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Symbole und Stigmatisierung

Es gibt unzählige Symbole auf der Welt, die eine bestimmte Bedeutung haben. Je nach Kontext oder Personenkreis, in welchem ein Symbol Verwendung findet, kann die Bedeutung abweichen. Manchmal kann es dadurch zu Fehlinterpretationen und möglicher Stigmatisierung kommen.

Die meisten Symbole, die uns im Alltag begegnen, nehmen wir nur noch unbewusst wahr. Sei es auf einer Fernbedienung vom Fernseher oder auf Schildern im Straßenverkehr. Auch im BDSM-Bereich gibt es viele Symbole, um Gleichgesinnte zu erkennen, zum Beispiel die Triskele.

Nicht immer sind Symbole so eindeutig wie ein STOP-Schild. So kann es passieren, dass sich die Bedeutung eines Symbols im Laufe der Jahre ändert oder je nach Kontext eine andere Bedeutung haben kann. Als Beispiel möchten wir euch das Symbol für „Warnung vor Biogefährdung“ (Warnzeichen W009 nach DIN EN ISO 7010) nennen. Das seht ihr auch (auf dem Kopf stehend) im Vorschaubild dieses Beitrags.

Bei „Biogefährdung“ oder im Englischen „Biohazard“ (Kurzform von biological hazard) mussten wir zunächst an die gleichnamige Computerspielreihe aus dem Hause Capcom denken, die im europäischen und amerikanischen Markt unter dem Namen „Resident Evil“ bekannt ist. Doch das Symbol „Warnung vor Biogefährdung“ hat eigentlich nicht unmittelbar etwas mit Zombies zu tun. Mit diesem Symbol werden Objekte gekennzeichnet, die eine Gefahr für Menschen und Umwelt darstellt, die von biologischen Substanzen oder Organismen ausgehen, zum Beispiel Viren oder Toxine.

Was hat es zu bedeuten, wenn ein Mensch damit gekennzeichnet ist und warum sollte sich ein Mensch freiwillig damit kennzeichnen lassen? Die Frage haben wir uns auch gestellt und unterschiedliche Antworten bekommen. Einer unserer Gesprächspartner trägt dieses Symbol als Tattoo im Intimbereich (oberhalb des Penisschafts). Seine Erklärung dazu:

„Ich trage das HI-Virus in mir. Als ich vor über 20 Jahren die Diagnose erhalten habe, brach zunächst eine Welt für mich zusammen. Inzwischen sind die Menschen aufgeklärt und es gibt gute Behandlungsmethoden. Den Geschlechtsverkehr gibt es nur noch geschützt. Manchen Sexualpartnern kann es nicht schnell genug gehen, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Das Tattoo im Intimbereich ist das Symbol dafür zu sagen: Ab hier nur noch geschützt! Die meisten reagieren verständnisvoll, andere brechen das intime Spiel ab.“

Mit diesem Hintergrundwissen betrachtet man das Symbol heute definitiv anders. Man ist sensibilisiert. Doch was ist, wenn eine Person ein solches Symbol trägt und es aber eine ganz andere Bedeutung hat. Uns ist es kürzlich bei einer Session so ergangen. Unser Spielpartner zieht sein Oberteil aus und auf seinem Rücken sehen wir dieses schier eindeutige Symbol. Wir haben ihn direkt danach gefragt, ob es denn auch diese spezielle Bedeutung hat. Dies konnte aber verneint werden. Vielmehr wurde das Symbol vor vielen Jahren aus rein optischem Gefallen gewählt und damals hatte es noch keinen inhaltlichen Bezug zu HIV.

Trotzdem kam es unfreiwillig zu einer Stigmatisierung. In unserem Köpfen war sofort der Gedanke: Diese Person ist HIV-positiv. Und sich von diesem eingebrannten Gedanken zu lösen, kann eine Weile dauern. Würde man sich besser fühlen, wenn die Person auf einem ärztlichen Dokument seinen negativen HIV-Status belegen könnte? Man sollte dem Wort eines Menschen Glauben schenken. Doch warum tun wir uns damit schwer?

Zweifelsohne haben viele Menschen seit Beginn der Covid-19-Pandemie ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Gesundheitsstatus und dem von ihren Mitmenschen. Man könnte dazu Übersensibilisierung sagen, andere bezeichnen es als reinen Selbstschutz. Und es ist nichts verwerflich daran, sich selbst und andere zu schützen. Und gerade in Bezug auf HIV weiß man durch einen geschützten Geschlechtsverkehr sich sehr gut zu schützen. Und da wir prinzipiell einen geschützten Geschlechtsverkehr mit unseren Spielpartnern pflegen, gab es bei unserem letzten Date keine Abweichung.

Es wird vermutlich immer Personen geben, die nicht für einen offenen Dialog bereit sind und die andere aufgrund diverser Symbole weiterhin vorverurteilen. Man kann sich darum bemühen, diese Menschen aufzuklären. Diese Personen müssen auch empfänglich dafür sein eine abweichende Wahrheit ihrer persönlichen Meinung vorzuziehen. Sollte dieses Bestreben erfolglos bleiben, hilft es nur sich von diesen Personen zu distanzieren.

Wir können euch an dieser Stelle nur dazu ermutigen mit euren Mitmenschen und gerade euren möglichen Spielpartnern offen zu sprechen. Niemand sollte aufgrund persönlicher Eigenschaften vorverurteilt bzw. stigmatisiert werden. Manchmal ist es gut die Dinge von einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich die Meinung der anderen auch anzuhören. Was man damit anfängt, bleibt jedem selbst überlassen. Seid offen, ehrlich und freundlich zueinander. Und wenn euch doch zu viel gesprochen wird, so kann ein Knebel Abhilfe schaffen. Passt aufeinander auf!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

2 Gedanken zu „Symbole und Stigmatisierung“

  1. ich trage auf der rechten Po-Backe ein „S“ mit gekreuzter Reitgerte in Rot und Schwarz. Sicher seit 30 Jahren. Die Symbolisierung dürfte klar sein.

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