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Schnupperstunde

BDSM ist faszinierend und viele Personen sehnen sich danach diverse Praktiken auszuprobieren. Doch nicht alle BDSM-Liebhaber sind gewillt als Lehrer zu fungieren. Doch wie kann ein Neuling herausfinden, welche Praktik „schön“ ist und welche nicht? Wie wäre es mit einer „Schnupperstunde“?

Wir haben einige Hilferufe von Personen erhalten, die ihr Interesse an Fetisch und BDSM bekundet haben. Für einige war es sogar eine echte Herausforderung uns zu schreiben, es kostet eben doch Überwindung zu seinem eigenen Fetisch zu stehen und offen darüber zu sprechen oder zu schreiben. Wobei ihr vor uns keine Angst haben braucht. Nichts liegt uns ferner als andere in ihrem Fetisch zu „outen„. Viel mehr freuen wir uns darüber mit Gleichgesinnten zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Doch wie kann man diese Erfahrungen überhaupt sammeln?

Wenn ich viele Jahre zurückdenke, so war es schwierig passende Spielpartner zu finden. Soziale Netzwerke gab es nicht, die Aufklärung im Bereich BDSM war dürftig und auf Datingplattformen waren die meisten User nur auf eine schnelle Nummer aus. Auf Anfragen ein paar Spielsachen, Fetischklamotten und auch sexuelle Praktiken auszuprobieren entgegneten die meisten Chatpartner vorwiegend ablehnend. Einige wenige ließen sich auf eine solche „Schnupperstunde“ ein, doch war die Erwartungshaltung auf der anderen Seite deutlich größer und das Angebot zum Hineinschnuppern in die Welt war eher ein Vorwand um doch nur eine schnelle Nummer zu schieben.

Ich hatte damals sehr großes Glück, dass ich nach wenigen Reinfällen schlussendlich an die richtigen Personen geraten bin. Wundervolle Menschen, die mir die Türe geöffnet haben und so manchen gedanklichen Knoten gelöst haben. Die Scheu war weg, die Neugierde wurde befriedigt und die Lust auf mehr war entfacht. Über die Jahre haben wir so viele Dinge ausprobiert. Manche waren schön und wurden weiter ausgebaut, andere wurden nach wenigen Versuchen eher zu den Akten gelegt.

Und gerade bei den Dingen, an denen man Gefallen hat, möchte man sich in Zukunft selber erfreuen. Dann kann es sein, dass sich im Bereich Fetisch und BDSM über die Jahre eine gewisse Sammlung aufbaut. Dinge, in die man gern hineinschlüpft und Dinge, die man bei einem Abenteuer mit sich selbst oder anderen gern zum Einsatz bringt. Die Euphorie ist meistens so groß, dass man diese Dinge gern mit anderen teilt. So kann es passieren, dass manche Fotos von den eigenen Errungenschaften ihren Weg in sozialen Netzwerke oder Datingplattformen finden. Ganz ehrlich: Macht es nicht auch ein bisschen Spaß andere an der eigenen Freude teilhaben zu lassen und vielleicht sogar ein bisschen damit anzugeben?

Doch wie reagiert man selbst darauf, wenn die ersten Anfragen von Personen eintreffen, die das mal ausprobieren möchten. Man hat einen Schutzanzug und man wird gefragt, ob man diesen einmal ausleiht oder der Proband einmal testweise hineinschlüpfen dürfte. Man kauft sich einen teuren Keuschheitskäfig/-gürtel und wird ebenfalls gefragt, ob man diesen mal für einen Test ausleiht. Es ist eine schrecklich materielle Welt! Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass die Anfragen sich teilweise nur auf die Spielsachen fokussieren und gar nicht der eigenen Person gewidmet sind. Sollte man auf eine Anfrage überhaupt antworten, wenn das Interesse an den Spielsachen größer ist als an einem selbst?

