Skin

Skinheads und Skin-Fetisch

Hohe Springerstiefel, gebleichte Hosen, Bomberjacke, kahlgeschorener Kopf und einen Baseballschläger in der Hand: Skinhead! Doch diese Erscheinung hat sehr oft überhaupt nichts mit der politischen Gesinnung zu tun, sondern es handelt  sich teils sogar um einen sexuell Fetisch in der Schwulen-Szene. Hier eine kleine Aufklärung über einen weit verbreiteten Irrglauben!

Nazi! Das ist das erste, was viele Unwissende denken, wenn sie einen Skinhead sehen! Was nicht bedacht wird ist die Tatsache, dass man mit dem Ausdruck „Nazi“ den meisten Skinheads Unrecht tut und man sie sogar stark damit beleidigt. Drehen wir die Zeit ein wenig zurück und schauen wir uns die Ursprünge der Skinhead-Szene etwas genauer an.

Den Namen Skinhead kann man direkt aus dem Englischen übersetzen: Glatzkopf! Wobei viele Skins keine polierte Glatze haben, sondern ihr Haupthaar einfach nur sehr kurz geschoren tragen. Als Beginn der Skinhead-Szene wird oft das Jahr 1969 genannt, und es formte sich damals eine eigene Subkultur (wie auch „Punks“) mit entsprechend auffallendem Erscheinungsbild, Gemeinschaftsgefühl und auch Musikgeschmack.

Damals ging es teils auch schon etwas rauer und aggressiver zu. Einige Skinheads wurden damals zu Hooligans, welche es heute noch gibt. Das „gemeinsam für eine Sache kämpfen“ als Grundgedanke mag durch die rücksichtslose Durchsetzung eher rufschädigend sein. Die Geschichte ist lang, jedoch kurz: dieses Erscheinungsbild hat sich auch in der nationalsozialistischen Schicht etabliert.

Aber jetzt ein sexueller Fetisch in genau diese Richtung, der sich gerade in der Schwulen-Szene immer weiter verbreitet,… warum eigentlich nicht? Seit den 90ern gibt es die sogenannte „Gay Skinhead Movement“ (kurz GSM). Der Fetisch orientiert sich an der rebellischen Zeit, als die Skinhead-Kultur entstanden ist. Ein markantes Erscheinungsbild und die Vorliebe an einem männlichen, harten und ggf. raueren Umgang. In der BDSM-Szene ist der Skin-Fetisch deshalb mit wachsender Beliebtheit zu beobachten.

Zum Erscheinungsbild, beginnen wir unten:

  • Springerstiefel oder Arbeitersicherheitsstiefel
  • gebleichte Hosen (manchmal wird von Skinheads dieses Bleichen selbst mit WC-Reiniger vorgenommen, weshalb die Hosen umgangssprachlich den Markennamen eines bekannten WC-Reinigungsmittels tragen)
  • Hosenträger
  • Polohemden
  • Bomberjachen
  • Kurz geschorenes Haupthaar oder Glatze

Passend zu dieser Optik gibt es auch diverse „einführbare Spielsachen“, welche stark an Baseballschläger erinnern. Also beim nächsten Besuch im Sexshop nicht verwundert sein, wenn neben diversen Plugs und Dildos im Regal auf einmal auch ein „Baseballschläger“ liegt. An dieser Stelle können wir nur davon abraten tatsächlich einen Schläger aus Holz (aus einem Sportgeschäft) für diverse vaginale oder rektale Einführungen zu benutzen!

Skin-Fetisch, Copyright 2018, fesselblog.de
Skin-Fetisch, Copyright 2018, fesselblog.de

Auf der Folsom Europe 2018 haben wir ein paar Skin-Fetischisten treffen können, aber wir durften aus Gründen der Privatsphäre nur unterhalb des Gürtels fotografieren. Was wir hier vorgefunden haben war kein Jeans-Stoff, sondern Gummihosen mit diesem gebleichten und verwaschenen Muster.

