Das Zeitalter der digitalen Medien und Kommunikationswege hat viele positive Aspekte. Doch leider kommen damit auch neue Gefahren einher und die Kriminalität nimmt neue Formen an. Leider gab es in unserem Umfeld jetzt einen konkreten Fall, deshalb möchten wir euch sensibilisieren.
Daten in der Öffentlichkeit
Wir möchten euch konkrete Fragen stellen: Wie offen geht ihr mit euren Daten um? Und denkt ihr, dass eure Daten, welche ihr mit anderen (bewusst und unbewusst) teilt, sicher sind? Wer diese Fragen mit Ja beantworten kann, der ist möglicherweise auf der sicheren Seite. Häufig werden persönliche Daten von Dritten teils unbewusst weitergegeben.
Unbewusste Weitergabe durch Dritte
Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einem Kollegen. Dieser ist Gegner von einigen sozialen Netzwerken und auch diverser Messenger, welche mit sozialen Netzwerken in Verbindung stehen. Doch auch wenn er diese Messenger und Portale nicht nutzt, so sind seine Daten diesen Firmen durchaus bekannt. Denn andere Benutzer könnten seine Kontaktdaten in ihrem Adressbuch gespeichert haben und diese werden dann mit dem jeweiligen Dienst synchronisiert. So werden Telefonnummer, Name, E-Mail-Adresse und andere Daten von Dritten weitergegeben und mit Diensten bzw. Firmen geteilt. Und diese Daten könnten abhängig der jeweiligen Nutzungsvereinbarung verarbeitet oder gar weiterverkauft werden.
Bewusstes Teilen von Daten
Der nächste Schritt ist das selbständige Teilen bzw. Publizieren von Daten. Ein schönes Urlaubsfoto im WhatsApp-Status oder auf der Facebook-Story, eine (nicht jugendfreie) Impression der letzten Session auf X oder Bluesky, oder was auch immer. Und ja, auch wir haben schon diverse „Schwanzbilder“ auf sozialen Netzwerken gesehen oder gar per Messenger erhalten. Teils fordern wir diese (manipulationssicheren) Beweisbilder bewusst ein, zum Beispiel bei einem „Cage Check“. Unter einem „Cage Check“ versteht man einen digital übersendeten Fotobeweis einer (meist devoten) Person, welche in einem Keuschheitsgürtel fremdbestimmt verschlossen wurde.
Soziale Netzwerke
Soziale Netzwerke sind genau für einen Zweck da: das Teilen von Information mit anderen Personen. Ausschlaggebend für den Inhalt, welchen man sieht, ist die Entscheidung, wem man auf den sozialen Netzwerken folgt. Bei entsprechender „gefällt mir“-Markierungen oder Kommentierungen lernt das Netzwerk mit und schlägt neue Inhalte vor und zeigt auch Werbung von Firmen (oder Influencern). Einige Benutzer solcher Netzwerke sind „nur“ Konsumenten, also stille Mitleser und Zuschauer, welche selbst nicht publizieren. Es folgt der Schritt, an dem man selbst Inhalte postet und diese von anderen gesehen, kommentiert und geteilt werden können. Erfahrungsgemäß werden Personen mit einem „kink-lastigen“ Profi im Laufe der Zeit mutiger und die Inhalte expliziter. Doch zu welchem Preis?
Missbrauch von Daten
Leider gibt es betrügerische Personen (und auch teils organisierte Verbrecher), welche die Daten von Personen für ihre Zwecke nutzen. Das kann das Erstellen eines Profils über das Nutzerverhalten sein, um die Gewohnheiten einer Person gegen diese jeweilige Person zu verwenden. Was auch immer häufiger der Fall ist, ist der Identitätsdiebstahl. Also wenn Betrüger die abgezogenen Daten nutzen, um sich mit der Identität des jeweiligen Opfers auszugeben. Oft werden diese Informationen auch als Druckmittel für räuberische Erpressungen verwenden. Und dann wäre da noch ein weiteres Motiv: Rache!
Rache der Zurückgewiesenen
Immer häufiger hören wir davon, dass sich zurückgewiesene Personen bei ihren Opfern der Begierde rächen. Meist ist dies eine Rufschädigung innerhalb der Community oder im privaten Umfeld. So ist es auch einem unserer Bekannten gegangen. Wir müssen dazu etwas ausholen.