Ähnlich ist es auch bei diversen Praktiken. Man postet Bilder von sich bei einer gewissen „Live-Action“ und dann häufen sich die Anfragen im Sinne von: „Ich will das auch, jetzt“. Verkommt man zum Dienstleister, wenn man Außenstehende in diese Gunst kommen lässt oder ist man einfach ein netter Mensch, der anderen eine Freude macht? Wie kann man den Grundstein für die eigene BDSM-„Karriere“ legen, wenn man keine eigenen Erfahrungen sammelt?

Einfach kann es sein, wenn man sich die gewünschten Dinge selbst kauft. Doch gerade im Bereich Fetisch und BDSM können manche Artikel durchaus einen stolzen Preis haben. Solche Investitionen sollte man sich natürlich gut überlegen. Es macht keinen Sinn tausende von Euro auszugeben, um im Anschluss festzustellen, dass es eine Fehlinvestition war. Fantasie und Realität können doch stark voneinander abweichen. So kann es ein geiler Gedanke sein, einen Keuschheitsgürtel für 1000 Euro zu haben, aber wenn er dann nicht alltagstauglich ist und er dann nicht getragen wird, dann ist es schade ums Geld.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die wenigsten ihre Spielsachen an fremde Personen verleihen (machen wir übrigens auch nicht), aber es gibt einige, die es ermöglichen in die Welt zu schnuppern. Doch wie findet man diese Personen? Es gibt folglich kein Register mit guten Seelen, die BDSM missionarisch verbreiten, in welchen man entsprechende Kontaktdaten extrahieren kann. Man muss offen auf die Menschen zugehen. Wenn man sich in sozialen Netzwerken und Datingplattformen umsieht, dann kann man vielleicht auch Glück haben und findet eine Person, mit der man die Möglichkeit hat ein paar Dinge auszuprobieren.

„Wie fühlt es sich an einen Knebel zu tragen?“ – „Schnabel auf…. *Knebel reinstopf*… so fühlt es sich an!“

Solche ersten Gehversuche im BDSM haben gerade in unserem Bekanntenkreis meist im privaten Umfeld stattgefunden. Ein gemütliches Kaffeetrinken, man kommt langsam ins Gespräch und dann packt man ein paar Spielsachen auf den Tisch und schaut, was sich ergibt. Manchem Neueinsteiger reicht es, wenn sie die Dinge auch einmal mit den Händen begutachten. Man kann rein technisch gesehen ein Sklavenhalsband auch in einem Fetischladen anschauen und probieren, aber es gibt viele Menschen, die sich nicht in solche Läden trauen. Da ist ein privater Kaffeeklatsch etwas entspannter und der Neuling kann in seinem eigenen persönlichen Tempo entscheiden, ob und wie weit er oder sie gehen möchte.

Wenn man offen und ehrlich auf Menschen zugeht, dann kann man auch erwarten, dass diese auch offen und ehrlich antworten. Man muss aber auch akzeptieren, wenn ein „Nein“ als Antwort kommt. Auf der anderen Seite kann man nicht erwarten, dass man bei der ersten Anfrage in ein vollausgestattetes Spielzimmer eingeladen wird, vor Ort Fetisch-Kleidung in passender Kleidergröße vorfindet und diese tragen darf, um im Anschluss dann in einer himmlischen BDSM-Session verwöhnt zu werden. Nein, das wäre Utopie!

Ich gebe euch ein Beispiel: Noch vor Beginn des Fesselblogs wollte ich mich über Zwangsjacken erkundigen. Eine schöne Zwangsjacke aus Leder hatte mein Kaufinteresse geweckt. Also habe ich auf diversen Dating-Portalen um Hilfe gebeten und ein paar Personen direkt angeschrieben, die Bilder von solchen Lederzwangsjacken in ihrem Profil hatten. Teils kam keine Antwort, teils habe ich erfahren, dass die Jacke auf den Bildern nur eine Leihgabe für das Foto (und der damit verbundenen Session) war und doch gab es ein paar Rückmeldungen frei nach dem Motto: „Ja, das ist meine Jacke. Die hängt hier, komm vorbei und probiere sie an. Ich helfe dir gern dabei.“
Zugegeben war ich hin- und hergerissen, denn einfach so zu einer fremden Person zu fahren um dort wohlmöglich gefesselt zu werden. Kann man dieser Person vertrauen? – „No risk no fun?!“ – Also bin ich hin und es ist eine gute Freundschaft entstanden. Man tauscht sich über diverse BDSM-Themen aus und für die eine oder andere Rückfrage zu Spezialthemen helfen wir uns noch heute gegenseitig.

