Die Pille davor, was zum Schnüffeln währenddessen und dann die Zigarette danach. Viele Personen konsumieren vor, während oder nach einer Session diverse Mittel, um sich noch besser entspannen zu können. Das muss ein Ende haben! Wir möchten euch die Initiative „RealClearFetish!“ vorstellen.
Ein Glas Wein, eine Flasche Bier, eine Schachtel Zigaretten, eine Nase voll Poppers, eine Pille zum Entspannen oder doch lieber eine Nase voll Koks? Die Liste der gängigen Partydrogen ist schier unendlich lang. Und schon wird aus einem herkömmlichen Geschlechtsverkehr sehr schnell Chemsex. Doch warum greifen viele Menschen gerade in der Fetischszene zu Partydrogen?
Beim Geschlechtsverkehr geht es vorrangig um die Lustbefriedigung und (aus biologischer Sicht) der natürlichen Fortpflanzung. Doch in der Fetischszene geht es selten um die Fortpflanzung, sondern um das Ausleben des eigenen Fetischs und um das Eintauchen in eine andere Bewusstseinsebene. Doch wie erreicht man diese Bewusstseinsebene? Viele Personen tun sich schwer damit den Alltag auszublenden und sich fallen zu lassen. Sie sind verkrampft, können sich nicht entspannen und somit können sie ihren Fetisch und den damit verbundenen Fetischsex nicht genießen. Es kommt zum Konsum von sogenannten Partydrogen.
Es beginnt mit dem Trinken von Alkohol, dem Rauchen von Marihuana, geht über zur Einnahme diverser Pillen und kann sogar beim Spritzen von „härteren Drogen“ enden. Und plötzlich sind die Leute gut drauf, entspannt und die Hemmschwelle sinkt ins Bodenlose. Eine BDSM-Session unter Drogeneinfluss kann nicht nur die Hemmschwelle, sondern auch das Schmerzempfinden stark reduzieren oder gar temporär komplett außer Kraft setzen. So hat der größere Dildo oder die Faust im Hintern auf einmal doch Platz, beim Spanking erträgt man ein Vielfaches der üblichen Schläge und man lässt sich auf Praktiken ein, die vielleicht sonst ein Tabu wären.
Doch wofür das alles? Ist es der Kick? Ist es die Sehnsucht nach dem Erweitern der eigenen Grenzen? Ist es der Leistungsdruck und der steigenede Konkurrenzkampf innerhalb der Fetisch-Community? Es gibt unendlich viele Gründe, die ausschlaggebend dafür sind, warum Menschen nur im Rausch der Drogen ihre sexuelle Erfüllung haben.
Chemsex
Wir haben dazu ein Video über Chemsex gefunden, welches vom „Y-Kollektiv“ erstellt und veröffentlicht wurde.
Y-Kollektiv wird produziert von funk.
funk ist ein Gemeinschaftsangebot der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF).
Quelle: YouTube
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass Chemsex zwar weit verbreitet ist, es bedeutet aber nicht, dass jeder schwule Fetischist ausschließlich unter Drogeneinfluss Geschlechtsverkehr hat. Wir als Betreiber des Fesselblogs haben hier den Bedarf erkannt hier Aufklärungsarbeit zu leisten und sind bei unserer Recherche auf die Initiative „RealClearFetish!“ gestoßen. Diese Initiative wurde im Jahre 2018 von Ralf aus London gegründet und im Jahre 2020 hat er sich mit einem öffentlichen Video an die Community gewandt.
Ralf Rasmussen – My Story – RealClearFetish!
Quelle: YouTube
Zusatzinfo: Das Video ist in englischer Sprache. Es sollte aber auch mit wenigen Englischkenntnissen gut verständlich sein, da er langsam und sehr deutlich spricht. Danke, Ralf!
