Anerkennung von Sexarbeit

Es geht um das älteste Gewerbe der Welt. Der negative Ruf des Gewerbes und der Sexarbeiter selbst eilt ihnen voraus. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass diese Arbeit in Zukunft besser anerkannt und wertgeschätzt wird.

Dirne, Freier, Hure, Nutte, Prostituierte, Stricher, Zuhälter,… Begriffe, die man im Zusammenhang mit Sexarbeit schon einmal gehört oder gelesen hat. Sie haben noch etwas gemeinsam: einen negativen Beigeschmack. Oft werden solche Begriffe in unserem Sprachgebrauch als Schimpfwort verwendet und haben daher einen abwertenden Charakter.

Einige Menschen sehen im sexuellen Akt eine sehr intime Handlung, welche sich gegenseitig Liebenden vorbehalten sein sollte. Sex nur zum Spaß unter Freunden oder Bekannten ist schon ein Schritt, den viele nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen. Und dann kommt der Abschuss: Sexuelle Dienstleistungen! Unvorstellbar seinen Körper gewerblich anderen Personen zur Verfügung zu stellen!

Was ist Sexarbeit?

Doch was genau ist denn eigentlich „Sexarbeit“? Sexarbeit ist kein juristischer Fachbegriff, man versteht darunter „eine konsensuelle sexuelle oder sexualisierte Dienstleistung zwischen volljährigen Geschäftspartnern gegen Entgelt oder andere materielle Güter“ (Quelle: Wikipedia).

Das bedeutet also, dass sich der Sexarbeiter und der Kunde über sexuelle Dienstleistung und deren Vergütung einig sind. Was genau diese Vereinbarung beinhaltet, das kann sehr unterschiedlich sein. Das Dienstleistungsportfolio ist sehr groß, angefangen mit einer Abendbegleitung, über den Beischlaf, bis hin zu speziellen sexuellen Praktiken. Spezielle Praktiken können zum Beispiel Trampling oder Spanking sein. Ein Sexarbeiter kann möglicherweise innerhalb dieser Dienstleistung zusätzlich eine spezielle sexuelle Praktik vollziehen oder sich gar vollständig darauf beschränken und somit einen herkömmlichen Beischlaf ausschließen.

Ist Sexarbeit legal?

Vor einigen Jahrzehnten wurde die Sexarbeit in Deutschland entkriminalisiert. Doch erst seit dem Jahre 2002 und dem Inkrafttreten des Prostitutionsgesetz (ProstG) gilt Sexarbeit auch nicht mehr als sittenwidrig. Man muss allerdings beachten, dass diese gesetzliche Regelung nur für Deutschland gilt und Prostitution in einigen Ländern der Welt illegal ist. Wenn wir zu unseren europäischen Nachbarn schauen, dann erhalten wir folgende Grafik:

Sexarbeit in der EU (Stand April 2022) - Copyright by statista.com
Sexarbeit in der EU (Stand April 2022) – Copyright by statista.com

Quelle: statista.com (Stand April 2022)

Wer nimmt Sexarbeit in Anspruch?

Böse Zungen würden behaupten, dass Sexarbeit nur von den „alten, fetten, hässlichen Typen“ beansprucht wird, die in freier Wildbahn wohl niemanden abbekommen würden. Das ist ein Irrglaube! Sexarbeit wird von Personen jeden Geschlechts und aus jeder gesellschaftlichen Schicht in Anspruch genommen. Doch die wenigsten Personen, die diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen, werden dies offen kommunizieren. Die Tatsache für Sex Geld zu bezahlen, birgt bei einigen Kunden eine gewisse Scham. Dabei muss man sich ganz und gar nicht schämen, wenn man für die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse professionelle Dienstleister beauftragt. Die sexuelle Befriedigung ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis, warum hier also nicht professionelle Dienstleistung in Betracht ziehen?

Fehlende Wertschätzung

Viele Sexarbeiter beklagen mangelnde Wertschätzung für ihren Beruf. Das trifft allerdings auch auf andere Branchen zu. Sobald wir den Beruf eines Gesprächspartners erfahren, wird dieser gedanklich in eine bestimmte Schulblade eingeordnet. Ein Arzt, ein Halbgott in Weiß, muss intelligent sein und strahlt Vertrauen aus. Jemand, der im Supermarkt Regale einräumt, schein wohl eher kleingeistiger Natur zu sein. IT-Mitarbeiter sind nur Betrüger und hacken sich überall ein. Und dann kommen noch die heruntergekommenen Prostituierten, die sich nur zum „Ficken“ eignen.

