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Point of no return – Es gibt kein Zurück!

BDSM-Praktiken können sehr vielseitig sein. Jeder empfindet anders dabei. Immer mehr sehen sich aber nach diesem einen Kick, wenn es kein Zurück mehr gibt. So erregend der Gedanke ist, so gefährlich kann es unter Umständen dann doch sein.

Das Schloss am Halsband bleibt dran! Der Keuschheitsgürtel bleibt verschlossen! Der kSAFE bleibt mit allen Schlüsseln darin noch für mehrere Stunden geschlossen. Es gibt keinen Ausweg mehr, oder doch? Immer mehr BDSM-Spieler sehnen sich nach einer sogenannten „Tunnelbondage“-Erfahrung. Diese Bondage-Art haben wir in unserem Artikel „Hintertüre“ schon mal erklärt. Dennoch wollen wir nochmal ausführlicher darauf eingehen.

Nochmal zum Verständnis: Beim Tunnelbondage wird der devote Spielpartner in eine Situation gebracht, in der es kein Zurück mehr gibt. Der „point of no return“ wird überschritten und es gibt nur noch einen Weg: vorwärts. Wir wollen an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass unsere vorgestellten BDSM-Praktiken einvernehmlich sind und sowohl der dominante als auf der devote Partner sich darüber im Klaren sind, was sie tun.

Beleuchten wir diesen bereits in der Überschrift genannten „point of no return“ etwas genauer. Was ist das? Nehmen wir ein abstraktes Beispiel außerhalb von BDSM. Stellt euch vor, ihr steht in einem Schwimmbad auf dem Sprungturm (unabhängig von der Höhe). Stellt euch vor, ihr steht ganz am Rand vorn und lehnt euch langsam nach vorn. Zu Beginn könnt ihr ihr euch noch zurücklehnen und ggf. sogar den Turm wieder hinabsteigen, doch irgendwann ist dieser Punkt erreicht, an dem ihr das Gleichgewicht verliert und dann gibt es nur noch einen Weg: runter ins Wasser. Dieser Punkt, an dem ihr das Gleichgewicht verliert und somit keine eigene Kontrolle mehr über den Ausgang der Situation habt, dieser Punkt ist der „point of no return“.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass man gar nicht erst auf den Sprungturm steigt, wenn man nicht ins Wasser fallen (oder gar aktiv springen) möchte. Ähnlich verhält es sich beim BDSM. Warum denn BDSM überhaupt praktizieren, wenn man nicht darauf aus ist genau diese Grenzerfahrung zu machen und die BDSM-Session noch intensiver genießen zu können?

Doch wie können diese Situationen in einer BDSM-Session aussehen? Durchaus sehr vielseitig! Beim Selfbondage könnte es sein, dass man diverse Schlösser verschließt (z.B. am Halsband) und den Schlüssel zum Schloss nicht hat. Natürlich könnte man das Schloss aufbrechen, aber das wäre gegen die Regel des dominanten Spielpartners.

Am einfachsten für deinen devoten Spielpartner ist es, wenn er die Entscheidung an einen Dominanten abgeben kann und somit keine Kontrolle mehr darüber hat, wann was geschieht. Sozusagen der Ausstieg aus der Selbstkontrolle. Sobald ihr den „point of no return“ überschritten habt, befindet ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes in einem Tunnel. Es gibt kein Zurück, es gibt keinen Ausstieg zur Seite, es geht nur noch in eine Richtung: durch die BDSM Session?

Aber was ist, wenn es einen medizinischen Notfall gibt? Diese Frage haben wir durchaus mehrfach uns selbst gestellt und auch einige Leser haben danach gefragt. Deshalb nochmal zu Beginn die Erinnerung, dass alle Spielarten hier einvernehmlich praktiziert werden. Man muss natürlich mit äußerster Sorgfalt entscheiden, auf welche Art Tunnelbondage man sich einlässt.

„Bondage beginnt dann, wenn man raus will“… was in diesem Fall ein sehr gefährliches oder gar tödliches Ende nehmen könnte. Mal ein Wochenende im Keller angekettet zu verbringen kann eine durchaus prägende Erfahrung sein. Jedoch wenn es eine Woche oder länger ist, die Nahrungsmittel knapp werden und keiner da ist um jemanden zu befreien, dann wird es sehr gefährlich.

Man muss also beim Selfbondage und auch beim Spiel mit einem Partner immer darauf achten, was man tut und welche Entscheidung man trifft. Das soll euch aber nicht davon abhalten Entscheidungen zu treffen. Es gibt Entscheidungsträger und entscheidungsträge Personen. Ihr müsst für euch selbst entscheiden, zu welcher Gruppe ihr dazugehören wollt.