Das Motto lautet „clear head, clear fetish„! So ist jeder Fetischist aufgerufen seinen Fetisch ohne jegliche Art von Rauschmittel zu genießen und diesen mit klarem Kopf auszuleben. Natürlich gibt es auch im Fetischbereich viele sogenannte „Trigger“, wie zum Beispiel der Geruch von Leder oder Gummi. Das ist aber noch keine Droge im herkömmlichen Sinne. Doch wo zieht man nun die Grenze`?
Was ist ab wann erlaubt und was nicht?
Wir betrachten die Rechtslage in Deutschland. Hier gibt es Drogen, welche legal und frei verkäuflich sind. Wer nun dachte, dass zum Beispiel Alkohol erst ab 18 Jahren erworben und konsumiert werden darf, der irrt sich. Bier, Wein, Schaumwein und dergleichen dürfen bereits ab einem Alter von 16 Jahren erworben und öffentlich konsumiert werden. In Begleitung eines Erziehungsberechtigten sinkt die Grenze sogar auf 14 Jahre. Schnaps und anderer hochprozentiger Alkohol darf allerdings erst ab 18 Jahren erworben und konsumiert werden. Es gibt hier noch weitere Regelungen, was den Alkoholerwerb und -konsum angeht, aber die würden den Rahmen hier sprengen.
Ähnlich verhält es sich beim Konsum von Tabak. Tabakwaren dürfen in Deutschland erst ab 18 Jahren erworben und konsumiert werden. Auch der Konsum elektronischer Zigaretten und Shishas ist den unter 18-Jährigen nicht erlaubt. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass eine Person mit spätestens 18 Jahren (dem Erreichen der Volljährigkeit) freien Zugang zu Tabakwaren und Alkohol hat. Aktuell (Stand 2022) ist Cannabis in Deutschland verboten.
Die ultimative Einstiegsdroge
Unsere aktuelle Bundesregierung debattiert hier gerade um eine Legalisierung. Aus unserer Sicht (subjektive Wertung und Kritik an unserer aktuellen deutschen Bundesregierung im Jahre 2022) ein großer Fehler! Für viele Personen ist Cannabis/Marihuana eine Einstiegsdroge und der Türöffner für härtere Drogen, wie LSD (Lysergsäurediethylamid), Kokain (in pulverisierter Form Koks), Crystal Meth (Methamphetamin) oder gar Heroin.
In streng dosierter Form können sich ein paar dieser Rausch- oder Betäubungsmittel unter strenger medizinischer Verschreibung und Kontrolle positiv auf den Körper auswirken. Doch dies ist in Eigenanwendung nicht möglich. So kann aus einem geilen Rausch eine krankhafte Sucht und Abhängigkeit werden. Es geht soweit, dass viele Personen ohne diesen Rausch keinen Geschlechtsverkehr mehr haben können und/oder wollen. Noch dazu sind viele dieser Mittel nach wie vor illegal. Was aber nicht bedeutet, dass wenn etwas legal ist, dass man es dann sorgenfrei und ungedrosselt konsumieren sollte. Das beginnt schon beim Alkohol.
Doch wo zieht man nun die Grenze? Ist ein Glas Wein oder eine Flasche Bier vor dem Fetischsex noch in Ordnung? Eine Nase voll Poppers während dem Sex ist doch nicht schädlich, oder? Und die Zigarette nach dem Sex gehört ja sowieso dazu. Nein, nein, nein!
Persönliche Meinung
Meine persönliche Meinung: Ich persönlich als Nichtraucher finde gerade die „Zigarette danach“ absolut ekelerregend. Ich möchte einen Menschen und keinen Aschenbecher küssen. Von Poppers bekomme ich starke Kopfschmerzen und die temporär gefäßerweiternde Wirkung ist bei niedrigem Blutdruck gefährlich. Und zu guter Letzt der Alkohol: Da die meisten Treffen außer Haus stattfinden möchte ich mir die Möglichkeit, jederzeit den Heimweg via PKW antreten zu können nicht verbauen. Von daher heißt es bei mir: Klarer Kopf und somit auch ein intensives und ungetrübtes Fetischerlebnis!