Einer unserer Bekannten geht sehr offen mit seiner Sexualität und seinem (multiplen) Fetisch um. Ein Vorbild innerhalb der Community und ein Mutmacher für Neueinsteiger in der Welt von Fetisch und BDSM. Da er so offen teils sehr explizite Medien in diversen Netzwerken postet, zieht es Personen an, die sich nach solchen Erfahrungen sehnen. Doch seine Spielpartner sucht er sich verständlicherweise selbst aus. Kürzlich waren seine Profile gelöscht und die Frage von unserer Seite über einen privaten Kommunikationsweg war, was denn passiert sei. Ein Stalker hatte sich bei ihm aufgrund einer Ablehnung seinerseits gerächt und sehr private Bilder an Familienmitglieder und Kunden (er ist selbständig) weitergeleitet. Die erste Reaktion darauf war das Löschen der Inhalte, damit nicht noch mehr Information abgezogen und (unerwünscht) weitergeleitet wurden. Unser Bekannter ist nach diesem Datenmissbrauch an die Fetisch-„Öffentlichkeit“ gegangen und hat seinen Standpunkt klargestellt:
„Wenn ich explizite Inhalte poste, dann sind diese für Interessierte innerhalb der Fetischcommunity gedacht. Die Weitergabe an Personen, die nichts mit dieser Welt zu tun haben möchten, ist eine Frechheit. Außenstehende Personen dürfen mit solchen Inhalten nicht belästigt werden!“
Ob er rechtliche Schritte gegenüber seinem Stalker einleitet, lassen wir an diese Stelle unerwähnt.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Viele unserer Freunde innerhalb der Fetischcommunity publizieren häufig nur noch stark anonymisierte Inhalte. So bieten Bild- und Videoaufnahmen, welche in sozialen Netzwerken oder Datingplattformen geteilt werden, keine Informationen über die eigene Identität oder Herkunft. Angesichts des oben beschriebenen Vorfalls eine nachvollziehbare Sicherheitsmaßnahme. Dennoch sollte man sich nicht entmutigen lassen, Information mit anderen Personen zu teilen. Sei es ein Urlaubsbericht oder erregende Details aus der letzten Session. Nur sollte man immer folgende Dinge hinterfragen:
- Was möchte ich teilen? (z.B. ein Foto einer Session)
- Mit wem möchte ich es teilen? (z.B. mit Freunden)
- Auf welchem Weg möchte ich es teilen? (z.B. über einen Messenger direkt an eine oder mehrere Personen oder in einem sozialen Netzwerk, sodass es „alle“ Freunde sehen können)
- Sind auf dem zu teilenden Inhalt Information zu meiner Person? (z.B. Gesicht erkennbar oder im Hintergrund eindeutige Merkmale auf die eigene Wohnung)
- Aus welchem Grund möchte ich es teilen? (z.B. als Anregung oder Bewerbung für eine weitere Session oder als Beweisbild einer möglichen Sexualpraktik)
- Sind auf dem zu teilenden Inhalt Information einer anderen Person und habe ich deren Zustimmung zum Teilen? (z.B. ein Gruppenbild)
Man könnte sicher noch weitere Fragen stellen. Diese grundlegenden Fragen sollte man sich dennoch vorab selbst stellen, um sich selbst über das Teilen von Information zu sensibilisieren.
Eure Meinung
Wie denkt ihr über das Teilen von Inhalten mit anderen Personen? Seid ihr auf sozialen Netzwerken und/oder Messengern aktiv und lasst ihr Personen in eurem Umfeld auf dem digitalen Weg an eurem Leben teilhaben? Oder habt ihr in eurem Bekannten- oder Freundeskreis jemanden, der mit euch gefühlt alles (auch sensible Inhalte) relativ sorglos teilt? Schreibt uns gern eure Meinung zu diesem Thema. Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen.
Schwieriges Thema, aber gut, dass das aufgegriffen wird. Ich stelle mir öfter vor, was wäre, wenn mir selbst so etwas passieren würde. Es gibt zwei Versionen von diesem Szenario. Version 1 wäre, dass meine Firma (und Freunde, Familie) so reagieren würde, wie ich mir das wünschen würde und wie das auch richtig wäre: sie würde erkennen, wer hier Täter und wer Opfer ist, und entsprechend reagieren. Nämlich den Versender der Bilder und Inhalte an Personen, für die diese nicht gedacht sind und die diese gar nicht sehen wollten, und der nicht das Recht hat, diese zu nutzen und zu versenden, an die Polizei zu melden, und mich als Opfer zu schützen.
Version 2 (leider die wahrscheinlichere): meine Firma reagiert so, wie sich der Täter das wünscht und versucht, mir ein Problem zu machen (Image der Firma, etc). Aber auch wenn das passiert: auf DEN Rechtsstreit würde ich mich beinahe freuen. Ich habe nichts zu verbergen und ich bin nicht der, der andere Personen mit Inhalten belästigt, die sie nicht sehen wollen.
Ist vermutlich einfacher für mich, weil ich mich selbst eher gegen Ende meiner aktiven professionellen Karriere sehe, aber trotzdem ganz wichtig: in so einem Fall ist es essenziell zu verinnerlichen, wer Opfer und wer Täter ist. Selbst wenn das eurem Umfeld instinktiv nicht bewusst sein sollte, spätestens bei öffentlichen Stellen (Polizei, Justiz), würde ich denken/hoffen, dass sie auf der Seite der Opfer sein MÜSSEN. Wichtig ist dann nicht, klein beizugeben, sondern im Gegenteil, die Hilfe einzufordern, die einem zusteht.