Vor geraumer Zeit sind wir im Internet mal über einen Sklaven-Halsreif aus Metall „gestolpert“ (haben wir natürlich ganz zufällig gefunden und in keinster Weise direkt danach gesucht *hust*). Hier gab es mehrere Verschlussvarianten. Es gab eine Art Schraubverschluss und es gab auch einen Permanentverschluss. Einmal zu kann man den Halsreif zum Abnehmen nur noch „aufflexen“. Wer weiß, welch Feuerwehr schon mal zu einem solchen Einsatz gerufen wurde.

An dieser Stelle vielen Dank an unseren treuen Leser Sklave Jürgen und seinen MASTER, die uns dieses Vorschaubild freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Jeder definiert sich seinen eigenen „point of no return“ anders. Klar gibt es physische Indikatoren, die darauf hinweisen. Jedoch andere setzen ihre Messlatte an anderen Punkten an zum Beispiel das Unterzeichnen eines Sklavenvertrags.

Und wieder andere brauchen diese physischen Erlebnisse:

  • Anlegen, Verschließen und Versiegeln eines Keuschheitsgürtels
  • Versiegeln von Fesseln (z.B. Ledermanschetten mit Einwegsiegeln)
  • Stechen eines Piercings
  • Stechen eines Tattoos
  • Implantieren eines Chips (wie z.B. bei Haustieren)
  • Branding
  • etc.

Doch ist das alles wirklich dauerhaft und gibt es kein Zurück mehr? Piercings kann man herausnehmen und die gestochenen Löcher wachsen teils wieder zu. Tattoos kann man weglasern lassen. Chips unter der Haut können entfernt werden. Siegel an Fesseln oder Keuschheitsgürteln können aufgebrochen werden und den Halsreif mit dem Permanentverschluss kann man auch „aufflexen“. Überall scheint es doch eine Hintertüre zu geben. Ja und nein. Wenn es der Wille ist, dass es passiert, dann wird es passieren.

Beim Tunnelbondage gibt es also durchaus ein Licht am Ende des Tunnels. Alles auf dieser Welt ist endlich, selbst unser Leben. Und dennoch kann BDSM dafür sorgen, dass wir das endliche Leben mit unseren Mitmenschen noch viel intensiver genießen und auch zu schätzen wissen. Gibt es denn etwas Schöneres für einen Sklaven vor seiner dominanten Partnerin oder seinem dominanten Partner zu knien und aufzusehen?

Wie sind eure Erfahrungen mit Tunnelbondage? Was war (bzw. ist) für euch der „point of no return“, an dem es für euch selbst kein Zurück mehr gibt? Welche BDSM-Erfahrungen haben euch so geprägt, dass ihr nicht mehr darauf verzichten wollt? Oder gab es vielleicht auch schon einmal brenzlige Situationen, die so gefährlich wurden, dass ihr andere Leser davor warnen wollt? Wir freuen uns auf eure Nachrichten!

Passt aufeinander auf!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

6 Gedanken zu „Point of no return – Es gibt kein Zurück!“

  1. Danke für den Artikel!
    Der Reiz des Point of no Return kann ich als Sub sehr gut nachvollziehen. Es ist etwas anderes wenn man immer noch selbst in der Lage ist die Dinge zu beinflussen und sich „frei“ zu machen. Wenn aber die Kontrolle und der eigene Handlungsspielraum futsch ist, dann ist es ein anderes Level.

    Sehr reizvoll. Vielleicht klappt’s ja auch mal bei mir. ^^

    1. Beim BDSM geht es darum die Freiheit zu haben, die Freiheit bewusst aufzugeben. Je tiefer man sich im BDSM fallen lässt, umso freier ist man (auch wenn man physisch vielleicht ganz und gar nicht „frei“ ist.
      Wir wünschen dir, dass du bald auch diesen Reiz wieder erleben darfst!

  2. „Point of no return“. Herzklopfen war anfänglich schon dabei bis ich mich an gewisse Sachen gewöhnt hatte. Z.B. mit meinen beringten Brustwarzen an den Strand und dann auf Geheiss der Eheherrin das T-Shirt ausziehen. Ich hatte damals das Gefühl, dass nun alle Strandbesucher auf meine Ringe starren würden.
    Später kam dann noch der Halsreif mit Ring aus Edelstahl, verschliessbar dazu. Oder das Lederhalsband ebenfalls mit Ring. Aber die Aufregung legte sich zusehends und es wurde wie erwähnt zur Gewohnheit.

