Bei den meisten BDSM-Spielern gibt es eine klare Rollenverteilung. Es gibt eine dominante und eine devote Person. Doch manche selbsternannten Meister machen während und auch außerhalb einer Session den Eindruck, sie seien unnahbar. Doch vielleicht wird hier oft nur eine gewisse Unsicherheit überspielt…
Ein Top oder Meister muss sich gegenüber seinem devoten Spielpartner oder -partnerin durchsetzen. Sein Wort ist während (und bei manchen Partnern auch außerhalb) einer Session Gesetz! Ein durchaus nicht einfacher Job. Das ist ähnlich wie bei der Kindererziehung, man muss ernst bleiben und darf nicht lachen. Sobald man lacht, wird die Situation entkräftet und man wird nicht mehr ernst genommen.
Aber sind wir denn Kinder? Auch unter Erwachsenen kann vielleicht der eine oder andere „Kindskopf“ dabei sein (Age-Player jetzt mal ausgenommen).
Es gibt durchaus devote Personen, die brauchen eine klare verbale Ansage, um sich entsprechend fallen lassen zu können. Das Kopfkino ist hier entscheidend, und dabei können die Augen komplett verbunden sein. Manche Tops bieten genau diesen Headspace ihren Spielpartnern und sie werden verbal erzogen, vielleicht sogar erniedrigt und durch die entsprechenden Ansagen gelenkt.
Für einen Außenstehenden mag das vielleicht wie ein schlechtes Schauspiel wirken oder gar arroganten Merkmalen gleichen. Manche Tops behalten diese unsichtbaren selbsterrichteten Mauern bei und schaffen sich damit eine künstliche Unnahbarkeit. Für einen devoten Partner mag es hochgradig erotisch sein, für einen Außenstehenden befremdlich und ablehnend.
Hochmut kommt vor dem Fall
Doch wie erkennt man den Unterschied? Auf der einen Seite haben wir dominante Personen, die durchgängig dominant sind, sowohl innerhalb als auch außerhalb einer BDSM-Session, im privaten und auch beruflichen Umfeld. Auf der anderen Seite haben wir Dominante, die nur während einer Session den entsprechend „scharfen Ton“ an den Tag bringen. Egal ob dauerhaft oder nur temporär, man tut sich sehr schwer den Unterschied zu erkennen, welche Person diese Lebenseinstellung verinnerlicht hat und bei welcher es nur eine künstliche Fassade ist.
Wir haben einen Dominanten kennengelernt, welcher im privaten Umfeld sehr friedlich und pazifistisch war und dennoch hat sich die Sklavin neben ihn hingekniet und hätte es niemals gewagt sich einfach ungefragt und unerlaubt auf einen Stuhl zu setzen. Diese genannte Person hätte nach außen hin niemals den Eindruck erweckt ein BDSM-Master zu sein und dennoch haben er und seine Sklavin ihren gemeinsamen Weg gefunden. Von Unnahbarkeit und auch Unsicherheit keine Spur.
Andere dominante Personen wirken hingegen manchmal etwas hochnäsig. Sie stellen sich in den Mittelpunkt und brüsten sich damit devote Spielpartner unter sich zu haben. Es ist die „Macht“, die sie vom Charakter her verändert. Und bei manchen Personen ist dieses Gefühl von Macht keine Charakterveränderung, sondern ein Schauspiel.
Kommen wir zur Grundfrage des Artikels: Was ist jetzt eigentlich genau die Unnahbarkeit und was ist Unsicherheit? Da jede Person für sich einzigartig ist, kann man das nicht immer genau vorhersagen, vor allem bei neuen Begegnungen. Meist kristallisiert sich das erst nach ein paar Treffen heraus, so wie man eben eine Person näher kennenlernt, so ist das auch im Bereich BDSM.
Übung macht den Meister
Nach mehrjähriger Erfahrung im Bereich BDSM können wir eins mit Sicherheit sagen: Kein Mensch ist unnahbar. Viele dominante Spielpartner versuchen durch eine künstliche Unnahbarkeit ihre Unsicherheit zu überspielen. Jedoch ist das nicht nötig. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und es kann niemand verlangen, dass man von heute auf morgen der „perfekte Master“ ist. Man muss in seine Rolle langsam hineinwachsen und mit Routine und eigener Erfahrung steigt auch die Selbstsicherheit. Und ein selbstsicherer Master ist nicht unnahbar, jedoch wird er seinem Sklaven sehr deutlich zeigen, wo sein Platz ist.
Einige devote Personen wollen jedoch eine soziale und emotionale Distanz, damit sie sich besser in einer Session fallen lassen können. Andere genießen es auch sich an einer starken Schulter anlehnen zu können oder gar einfach kuschelnd dazuliegen. Warum denn auch nicht? Liebe hat viele Gesichter und auch viele Wege sich zu zeigen. Egal ob fest in den Arm genommen oder mit einem Paddle den Hintern versohlend, jedes BDSM-Paar findet seinen eigenen Weg. Und auch ihr werdet euren Weg finden. Passt aufeinander auf.