkt es sich natürlich nicht auf Schuhe (bzw. High Heels), sondern erstreckt sich über das komplette Portfolio an Fetischkleidung und auch restriktiven BDSM-Spielzeug. Einige Kleidungsstücke werden im Laufe der Zeit und bei häufigem Tragen bequemer. Viele kennen dies von Schuhen, welche eingetragen werden müssen. Eine reitsportbegeisterte Freundin, welche an sich nichts mit BDSM am Hut hat, erklärte uns, dass das Eintragen von neuen Reitstiefeln eine wahre Folter sein kann. Wenn sie dann mal eingetragen sind, dann möchte man diese nicht mehr hergeben.

Kleidung richtig eintragen

Wir können dies mit Motorradschutzbekleidung nachempfinden. Eine neue Lederkombi und passende Lederstiefel und Lederhandschuhe brauchen auch ihre Zeit, bis sich das Leder dem Körper angepasst hat. An manchen Stellen muss das Material gedehnt werden und an den Gelenken wie Knie oder Ellenbogen wird es bei häufiger Bewegung immer weicher. Fetischbekleidung aus Leder verhält sich hier sehr ähnlich.

Die Tragedauer von Fetischkleidung kann je nach Träger abweichen. Die einen tragen ihre Fetischkleidung nur für ein sexuelles Abenteuer und andere tragen diese Kleidung bei jeder Gelegenheit auch unabhängig von entsprechenden Schäferstündchen. Doch nicht jede Fetischkleidung lässt sich im Laufe der Zeit so gut eintragen wie Leder.

„The Gear Stays On“

Kürzlich hat ein uns bekannter Lederfetischist seinen Unmut über diverse Spielpartner geäußert. Er machte die Erfahrung, dass für viele Fetischfreunde die eigentliche Fetischkleidung nur ein Katalysator für den sexuellen Höhepunkt ist. Nach dem Höhepunkt wurden die Fetischkleider vom Leib gerissen und in die Ecke geworden. Nicht mit ihm!

Victor (52) aus Hamburg: „Leder ist für mich nicht nur ein Fetisch, es ist eine Lebenseinstellung. Ich trage es eigentlich täglich. Eine Lederjeans in der Arbeit, passend eine Lederjacke, im Sommer gern ein kurzärmliges Lederhemd und Ledershorts. Dieses Naturprodukt begleitet auch mein Sexualleben und meine Dates werden dadurch bereichert. Zunehmend mache ich dennoch die Erfahrung, dass nach dem ersten Schuss Schluss ist. Der Höhepunkt ist erreicht und schon fallen die Hüllen. Nicht mit mir. Wenn man mit mir ein Date hat und man im Anschluss den Abend oder gar die ganze Nacht gemeinsam verbringt, dann bleiben die Klamotten an!

Die klassischen Ausreden sind, dass die Kleidung zu heiß oder zu unbequem sei. Dabei hilft gerade beim Leder das häufige Tragen umso mehr, dass die Kleidung sich dem Körper anpasst und bequemer wird. Manche Gäste müssen einfach nur zu ihrem Glück gezwungen werden. Wenn sie nach dem Geschlechtsverkehr dann gehen, ist es ihnen überlassen, ob sie die Kleidung anlassen oder nicht. Ich kann sie nur herzlich dazu einladen sie im eigenen Interesse anzubehalten. Wenn sie hier bleiben, dann entscheide ich und die Klamotten bleiben an!“

Muss es immer unbequem sein?

Gummianzug - Copyright 2024, fesselblog.de
Gummianzug – Copyright 2024, fesselblog.de

Wir erwähnten vorher, dass es einige Fetischkleidung gibt, die sich im Gegensatz zu Leder nicht so gut einträgt. Es gibt viele Gummianzüge, bei denen bereits das Anziehen des Anzugs eine Herausforderung sein kann. Kürzlich bin ich selbst in den Genuss gekommen einen Ganzkörperanzug aus Gummi probieren zu dürfen. In diesem Fall konnte auch wirklich von Ganzkörperanzug gesprochen werden, da der komplette Körper vollständig mit Gummi bedeckt war. Ausnahmen waren Augen, Nasenlöcher und Mund. Ansonsten war alles verhüllt (in einem einzigen Kleidungsstück).

Eine wirklich spannende Erfahrung, solch einen Anzug einmal ausprobieren zu dürfen. Die Frage ist, wie lange man darin Zeit verbringen möchte oder gar muss. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass der Anzug unbequem war, es war eher ein unbekanntes und befremdliches Gefühl. Zudem kommt es stark darauf an, welche Tätigkeiten man in diesem Anzug ausübt. Möchte man ein sexuelles Abenteuer bestreiten, so ist der Anzug vermutlich genau dafür ausgelegt. Wenn man allerdings seinen beruflichen und privaten Alltag damit bestreiten möchte, dann stößt man schnell an körperliche Grenzen. Das beginnt schon mit dem Gang zur Toilette.