Die Mission – Die Initiative
Doch wie überzeugt man die anderen Fetischfreunde, die nicht auf Alkohol, Poppers oder andere Rausch- und Betäubungsmittel verzichten wollen? Zunächst einmal haben wir für uns beschlossen, dass nur Personen mit einem „klaren Kopf“ eine Chance bekommen mit uns eine Session zu erleben. Das ist eine Restriktion, die wir uns selbst auferlegt haben. Als nächstes haben wir in unserem Freundeskreis angeklopft. Hier wussten wir, dass es ein paar Leute gibt, die gern Poppers verwenden. Gerade bei intensiven BDSM-Session ist es für sie ein wichtiger Bestandteil geworden. Auf die Frage hin, ob sie denn in Zukunft darauf verzichten werden, wurde verständnisvoll und nur selten zurückhaltend reagiert.
Einladung und Aufruf
Wir möchten euch dazu einladen von nun an euer Liebesleben, euer Sexleben, eure Fetischerlebnisse und eure Bondage-Session mit einem klaren Kopf zu genießen. Wir rufen euch dazu auf von nun an für eure sexuellen Abenteuer (auch außerhalb davon) auf Rausch- oder Betäubungsmittel zu verzichten. Und wenn euch bei einem Date entsprechende Mittel angeboten werden, dann antwortet bitte mit: „Nein danke, ich behalte lieber einen klaren Kopf!“
Es ist allein DEINE ENTSCHEIDUNG einen klaren Kopf zu bewahren!
Wir möchten „RealClearFetish“ unterstützen, da wir diese Initiative für sehr wichtig halten. Es ist uns wichtig, den Drogenkonsum in Deutschland zu senken.
Infos und Hilfe zum Thema Chemsex findet ihr bei der Deutschen Aidshilfe unter: www.aidshilfe.de/chemsex
Anbei noch ein paar Links über die Initiative „RealClearFetish!„:
Und hier noch einen sehr interessanten Artikel (in englischer Sprache) von „Controlling Chemsex“ mit dem Titel: „How to enjoy fetish (kinky) sex after chemsex„. Viel Spaß beim Lesen.

Wir möchten an dieser Stelle Ralf danken, der diese Initiative ins Leben gerufen hat. Danke, dass du dich dafür aktiv einsetzt die Fetischszene von Drogen zu befreien. Bitte mach weiter und wir wünschen dir für die Zukunft viel Kraft und Lebensfreude! Danke!
Liebe Leser, wenn euch diese Initiative gefällt, dann würden wir uns freuen, wenn auch ihr diese unterstützt. Wie ihr das machen könnt? Ganz einfach: Teilt gern den Artikel mit euren Freunden und auf den sozialen Netzwerken. Macht die Leute darauf aufmerksam, wie wichtig dieses Thema ist. Und selbst solltet ihr es natürlich auch beherzigen.
Solltet ihr noch andere Initiativen wie diese kennen, über die wir berichten und somit unterstützen sollten, so schreibt uns gern eine E-Mail oder einen Kommentar unter diesen Beitrag. Wir freuen uns auf eure Zusendungen.
Sehr guter Beitrag, den ich voll und ganz unterstütze.
Vielen lieben Dank Lars, das freut uns wirklich sehr!
Volle Zustimmung zum Artikel. Und – verdammt wichtiges Thema. BDSM an sich ist nix für Unvorsichtige und Drogen verleiten nun mal dazu unvorsichtig zu sein. Dazu kommt, wer einem Drogen anbietet, hat u.U. auch nicht ganz so edle Gründe dafür… und ob man mit solchen Leuten gemeinsam einen Fetisch ausleben will und sollte? Keine gute Idee aus meiner Sicht.
Vielen Dank Sandy!