Für mich war es natürlich einfach, da ich auf der Suche nach Informationen zu einem Spezialthema (in diesem Fall einer Zwangsjacke aus Leder) war. Wenn die Frage etwas allgemeiner ausfällt, dann wird man sich schwerer tun. Von daher sollte man tief in sich gehen (nicht mit dem Finger oder anderen Gegenständen, außer ihr steht drauf) und sich konkret die Frage stellen, was man denn genau erleben will! Sollte sich der BDSM-Wunsch in Richtung eines speziellen Spielzeugs drehen, dann sollte man auf die Suche nach Personen gehen, die dieses Spielzeug besitzen. Genauso verhält es sich bei Praktiken. Möchte man zum Beispiel Shibari kennenlernen, dann sollte man Personen aufsuchen, die diese Fesselmethode auch beherrschen.

Leider sind einige Mitglieder in der BDSM-Community etwas abgehoben. Meist sind es die, die vergessen haben, wie ihre eigenen ersten Gehversuche in der BDSM-Welt waren. Solltet ihr als Neueinsteiger eine Absage erhalten, dann macht euch keine Vorwürfe. Es gibt Personen, die lieber im Kreis der „erfahreneren BDSM-Spielern“ verkehren möchten. Viel haben heißt nicht, dass man viel geben muss. Das verlangt auch niemand. Doch sollte man einem ehrlichen Neueinsteiger den Weg in die BDSM-Welt nicht unnötig erschweren.

  • Wie fühlt es sich an einen Schutzanzug zu tragen?
  • Ist es geil in einem Käfig eingesperrt zu sein?
  • Wie fühlt es sich an einen Voll-KG zu tragen?
  • Wie „bequem“ sind Handschellen?
  • Ist ein schmales Halsband angenehmer zu tragen als ein breiteres?
  • Wie lange kann man ohne Probleme einen Knebel tragen?
  • Wie fühlen sich Klammern an den Nippeln an und wie lange kann man das aushalten?
  • Was muss man beim Legen eines Blasenkatheters beachten?
  • Sind Atemkontrollspiele gefährlich?
  • Verändert das Tragen einer (Tier-)Maske die eigene Persönlichkeit?
  • Wie sage ich meiner Partnerin oder meinem Partner, dass ich gern mal was in Richtung BDSM ausprobieren möchte?

Und so weiter… unzählige Fragen und die Antwort liegt irgendwo da draußen. Wir selbst sind täglich dabei solche Antworten an interessiere Leser zu liefern. „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“

Unsere Bitte

  • an Neueinsteiger: Geht offen auf andere zu und habt keine Angst über euren Fetisch zu sprechen.
  • an erfahrene BDSM-Spieler: Wir brauchen eure Unterstützung! Wenn sich ein Neueinsteiger bei euch meldet, dann helft ihm oder ihr bitte dabei den Wissendurst zu stillen! Und wenn ihr auf eine Frage mal keine Antwort wisst, dann kennt ihr bestimmt jemanden, den ihr fragen könnt, zum Beispiel uns. Und wer weiß, vielleicht ist unter den Neueinsteigern der perfekte Spielpartner für euch!