Fremdbestimmung

Die Tragedauer war in meinem Fall zeitlich beschränkt, da der Anzug eine Leihgabe eines Gastes war, welcher ihn bei seiner Abreise wieder mitnehmen wollte. Von daher kann ich von keiner Langzeiterfahrung berichten. Der erste Eindruck war aber gewonnen und der Anblick im Spiegel und das mit dem Tragen des Anzugs verbundene Gefühl war spannend. Würde ich es wieder machen? Definitiv! Würde ich mir wünschen den Anzug länger zu tragen? Vermutlich nicht freiwillig, aber mit einer gewissen Fremdbestimmung durchaus.

Leidensfähigkeit

Im Laufe der Jahre haben wir innerhalb der Fetischszene mit vielen Personen sprechen können. Die Outfits, in welchen manche Fetischisten unterwegs sind, können ein echter Blickfang sein. Im näheren Dialog war der Tragekomfort nicht immer an erster Stelle. Es ist viel mehr die Lustbefriedigung solche Kleidung tragen zu können und diese (vorrangig im sexuellen Bereich) zum Einsatz zu bringen. Von daher kann man Fetischisten durchaus eine gewisse Leidensfähigkeit attestieren. Wer schön sein will, muss leiden!

Ist es denn ein echtes Leid, wenn man glücklich in seiner Fetischkleidung steckt? Oder ist es ein kalkulierter Schmerz, damit man seinen Willen durchsetzt und seine Lust befriedigt bekommt?

Eure Meinung

Was denkt ihr darüber? Habt ihr vielleicht auch Fetischkleidung, die in gewissem Maße „unbequem“ ist und ihr diese dennoch tragt? Die Frage ist, warum tragt ihr diese dann? Oder gibt es eine Möglichkeit, den Schmerz zu minimieren, damit Fetischkleidung allgemein bequem wird? Schreibt uns gern eine Nachricht oder Kommentar. Wir freuen uns auf eure Zusendungen.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

5 Gedanken zu „Wer schön sein will, muss leiden!“

  1. Sehr guter Beitrag. Wenn ich Fetischkleidung im Alltag trage, brauche ich es nicht unbedingt. Dich bei besonderen Situationen macht es definitiv auch Spaß, wenn man etwas leiden muss.

    1. Vielen Dank Lars!
      Es kommt immer auf den Fetisch an. Man muss nicht immer leiden. Manche Fetischkleidung kann auch ausgesprochen bequem sein, egal ob bei einem besonderen Abenteuer oder im Alltag. Wenn man zum Beispiel ein Vorliebe für Arbeitskleidung (Warnschutz) hat, dann ist diese Kleidung prinzipiell dafür ausgelegt „schmerzfrei“ ganztätig getragen zu werden. Wenn man allerdings schwere Schutzanzüge bevorzugt, was gewissermaßen auch Arbeitskleidung ist, dann kommt man bei der Bequemlichleit schnell an körperliche Grenzen. Dabei kann das bewusste Tragen dieser Kleidung seinen (nicht immer ausschließlich sexuellen) Reiz haben.

  2. Auch ich verbrachte auf Geheiss meiner Eheherrin einen ganzen Tag in einem Latexeinteiler. Hände und Füsse in Latexhandschuhen und Latexstrümpfen. Obwohl das Ding perfekt passte, wurde es nach einiger Zeit unangenehm warm und der Latexanzug klebte oder rutschte. Der Schweiss rann, bzw, tropfte mir nur so durch den Reissverschluss im Schritt aus… Aber es war trotzdem ein herrliches Gefühl und ein schöner Anblick… Fand ich jedenfalls.

  3. Vielen Dank für den Beitrag und an dieser Stelle auch einmal für die unzähligen, gut recherchierten und informativen Beiträge dieser Seite.

    Ich würde das Leiden nur mit Schmerzen gleich setzen. Also wenn etwas ähnlich den High Heels im Beitrag nicht passt. So was brauche und möchte ich nicht.
    Allerdings ist es für mich als bekennender „Kleidungs-Fetischist“ (Latex, Lack, PVC uvm.) definitiv kein Leiden, wenn ich in der Kleidung schwitze. Vor allem bei einer Session gehört das einfach dazu und ist auch gewünscht. Wenn ich Latex bei Veranstaltungen trage, ist es dann maximal etwas unangenehm so vor sich hin zu tropfen. Außer, es ist eine Party mit Latex Dresscode. Dann geht es ja allen so. 🙂

    1. Vielen Dank für dein Lob, André!

      Eine gewisse „Leidensfähigkeit“ gehört schon dazu, wenn man z.B. Latex trägt. Mag es die ersten paar Stunden noch sehr erregend und sogar angenehm sein, so ist es nach vielen Stunden oder gar einem ganzen Tag eine körperliche Herausforderung. Interessant ist der Gruppengedanke, den du angesprochen hast. Wenn es allen so geht, dann nimmt die „Leidensfähigkeit“ tatsächlich zu. Wenn man allein in Latex ist, dann möchte man vielleicht früher wieder raus. Wenn man aber in der Gruppe diesen Kleidungsfetisch erlebt, denn motiviert das auch gegenseitig vielleicht sogar über seine eigenen Grenzen hinaus zu wachsen…

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