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Der innere Schweinehund

Kann man eigentlich zu faul für BDSM sein? So schön eine BDSM-Session auch sein mag, es bedarf durchaus etwas Arbeit. Und diese Arbeit scheuen leider manche Personen. Wer in den Genuss kommen möchte, der muss auch etwas dafür tun. Und als erstes muss man den inneren Schweinehund überwinden.

Wie stellt ihr euch eine „perfekte“ BDSM-Session vor? Ihr geht jemanden besuchen, werdet in ein vollausgestattetes Spielzimmer geleitet, dort mehrere Stunden bearbeitet und verwöhnt und nach dem sexuellen Höhepunkt geht ihr wieder nach Hause. Klingt schön, oder? Wir sind anderer Meinung! Auf der anderen Seite gibt es noch eine Person, die sich ein Spielzimmer einrichtet, einen Gast einlädt, Vorbereitungen trifft, den Spielpartner bespaßt, verköstigt und danach wieder alles aufräumt.

Jeder kann für sich entscheiden, welche dieser beiden „Rollen“ man selbst lieber einnehmen möchte! Die Person, die bespaßt wird oder die Person, die die ganze Arbeit hat. Die meisten werden ihre Wahl bereits getroffen haben und es fällt meist auf die angenehmere Seite, bei der man nicht so viel Arbeit hat. Durchaus verständlich, denn die meisten Personen wollen sich im BDSM fallen lassen und nicht noch zusätzlich Arbeit aufgehalst bekommen.

Warum muss immer alles mit Arbeit verbunden sein? Der Abwasch macht sich nicht von alleine. Die Wäsche wäscht sich nicht von allein. Die Steuererklärung macht sich erst recht nicht von allein. Man hat theoretisch zwei Möglichkeiten: Man kümmert sich selbst darum oder man engagiert jemanden dafür. Den Abwasch und die Wäsche macht eine Putzfrau und die Steuererklärung macht der Steuerberater. Dafür muss man die jeweiligen Dienstleister natürlich bezahlen. Und um Geld dafür zu bekommen muss man was…. ganz klar: Arbeiten. Ein Teufelskreis!

Und jetzt noch eine BDSM-Session? Das wäre schön! Einfach hinlegen, entspannen und sich bespaßen lassen. Und dazu muss man vielleicht gar nicht so weit fahren. Die Fetischklamotten hängen im Schank, in der Schublade oder Spielkiste finden sich vielleicht ein paar restriktive Spielsachen. Da liegen vielleicht ein Halsband oder ein Keuschheitsgürtel und viele andere Dinge. Und dennoch liegt der Hausherr einfach nur faul auf dem Sofa und zieht sich bei einem Streaming-Anbieter eine Folge der aktuellen Lieblingsserie nach der anderen rein. Geil wäre es schon, jetzt ein bisschen Fetisch und BDSM zu erleben, aber dieser innere Schweinehund.

Fernseher aus! Runter vom Sofa! Ausziehen! Ab unter die Dusche! Rein in die Fetischklamotten! Und jetzt los: Hab Spaß! So einfach ist das leider dann doch nicht. Denn das Anziehen der Fetischkleidung sorgt nicht zwingend dafür, dass man auch Spaß daran hat. Ein ähnliches Verhalten haben wir bei Personen beobachtet, die in einen Fetisch „gedrängt“ werden. Wenn eine Person kein Interesse an Gummi hat und dann gezwungen freundlich gebeten wird Gummi zu tragen, dann wird dies meistens mit wenig Begeisterung gemacht. Und ähnlich ist es, wenn man von der Tageslaune „zu faul“ für Fetischkleidung ist.

Eine ähnliche Diskussion hatte ich persönlich kürzlich:

Person X: „Du stehst doch auf Leder…“
Ich: „Ja, ich mag Leder sehr gern.“
Person X: „Trägst du gerade Leder?“
Ich: „Nein, aktuell trage ich kein Leder.“
Person X: „Warum nicht?“
Ich: „Ich habe gerade keine Lust dazu.“
„Person X: „… dann bist du kein ‚richtiger‘ Lederfetischist!“

In dem Moment hatte mir einfach die Motivation gefehlt Leder zu tragen. Das bedeutet aber nicht, dass ich kein Fetischist bin. Es ist oft die Tagesverfassung, die darüber entscheidet, ob man den Fetisch aktiv ausleben möchte oder nicht. Vielleicht wäre ein Motivationsschub gut gewesen, eine Einladung es auszuleben und das Aufzeigen der schönen Seite des Fetischs. Ein Vorschlag:

„Ich finde, dass dir Leder gut steht. Vielleicht möchtest du ja etwas aus Leder anziehen und dich darin zeigen. Mir gefällt der Gedanke daran, dich in Leder zu wissen und vielleicht kommst du beim Tragen des Leders auch auf den Geschmack und hast deinen Spaß dabei…“

So oder so ähnlich könnte eine Einladung aussehen. Mit einer solchen Einladung kann man es tatsächlich schaffen den inneren Schweinehund zu überwinden. Doch es klappt leider nicht immer. Ähnlich verhält es sich bei BDSM-Praktiken, die man oft nicht alleine ausleben möchte. Wenn man allein Zuhause ist, dann kann man zwar eine Kiste voller restriktiver Spielsachen haben, aber die Anwendung dieser allein macht wenig Spaß. Man kann ein Halsband anlegen, aber es ist niemand da, der an das Halsband eine Leine macht. Man kann einen Keuschheitsgürtel anlegen, doch wer übernimmt die Verantwortung über die Schlüssel? All das können Ausreden sein, warum man aktuell zu faul ist Fetisch und BDSM zu erleben.

Oft sind es auch die Alltagssorgen, die einen davon abhalten sich mit Fetisch und BDSM zu beschäftigen. Wir möchten deshalb nochmal daran erinnern, dass Fetisch und BDSM keine Last sein sollten. Es sollte euch Freude bereiten, euer Leben bereichern und euch die schönen Dinge des Lebens näher bringen. Doch warum sind wir dann doch manchmal „zu faul“ um diese schönen Dinge einfach zu genießen? Der innere Schweinehund! Doch man kann ihn nur selbst überwinden, indem man sich selbst motiviert oder sich motivieren lässt. Denn mit entsprechender Motivation ist es eine Leichtigkeit den inneren Schweinehund zu überwinden. Doch stellt sich die Frage, wie man sich motiviert?

Manche sehen den sexuellen Höhepunkt als Motivation, andere brauchen hingegen eine gewisse Fremdbestimmung, damit ihrem Glück auf die Sprünge geholfen wird. Und wenn man keine Lust auf eine BDSM-Session hat, aber doch irgendwie geil auf Fetischkleidung ist – dann rein mit euch! Ihr könnt euch natürlich auch in voller Montur aufs Sofa legen und eure Lieblingsserie anschauen. Und das Abendessen wird vielleicht in einem Napf serviert, wer weiß?! Der Appetit kommt vielleicht beim Essen.

Wie ist es bei euch? Wie motiviert ihr euch (z.B. nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag) in die Fetischklamotten zu steigen und eine BDSM-Session zu genießen? Unabhängig davon, ob ihr auf der dominanten oder devoten Seite steht…
Schreib uns eure Mittel und Wege, um den inneren Schweinehund zu überwinden! Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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