Es gibt noch weitere Möglichkeiten für Neueinsteiger BDSM auszuprobieren. Es gibt verschiedene Anbieter von Kursen und Workshops rund um das Thema BDSM. Manche bieten sogar Online-Kurse an. Darüber hinaus könnt ihr euch auch in einem BDSM-Apartment in eurer Nähe einmieten. Ihr könnt euch das Thema auch autodidaktisch erlernen, indem ihr es selbst ausprobiert. Entscheidet selbst, welchen Weg ihr gehen wollt und passt auf einander auf!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

8 Gedanken zu „Schnupperstunde“

    1. Hallo Siegfried,
      vielen Dank für deine Anfrage. Wichtig ist zunächst, dass du in dich gehst und herausfindest, was genau du suchst. Denn wenn du weißt, in welche Richtung du deine Erfahrungen ausbauen möchtest, dann weißt du auch, nach welchen Personen du suchen musst.
      Es gibt eine Vielzahl von Datingportalen und Kontaktbörsen, in denen du dich mit Gleichgesinnten austauschen kannst. Hier solltest auch du in deiner Nähe eine Person finden, mit der du deine Erfahrungen gemeinsam ausbauchen kannst.
      Halte auch Ausschau nach BDSM-Workshops, du kannst auch Online-Kurse besuchen und so in diese Welt hineinschnuppern.

    2. Hallo Siegfried,
      was hast du für Fragen? Vielleicht kann ich Dir einige beantworten, mache das schon ein Stück. Die Frage ist nur wie, welche Plattform?
      Würde mich auf eine Antwort freuen.

      VG Thomas

      1. Hallo Thomas,
        vielen Dank für dein Angebot. Sollte gegenseitiges Interesse bestehen, so kann ich den Kontakt zwischen euch beiden herstellen.
        Viele Grüße
        Dennis vom Fesselblog

  1. „Die Geschichte der O“ und „Die flambierte Frau“ (Gudrun Landgrebe, was für eine wundervolle Frau) waren wohl damals bei mir die Auslöser für BDSM. Leder hat mich schon seit meiner Kindheit „erregt“. Anfangs 1960 kurze Lederhose, war damals für Jungs üblich. Meine Mutter trug damals auch ein Lederkostum à la Brigitte Bardot. Mein Vater fuhr Renault Floride Cabriolet mit Lederpolstern… Leder passte also. Dann lernte ich in einer Bar, Hotel St. Gotthard in Zürich eine prof. Domina kennen, so um die 80er Jahre herum, die auf der Suche nach Sklaven war. Voraussetzung waren aber für sie keine Tabus meinerseits. Hat sich für mich gelohnt. Ich glaube, sie hat mir alles ausprobiert was geht, Knebel, Fesseln, Käfig, Pranger, Fetischkleider, Klinik, Petplay, Toilette etc.. Sie war sehr einfühlsam und hat immer auf meine Reaktionen geachtet. Hätte ich etwas abgelehnt, wäre das wohl das Ende gewesen. Später lernte ich bei einem Treffen dominanter Damen bei ihr auch meine heutige Eheherrin kennen. Wir haben heute noch sehr intensiven Kontakt zu einander.

    1. Es ist oft so, dass der Wunsch nach BDSM vorhanden ist und eine erfahrene Person (in deinem Fall eine Domina) dich in diese Welt einführt. Und dass du über diese Domina deine heutige Eheherrin kennenlernen konntest ist doch wunderbar!
      Wir freuen uns für dich/euch!

  2. Ein tolles Thema.
    Habe auch schon viel Spaß mit Neulingen gehabt. Immer wieder schön die leuchtenden Augen und die Freude zu sehen.
    Ich denke es kommt dabei sehr darauf an wie man aufeinander zugeht. Ich habe nichts dagegen wenn jemand Erfahrung sammeln möchte, aber ich will auch keine Wunschliste abarbeiten. Wenn jemand nett, neugierig aber auch unaufdringlich auf mich zukommt und die nötige Sympathie da ist, freue ich mich immer neue Menschen kennen zulernen

    1. Danke Vera!
      Das Leuchten in den Augen kennen wir auch. Und wenn die Freude am BDSM erhalten bleibt, dann wird man auch immer wieder das Leuchten in den Augen sehen,… vielleicht sogar in den eigenen, wenn man in den Spiegel blickt.

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