Dieser Skin-Fetisch lässt sich also auch wunderbar mit anderen Fetischen kombinieren, zum Beispiel mit dem Gummi-Fetisch. Im Vorfeld zu diesem Artikel haben wir mit einigen aus der Szene sprechen können und immer wieder hat sich die Frage gestellt, wie man denn bei einem Skinhead „sicherstellen kann“, dass es sich um eine sexuelle Vorliebe und kein Ausdruck seiner politischen Gesinnung ist.

Es ist der Umgang miteinander! Skin-Fetischisten kleiden sich als Skinheads, weil es ihnen gefällt und es ein Ausdruck ihrer sexuellen Vorliebe ist. Und genau diese Liebe ist es, die die Gleichgesinnten in dieser Szene auch zusammenbringt. Spätestens, wenn sich zwei Skinheads leidenschaftlich küssen könnt ihr euch sicher sein, dass es sich hier nicht um Hass und Fremdenfeindlichkeit handelt.

Wenn ihr also das nächste mal einen Skinhead seht dann schaut, bevor ihr ihn in eine Schublade steckt, nochmal genauer hin. Denn es könnte einfach nur der Ausdruck einer Kultur aus den 60ern und 70ern sein oder eben eine sexuelle Vorliebe. Skinheads sind keine Nazis!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

3 Gedanken zu „Skinheads und Skin-Fetisch“

  1. Hallo Fesselblog-Team – lieber Dennis,
    Ich habe deinen Beitrag gelesen und er beschreibt genau meine Erfahrungen als Skinhead in der Öffentlichkeit. Ich trage diesen Style jeden Tag und er ist für mich zur Gewohnheit und Normalität geworden, auch wenn ich beobachten kann, das ich oft im Mittelpunkt vieler Blicke anderer Menschen stehe.
    Angesprochen hat mich noch niemand auf meinen Style, auch habe ich noch keine negativen Erfahrungen damit gemacht, das Nazi beschimpft zu werden.
    Zu Beginn war es für mich eine schwere Überwindung, in diesem Style vor die eigene Haustüre zu treten. Getrieben von meinem Top, der mich dazu gezwungen hat, aber auch von meiner eigenen Geilheit in der Hose habe ich mein ganzes Selbstbewusstsein und Mut gebraucht, um diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen. Und ja, es war oft sehr eng in der Hose.

    Aber vermutlich wurde ich nicht auf ein Nazivergleich angesprochen, da ich ein schwarzes Lederhalsband trage, welches abgeschlossen ist. Ich bekomme es nur auf Antrag zu besonderen Anlässen in eine Halskette getauscht oder zum Duschen kurz abgelegt.

    Wenn Du noch weitere Fragen hast, so schreibe mir doch einfach.
    Ich finde Deinen Blog sehr gut und möchte Dich sehr gerne unterstützen.

    Gruß Tom

    1. Lieber Tom,
      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar auf unseren Blogbeitrag. Es freut uns immer sehr, wenn sich Leser zu Wort melden. Lob nehmen wir natürlich sehr gern an, aber wir sind auch für konstruktive Kritik offen.

      Das Thema „Skins in der Öffentlichkeit“ ist mir besonder auf Folsom Europe so richtig bewusst geworden. Und ich bin direkt mit ihnen in Kontakt getreten. Und von nationalsozialistischen Zügen war keine Spur. Es ist eine Lebenseinstellung und ein (teils nur) optischer Fetisch.

      Ja es kostet teils schon Überwindung in diversen Outfits auf die Straße zu gehen. Hier werden wir demnächst eine Beitrag-Reihe starten nach dem Motto „Kleider machen Leute“ und dabei ist teils auch ein gewisser Kleiderzwang dahinter. Also eine fremdbestimmte Kleiderordnung, da kann auch (wie in deinem Beispiel) ein abgeschlossenes Halsband dazu gehören.

      Sehr gern würden wir auch deine Unterstützung für den Blog annehmen. Wir genau das aussehen kann, das klären wir im direkten Gespräch.
      Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß auf unserem Fesselblog.

      Viele Grüße
      Dennis vom Fesselblog

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