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Ist der Ruf erst ruiniert…

… lebt es sich ganz ungeniert! Und der Alltag zeigt einem immer wieder, wie nah dieses Sprichwort an der Realität ist. Im Zeitalter der digitalen Medien kann es passieren, dass man sich selbst auf diversen Bildern und Videos im Internet erkennt, zum Wissen und Unwissen der eigenen Mitmenschen.

Wie würdet ihr darauf reagieren, wenn ihr von einem Freund oder Bekannten auf ein erotisches Internetfundstück (z.B. ein Fetischbild) aufmerksam gemacht werdet und ihr darauf reagieren könnt mit: „Ich kenn das Bild, darauf bin ich persönlich abgelichtet“. In diesem Fall war es bis zur Aufklärung zum Unwissen des Mitmenschen. Doch was passiert, wenn man auf solchen Medien wissentlich erkannt wird? Ist der Ruf dann ruiniert?

Es kommt stark darauf an, von welchem Personenkreis solche Medien gefunden werden und es stellt sich die Frage, wie diese Medien in den Umlauf geraten sind. Das Internet vergisst bekanntlich nichts und die sozialen Netzwerke beschleunigen die Verbreitung von Medien um ein Vielfaches. Es wird geliked, geteilt, verschickt, kopiert, heruntergeladen, geklaut, nachgeahmt und kommentiert. Und ein Foto, welches man ursprünglich mit einem nur kleinen Personenkreis teilen wollte, findet sich plötzlich auf diversen anderen Kanälen und Plattformen.

Viele User sozialer Netzwerke sind sich dessen „Risiko“ bewusst. Man sollte immer kritisch hinterfragen, welche Medien im world wide web veröffentlicht werden. Auf eine gewisse Art kann es „lustig“ sein, wenn man von einem Freund ein aus seiner Sicht geiles Bild zugeschickt bekommt mit dem Spruch „das könnte dir gefallen“ und man sich selbst darauf erkennt. Für andere hingegen könnte es ein böses Erwachen und unangenehmes Gefühl sein. Wenn schon der Kumpel das Bild gefunden hat, wie sieht es dann mit Familienmitgliedern und Arbeitskollegen aus? Vermutlich würden nicht-fetischaffine Menschen nicht nach solchen Medien suchen und diese gar nicht weiter betrachten, sollten sie vor ihren Augen erscheinen. Droht ein Fetisch-Outing?

Vielleicht müssen wir an den Ursprung der Bilder schauen, deren Entstehung. Warum gibt es überhaupt so viele Fetischbilder? Das liegt wohl an der Tatsache, dass diese bewusst gemacht werden. Die wenigsten Nicht-Fetischisten würden auf die Idee kommen ihren „normalen Geschlechtsverkehr“ abzulichten. Warum auch? Es ist ein intimer sexueller Akt, den man meistens nur mit einer weiteren Person teilt, die beim Sex selbst auch anwesend war. Es gibt natürlich auch Ausnahmen und die Pornoindustrie lassen wir an dieser Stelle mal komplett außen vor.

Doch warum zücken immer mehr Fetischisten während ihrer sexuellen Abenteuer die Digitalkamera oder das Smartphone? Es gibt mehrere Gründe: Die Freude selbst das Abenteuer zu erleben, die Möglichkeit ein digitales Erinnerungsstück von sich selbst zu haben, welches man nach der Session betrachten kann und die Möglichkeit diese Freude mit anderen Gleichgesinnten zu teilen. Diese Freuden können aber dazu führen, dass die Stimmung kippt. So gibt es Spielpartner, die davon genervt oder gar angewidert sind, wenn das Erstellen von Bild- und Videomaterial wichtiger ist als die Session selbst. Noch dazu kann die ablehnende Haltung gegenüber Bild- und Videobeweise einer Session auch ein Selbstschutz sein, denn wenn es keine Medien gibt, so können diese auch nicht veröffentlicht und verbreitet werden.

Es sollte vor einer Session bereits geklärt sein, ob das Ablichten im gegenseitigen Einvernehmen ist. Man sollte niemals einen Gast fixieren und knebeln und dann ungefragt mit der Kamera um die Ecke kommen. Also das Fixieren und Knebeln ist natürlich gestattet, nur das ungefragte Ablichten sollte ein Tabu sein. Gerade Neueinsteiger lassen sich leicht während einer Session überreden, dass sie noch ein paar Erinnerungsfotos bekommen und später finden diese sich möglicherweise auf Websiten wieder, was man zuvor nicht bewusst freigegeben hatte. Und wenn sie einmal online sind, dann ist die Verbreitung der Medien nur noch eine Frage der Zeit. Und bei jeglicher Art von Schutzmechanismen ist ein Screenshot dann eben doch sehr schnell erstellt, egal ob mit dem Smartphone, Tablet oder PC.