    1. Diese Gefühle können wir nur zu gut verstehen. Das erste mal mit abgeschlossenem Halsband oder Halsreif in die Öffentlichkeit gehen, das vergisst man nie. Und da man selbst in dieser Situation nervös ist, kommt es einem so vor, als wären alle Augen auf sich gerichtet. Dem ist (leider) nicht so, auch wenn man vielleicht das Rampenlicht genießen könnte. Meistens sind die Mitmenschen so sehr in ihrem eigenen „Tunnel“ gefangen, als hätten sie Scheuklappen aufgesetzt bekommen.
      Schnell zum Einkaufen und dann auch schon wieder in die nächste Telefonkonferenz. Und zwischendurch starrt man aufs Smartphone, anstatt mit offenen Augen durchs Leben zu gehen.

      Deine Erfahrungen gehören für dich zur Normalität. Deine Eheherrin hat beschlossen, wie du in der Öffentlichkeit auszusehen hast. Es gibt kein Zurück! Und wir sind fest davon überzeugt, dass es dir gut tut und du mit dieser Entscheidung deiner Eheherrin auch glücklich bist. Von daher können wir dir nur raten: Weiter so!

  3. Dieser Reiz ist einfach sehr stark und für einen kurzen Zeitpunkt schaltet der Kopf einfach ab.

    Ich hatte mal meine Erfahrung mit einer Fesselung über Nacht.
    Ich habe mir unter dem Dach mein kleines Fesselzimmer eingerichtet.
    Meine Freundin schläft 1 Stock darunter und kann mich notfalls hören, aber nicht, wenn Sie schläft. Und sie schläft gut.

    Ich hatte meine Bettfesseln umgebaut und Fußfesseln und Halseisen, das mit dem Bettgestell verbunden war angelegt und abgesperrt. In die seitlich am Bettgestell angebrachten Handschellen (jeweils 2 Paar) bin ich hineingeschlüpft ohne diese natürlich zu schließen. Zuerst klickten an der linken Hand die Handschellen. Ich hatte ja die rechte Hand noch frei. Dann legte ich mein rechte Hand in die beiden Handschellen, ohne sie zu verschließen. Der Reiz wurde dann immer größer, mich zu bewegen und versuchen zu drehen. Bis tatsächlich die Handschellen der rechten Hand auch eingeschnappt sind.

    All mein rufen half nichts. Meine Freundin hörte mich nicht. Erst am nächsten Morgen hat sie mich in meiner misslichen Lage vorgefunden und alle Handschellen und Ketten gelöst.

    Der Arbeitstag war natürlich sehr anstrengend, da ich fast nicht geschlafen habe. Es war dennoch ein sehr geiles Gefühl der Hilflosigkeit.

    Aktuell arbeite ich mit einer Vorrichtung, die beide Handschellen per Elektromagnet und Zeitschloß festhalten oder lösen. So lange meine Freundin wach ist, wird die Schließzeit um jeweils 30 Minuten verlängert. Wenn sie mich mal wieder schmoren lassen will, dann kann sie auch auf 120 Minuten stellen. Danach öffnet sich die Fesselung.

    1. Hallo Robert,
      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ja es kann durchaus anstrengend sein gefesselt die Nacht zu verbringen. Und dass deine Freundin und du hier euren gemeinsamen Weg gefunden habt ist klasse! Wir hoffen natürlich sehr, dass ihr beide vollumfänglich auf eure Kosten kommt.
      Und was wir sehr gut verstehen können ist dein einleitender Satz, dass der Kopf für einen kurzen Zeitpunkt abschaltet. Das ist wie im freien Fall. Man springt, man fällt und man weiß, dass man es nicht mehr rückgängig machen kann. Es geht einfach nur noch vorwärts und man muss da jetzt durch. Und das kann im BDSM ein unbeschreiblich schönes Gefühl sein.
      Auf der anderen Seite können manche BDSM-Spielpartner auch Panik bekommen, gerade beim Selfbondage. Man fesselt sich selbst und dann lässt man die Schlüssel fallen. Doch wie kommt man nun frei? In deinem Fall wurdest du aus deiner Lage von deiner Freundin am nächsten Tag befreit. Doch was ist, wenn man Single ist und eben niemand da ist um zu helfen? Solche Gedanken sind wichtig und man sollte hier umso vorsichtiger sein.
      Viele Grüße

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