Fesselnde Erfahrungsberichte können uns „extrem“ erscheinen. Und die Meinungen gehen hier teils stark auseinander. Was für den einen ein Hirngespinst ist, das ist für eine andere Person Realität. Doch wie unterscheidet man zwischen Realität und Fiktion? Wie unterscheiden wir eine wahre von einer erfundenen Geschichte? Und wie unterscheidet man zwischen einem vertrauenswürdigen Spielpartner und einem Betrüger?
Ihr erinnert euch sicherlich an den Bericht über sogenannte „Trugbilder„. Das sind Bilder, die uns eine gewisse Geschichte erzählen, doch die Wirklichkeit kann möglicherweise vollkommen anders aussehen. Ist das wohl mein persönlicher Waschbrettbauch im Vorschaubild? Wohl eher nicht! Hollywood macht es uns vor. Wir genießen einen Spielfilm und wissen, dass es Fiktion ist. Und dennoch lassen wir uns gern von den Bildern verzaubern und genießen den Anblick. Wir entfliehen unserem tristen Arbeitsalltag und lassen uns unterhalten.
Anders verhält es sich bei persönlichen Erfahrungsberichten, denn hier erwarten wir die ungefilterte Wahrheit. Dabei ist es irrelevant, auf welche Art wie diesen Bericht erhalten. Das kann persönlich, fernmündlich oder in Schriftform erfolgen. Sind wir bereit für die Wahrheit oder ist es manchmal nicht einfacher und bekömmlicher, wenn man sich in Watte packen lässt und nur die schönen Dinge auf einem Silbertablett mundgerecht serviert bekommt? Unsere Gesellschaft hat den großen Vorteil, dass wir unsere Meinung frei äußern können und dürfen und wir darüber hinaus auch eine Pressefreiheit haben.
Doch wie verhält sich das im privaten Umfeld und wie unterscheiden wir Fakten und Hirngespinste? Manchmal ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Wir selbst sind kürzlich fast auf eine erfundene Geschichte leichtgläubig hereingefallen.
Es ging bei der Geschichte um einen Bericht eines Chatpartners, der von sich angab in einer mehrjährigen hierarchischen Beziehung zu leben. Seine anfängliche Herrin war so von sich eingenommen, dass sie das Erreichen ihrer selbstbestimmten Perfektion offen kommuniziert hat. Das Ergebnis: Sie hat von jetzt auf gleich beschlossen ihre Rolle als Domina aufzugeben, da sie sich selbst nicht verbessern könne und unterwarf sich ihrem damaligen Sklaven (unserem Chatpartner). Dieser wurde fortan der Meister und die ehemalige Herrin wurde zu seiner Sklavin.
Die Geschichte wurde noch reichlich ausgeschmückt, damit man die Glaubwürdigkeit nicht in Frage stellen würde. Dennoch hörten wir uns um, mit dem Ergebnis, dass weder die Beziehung noch die Partnerin existent waren. Es war eine erfundene Marketing-Kampagne eines Gewerbetreibenden, der innerhalb der BDSM-Community auf sich aufmerksam machen wollte und somit nicht nur seine erfundene Geschichte, sondern auch seine Produkte zu vermarkten versuchte. Und der Erfolg gab ihm Recht, denn über die Jahre hatte sich seine erfundene Geschichte so gefestigt, dass sie sich als Tatsachenbericht in der BDSM-Welt etabliert hat.
Zusatzinfo: Da wir hier niemanden öffentlich an den Pranger stellen möchte, sehen wir von weiteren Details ab. Wir stehen mit dieser Person nicht mehr in Kontakt und da kein Geschäftsverhältnis mit dessen Gewerbe bestand und auch nicht bestehen wird, ist diese erfundene Geschichte für uns nicht von Relevanz.
Wir kennen nun die Wahrheit, doch möchte man diese Wahrheit überhaupt immer bedingungslos wissen? Oder genießt man lieber die unwissentlich fiktive Geschichte und stellt sich vor, dass man sie vielleicht selbst erleben könnte? Allein die Vorstellung einer hierarchischen Beziehung ist für einige Personen eine Sehnsucht. Warum also nach einer potentiell existierenden abweichenden Wahrheit forschen, wenn es viel einfacher und bekömmlicher ist sich blenden zu lassen?
Unterm Strich muss jeder für sich selbst entscheiden, inwieweit man manchen Erzählungen Glauben schenkt und welche man hinterfragt. Konkret wird es, wenn man mit eben dieser Person direkten Kontakt aufbaut und vielleicht sogar erhofft in die Gunst eines gemeinsamen Abenteuers zu kommen.
So war es naheliegend, dass einige Leserinnen und Leser schon bei uns nachgefragt haben, ob wir verlässliche Personen für BDSM-Abenteuer vermitteln können. Im selben Atemzug wurde auch nach einer sogenannten „schwarzen Liste“ gefragt mit Personen, von denen man sich lieber fernhalten sollte.
Ein solches Register existiert nicht und selbst wenn es existieren würde, so müsste man dessen Inhalt stark anzweifeln. Zu einer Partnerschaft gehören immer zwei und alle darin enthaltenen Wertungen sind zweifelsohne subjektiv. Manche ehemaligen oder abgelehnten Spielpartner könnten diese Liste sowohl positiv als auch negativ stark beeinflussen.
Am Ende können wir euch nur raten wachsam zu sein. Wenn jemand bei einem Gespräch lügt, dann hat die Lüge meist einen Grund. Oft möchte diese Person von der Wahrheit ablenken. Es lässt daher vermuten, dass sich derjenige für die Wahrheit schämt. Das kann beim Aussehen oder anderen persönlichen Daten, zum Beispiel dem Alter, anfangen und geht bis hin zur Erschaffung einer fiktiven Identität. Wenn euch etwas merkwürdig vorkommt, dann hinterfragt es. Manche wollen mit erfundenen Geschichten auf sich aufmerksam machen. Wenn ihr also darüber stolpert, dann war diese Person mit ihrem Vorhaben möglicherweise erfolgreich. Doch sollte man nicht jede erhaltene Information als potentielle Unwahrheit in Frage stellen. Seid aufmerksam und passt aufeinander auf!