Ist der Ruf jetzt ruiniert? Nicht unbedingt. Wer nicht möchte, dass Fotos von sich selbst in prekären Situationen veröffentlicht werden, der sollte generell die Situationen meiden, auf denen solche Bilder entstehen. Auf öffentlichen Veranstaltungen ist es schwer nachzuvollziehen, wer Bilder macht und ob und wo diese im Anschluss veröffentlicht werden. Im privaten Umfeld, zum Beispiel einer BDSM-Session mit dem Partner oder Freunden, kann man das Erstellen diverser Aufnahmen untersagen. Denn ein Bild, welches nicht existiert, kann auch nicht veröffentlicht werden. Und wenn es dann doch, ggf. auch bewusst, Bilder von der Session gibt, dann sollte eine mögliche Veröffentlichung entsprechend besprochen werden. Wer darf die Medien veröffentlichen? Wo dürfen diese Medien veröffentlicht werden? Wer darf diese Medien zukünftig sehen? Im Optimalfall stimmt man bei der Veröffentlichung von Fetisch- und BDSM-Bildern nur den Medien zu, die theoretisch „alle“ sehen dürfen. Sprich wenn man kein Problem damit hat, dass der Partner oder die Partnerin, Familie, Freunde, Arbeitskollegen und theoretisch alle Mitmenschen das Bild sehen kann, dann sollte der Veröffentlichung nichts im Wege stehen.

Gibt es einen Kompromiss? Natürlich gibt es den und viele gehen genau diesen Weg, wenn auch nicht immer bewusst. Wenn Fetischbilder erstellt werden, dann verhüllen viele Personen ihr Gesicht. Das kann in Form einer Fetischmaske sein oder einer Sturmhaube, welche man sich überzieht. Andere schmeißen sich von Kopf bis Fuß in Schale, sodass sie für Außenstehende nicht mehr erkennbar sind. So gibt es viele Möglichkeiten die persönliche Identität auf digitalen Medien zu verbergen. Die Entscheidung liegt bei euch und das sollte auch in Zukunft so bleiben! Und wenn dann doch ein Bild unerwünscht online ist, dann solltet ihr die Verbreitung eindämmen, indem ihr vom jeweiligen Verbreiter um Löschung bittet (bzw. verlangt). Vorsicht ist besser als Nachsicht. Aber ihr wisst ja: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!“

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

4 Gedanken zu „Ist der Ruf erst ruiniert…“

  1. Da ist Mann noch ganz vom Besuch auf dem FOLSOM Europe Stadtfest gehyped, möchte die Socialmedia-Bubble daran teilhaben lassen und schreibt geschwind einen Beitrag, packt noch ein paar Bildchen (auch von sich selbst) dazu und drückt auf „Senden“.

    Oh, F*ck!

    Der folgende Schweißausbruch landet im Latexanzug. Noch während der Beitrag veröffentlich wird, fällt der Blick auf das verwendete Profil und den damit verbundenen potentiellen Empfängerkreis.

    Ähm, ja… Eigentor!

    Damit war dann die Katze aus dem sprichwörtlichem Sack und das selbstverschuldete Fetisch-Outing passiert.

    War es schlimm? Gab es Konsequenzen?

    Nein, eigentlich nicht. Im schlimmsten Fall ein Schulterzucken, im besten Fall tatsächlich nette Gespräche, die das eine oder andere Mal von unverholener Neugierde geprägt waren.

    Aber das Thema ist natürlich brisant. Wie geht Mann/Frau/Divers mit einem unfreiwilligem Outing um? Gibt es Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren?

    Ich stelle mal die These auf, dass in unserer aller Brust mehrere Herzen schlagen. Natürlich schmeichelt es uns, ein geiles Bild von uns zu sehen und jemand uns attraktiv genug empfand, auf den Auslöser zu drücken. Ein bisschen Exhibitionist steckt doch in allen von uns.

    Auf der anderen Seite schätzen wir auch unsere Privatsphäre und wir möchten schon selbst entscheiden, wer diese spezielle Seite unserer Persönlichkeit betrachten darf.

    Aus meiner Sicht gehört daher die Frage nach Fotos oder Videos genau so zur Absprache einer Session, wie die Festlegung aller anderen Limits. Es gibt einen guten Grund, warum in Clubs und bei Veranstaltungen im Allgemeinen ein striktes Smartphoneverbot gilt.

    Was will ich eigentlich sagen?

    Vielleicht dass das Thema weitaus komplexer ist, als es im ersten Moment erscheint. Heimlich kokettieren wir oft damit, doch mal ein Bild von uns zu leaken. Vielleicht auch nur eins, auf dem uns enge Freunde erkennen. Wir lieben die Bilder von uns. Auf der anderen Seite können die falschen Bilder auch ernsthaft Konsequenzen im beruflichen oder familiären Umfeld nach sich ziehen.

    Entscheidend ist wieder mal die Selbstbestimmung. Niemand darf ohne unsere Zustimmung Bilder von uns veröffentlich — weder unabsichtlich oder gar absichtlich. Und noch ein Punkt: Kein verantwortungsvoller Master darf die Veröffentlichung eines Fotos, möglicher Weise sogar als Frontface mit Ausweis, als Beweis der Unterwerfung verlangen.

  2. Was man vielleicht auch machen sollte, bevor man irgendwelche Bilder ins Internet tut: Die EXIF-Daten löschen. Moderne Kameras und Smartphones schreiben da ganz gerne Geokoordinaten rein und wer sich die anzeigen lässt, sieht zumindest in der Foto-App am PC auch gleich einen Kartenausschnitt mit diesen Koordinaten. Wenn auf dem dann das eigene Haus zu sehen, hilft die Maske auch nichts mehr.

    Gruß
    Eriktion

    1. Vollkommen richtig! Oft sind es Informationen, die unbewusst übermittelt werden. Und gerade Bildern von Smartphones enthalten deutlich mehr Information als so manchem Nutzer lieb ist.

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