„Wecke mich mit Sex oder lass mich schlafen.“ Diesen Spruch durfte ich mir schon einmal anhören. Doch wie verhält es sich, wenn man den sexuellen Akt mit seinem Partner beginnt und gar nicht möchte, dass dieser erwacht? Und was hat es damit auf sich, dass sich manche Personen für dieses Spiel bewusst schlafend stellen?
In einem Forum über sexuelle Praktiken gab es kürzlich eine Diskussion, da ein Gesprächsteilnehmer auf der Suche nach einer Partnerin für die Sexualpraktik „Sleep Play“ gesucht hat. Schnell änderte sich der Ton in der Diskussion. Begriffe wie Betäubung, Vergewaltigung und Somnophilie wurden sehr schnell damit in Verbindung gebracht. Aber wo genau besteht denn der Unterschied zwischen einer Person mit Somnophilie und einer anderen Person, die auf „Sleep Play“ steht? Wir versuchen die Begriffe zu erklären.
Somnophilie
Die Somnophilie ist eine Störung der Sexualpräferenz, bei welcher sich die Betroffenen von schlafenden oder bewusstlosen Personen angezogen fühlen.
In geringem Ausmaß ist diese Vorliebe unproblematisch. Bei extremeren Fällen, in welchen die Betroffenen schlafende Personen in sexuelle Handlungen zu verwickeln versuchen, kann dies aber gefährlich werden und zu Problemen führen.
Quelle: arztphobie.com
Sleep Play
Die Definition von Sleep Play ist hier etwas schwammiger. In den meisten Fällen handelt es sich um eine einvernehmliche Sexualpraktik, bei der ein Partner schläft (oder schlafend stellt) und die sexuelle Penetration durch den wachen Partner am Schlafenden erfolgt.
In BDSM-Kreisen ist auch die Rede davon, dass der unterwürfige Partner während des Schlafens gefesselt wird und dann sexuell penetriert wird.
Sollte sich der devote Partner schlafend stellen, so liegt die Herausforderung dabei möglichst keinerlei Gegenwehr oder Reaktion auf die Penetration zu zeigen.
Schneewittchen und der nicht einvernehmliche Kuss
Ein kleiner Exkurs: Wer kennt nicht das Märchen Schneewittchen von den Gebrüdern Grimm? Wusstet ihr, dass Schneewittchen ursprünglich nicht vom Königssohn (Prinzen) wachgeküsst wurde. Der Königssohn verliebte sich in die totgeglaubte Frau und aus Mitleid mit ihm trugen die Zwerge sie in ihrem Sarg auf sein Schloss. Dabei stolperte ein Diener, der Sarg zerbracht und das vergiftete Apfelstück rutschte ihr dabei aus dem Hals, sodass sie wieder erwachte. In den meisten Verfilmungen waren ein Kuss und die wahre Liebe die Erlösung des endlosen Schlafes. Einige Feministinnen beschweren sich, dass es sich bei den Verfilmungen mit Kuss um frauenfeindliche Erzählweisen und nicht einvernehmlichen körperlichen Kontakt handelt. Die Erstausgabe des Märchens stammt aus dem Jahre 1812. Vor über 200 Jahren waren die Rechte der Frauen noch deutlich geringer als heute. Ein solch suffragettischer Zwergenaufstand wäre vermutlich mit einem wärmenden Feuer am Scheiterhaufen feierlich beendet worden. Spaß beiseite…
Der Unterschied oder die Abgrenzung
Beim Sleep Play handelt es sich um eine vorher abgesprochene und einvernehmliche Sexualpraktik. Bei Somnophilie handelt es sich um ein zwanghaftes Verlangen bei dem die betroffene Person auch gegen den Willen des Sexualpartners entsprechende Handlungen vornimmt. Wobei die Grenzen hier sehr fließend sind und es durchaus Personen mit Somnophilie gibt, die ihren Sexualtrieb unter Kontrolle haben und ihre Vorliebe ausschließlich einvernehmlich mit ihren Sexualpartnern ausleben. Man könnte also auch behaupten, dass Sleep Play die einvernehmliche Sexualpraxis ist, die aus einer Somnophilie entspringt.
Ein Leser berichtet
„Ich liebe meine Frau über alles und unser Sexleben ist schön. Doch gesundheitlich bedingt habe ich leider etwas Probleme und so ist der sexuelle Akt mit einem gewissen Leistungsdruck verbunden. Manchmal reichte die Aussage ‚ja genauso, mach weiter‘ von meiner Frau und schon geht nichts mehr. Ich hab ihr dann gesagt, dass es besser wäre, wenn sie nichts sagt und einfach nur still hält. Sie hatte sich dann schlafend gestellt und plötzlich war der Leistungsdruck weg und ich konnte den Akt vollziehen. Für sie war es anfänglich schwer keine oder nur wenig Reaktionen zu zeigen, hat aber inzwischen Gefallen daran gefunden und ist nun eine stille Genießerin.“
Betäubung und Vergewaltigung
Leider gibt es immer wieder Fälle von Vergewaltigung, bei denen die Opfer vorher betäubt werden. Es beginnt mit KO-Tropfen in Getränken und endet beim mit Chloroform getränkten Stofftuch, welches einem vor Nase und Mund gehalten wird. Wir haben mit mehreren Personen gesprochen, die Sleep Play praktizieren. Alle haben sich klar von nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen distanziert. Bei den meisten stellt sich einer von beiden Sexualpartnern schlafend. Nur wenige Personen haben einen so tiefen Schlaf, dass sie während der Penetration nicht irgendwann aufwachen. Ich selbst habe es am eigenen Leib erfahren. Ich war eigentlich wach, lag aber noch dösend im Bett. Irgendwann merkte ich, dass da jemand in meinem Intimbereich zugange war. Ein schönes Gefühl damit geweckt zu werden. Ich habe mich danach allerdings nicht mehr schlafend gestellt, bin aber relativ faul liegen geblieben (mit Ausnahme eines Körperteils).
Nekrophilie
Der Vollständigkeit halber möchten wir auch auf das Thema Nekrophilie eingehen, bei denen die betroffenen Personen sexuelle Erregung an Leichen empfinden. Auch hier können wir eine klare Abgrenzung machen, dass Personen, die Sleep Play praktizieren, kein sexueles Interesse an leblosen Körpern haben. Dennoch kann es für Außenstehende den Eindruck erwecken, dass Personen mit Somnophilie Interesse an leblosen Körpern haben. Bewegungslos (schlafend) hat nichts mit leblos (verstorben) zu tun.
Eure Meinung
Was haltet ihr von der Sexualpraktik „Sleep Play“? Habt ihr es vielleicht schon einmal ausprobiert? Schreibt uns gern eine Nachricht oder Kommentar. Wir freuen uns auf eure Zusendungen.
Es gibt auch Nekrophile, die das als Rollenspiel praktizieren, indem sich einer passiv hinlegt. Insofern ist der Verweis nicht so abwegig.