Nein, so denken wir nicht! Aber diese Gedanken haben andere Personen, die sich nicht weiter mit anderen Berufen beschäftigen. Sie sehen nur ihren eigenen Mikrokosmos. Vorurteile und Klischees bedienen das Weltbild und man muss sich keine eigenen Gedanken über andere Personengruppen machen. Aber warum ist das Bild eines Sexarbeiters so schlecht? Warum ist eine Person, die sexuelle Dienstleistung anbietet mit negativen Wertungen geprägt?

Die Antwort ist relativ simpel: Es ist ein Tabuthema. Sex hat man, aber über Sex spricht man nicht. Der Geschlechtsverkehr dient nur der Fortpflanzung und nicht dem Vergnügen. Kollegen im Büro werden an der Kaffeetheke wohl häufiger über belanglose Themen wie das Wetter sprechen als über ihre letzten sexuellen Aktivitäten. Manche Personen, mit denen man versucht offen über sexuelle Themen zu sprechen, denken irrtümlich, dass man mit den Gesprächen auch ein sexuelles Interesse vermitteln möchte. Zudem sind sexuelle Themen oft so intim, dass sich manche Menschen in ihrer intimen Privatsphäre verletzt oder bedrängt fühlen. Daher werden Sexthemen vermutlich auch weiterhin in vielen Gesprächen ein Tabuthema bleiben.

Wenn Sex ein Tabuthema ist, dann ist es die Sexarbeit ebenfalls. Ergo wollen viele Personen aufgrund dieser Tabuisierung mit Personen dieses Berufsstands nicht in Dialog treten. Und so passiert es, dass viele Personen Sexarbeit im Allgemeinen nicht verstehen, weil sie nicht darüber sprechen und sich daher ein Irrglaube verbreitet hat. Und so kann es sein, dass eine Person, die sich als „Sexarbeiter“ outet nicht überall auf Gegenliebe stößt.

Gewalt gegen Sexarbeiter

Der internationale Tag zur „Beendigung der Gewalt an Sexarbeitern“ (jährlich am 17. Dezember) soll daran erinnern, dass Menschen in der Sexarbeit verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt sind. Und mit Gewalt müssen nicht unbedingt Schläge gemeint sein. Es kann zum Beispiel auch der erzwungene Geschlechtsverkehr ohne Kondom unter diese Gewalt fallen. Dabei ist die Gewalt an Sexarbeitern nicht unmittelbar mit Gewalt an Frauen verbunden. Es gibt unter Sexarbeitern inzwischen auch viele Männer. Doch Männer sprechen noch seltener darüber, dass sie Opfer von Gewalt geworden sind, als Frauen.

Um Sexarbeiter zu schützen und deren Rechte und Pflichten zu regeln, gibt es das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG). So ist zum Beispiel in § 32 ProstSchG die Kondompflicht geregelt. Wir finden es recht interessant und informativ solche Gesetzestexte genauer zu betrachten. Dabei wird einem wieder bewusst, was bei uns in Deutschland dann doch eine gesetzliche Regelung hat. Dass solche Gesetze nicht immer perfekt sind, das ist uns bewusst. Aber es ist eine Grundlage, auf der man aufbauen kann und es bietet einen gewissen gesetzlichen Schutzschild für die betroffenen Sexarbeiter.

Wir sind sehr erleichtert darüber, dass Sexarbeit bei uns inzwischen legal und straffrei ist. So können Personen, die im privaten Umfeld ihre sexuellen Bedürfnisse nicht befriedigt bekommen, die Dienstleistung von Sexarbeitern in Anspruch nehmen. Das ist definitiv „besser“, als dass eine sexuell unbefriedigte Person ihre Bedürfnisse im Privatbereich nicht einvernehmlich befriedigt und dabei Menschen vergewaltigt werden. Das ist jetzt zwar sehr provokativ ausgedrückt, da definitiv nicht in jeder scheinbar unbefriedigten Person ein Vergewaltiger steckt. Wir sehen Sexarbeit als sehr essenziellen Beitrag in unserer Gesellschaft und der Beruf sollte genauso Anerkennung finden wie andere Dienstleister.

Bei unserer Recherche sind uns ein paar Websites positiv aufgefallen, welche wir euch hier noch verlinken möchten:

Wir hoffen und wünschen uns, dass ihr nun einen anderen oder besser gesagt „offeneren“ Blick auf Sexarbeit und Sexarbeiter habt. Und wenn euch ein Gesprächspartner offenbart, dass er oder sie in dieser Branche tätig ist, dann würde sich diese Person sicher darüber freuen, wenn ihr diese Arbeit auch zu schätzen wisst.

Wie denkt ihr generall über dieses Thema? Ist es bei euch vielleicht auch noch ein Tabu oder kennt ihr vielleicht sogar eine Person, die Sexarbeit anbietet. Vielleicht seid ihr ja selbst in dieser Branche tätig und könnt eure Erfahrungen mit uns teilen. Wir freuen uns auf eure Zusendungen!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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