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Nostalgische Zeitreise – Magazine, Kataloge und Kontaktanzeigen

Einkaufen ohne Internet? Heutzutage unvorstellbar! Wie war das zu Zeiten, in denen nicht jeder Haushalt einen Internetanschluss hatte? Wir haben kürzlich in „alten“ Magazinen und Katalogen geschmökert und wir möchten euch auf eine kleine nostalgische Zeitreise einladen.

Ohne das Internet geht heute gefühlt nichts mehr. Nicht einmal das Einkaufen. Selbst manche Behördengänge verlagern sich ins Internet. Wenn man heute in den örtlichen Handel geht, bekommt man bei der Suche nach speziellen Produkten immer häufiger die Antwort, dass man diese nur im Internet bestellen kann und man diese nicht im Laden finden wird. Viele Konsumenten sind deshalb frustriert und verlagern bewusst ihr Einkaufsverhalten von lokalen Geschäften weg, hin zu Internetshops und den Versandhandel.

Wie war das früher? War früher wirklich alles besser? Heute kann man mit wenigen Klicks im Internet ein Produkt bestellen, welches vom anderen Ende der Welt geliefert wird. Früher war der Bestellweg deutlich schwieriger. Noch dazu musste man erst einmal wissen, welche Produkte überhaupt existieren und käuflich zu erwerben sind. Virtuelle Schaufenster gab es nicht, dafür gab es gedruckte Kataloge. In vielen Haushalten gab es so über Jahrzehnte die Kataloge von Otto, Quelle oder Neckermann. Darin gab es Kleidung, Haushaltswaren, Spielsachen, Technik und auch Erotikartikel. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich in diesen Katalogen zum ersten Mal in meinem Leben einen Dildo gesehen, ohne zu wissen, was man damit alles machen kann.

Aber nicht nur diese großen Versandhäuser hatten ihre Kataloge, auch andere Hersteller und Händler brachten ihre Werbung in gedruckten Katalogen zu den Kunden. Da die Hersteller von Fetisch- und BDSM-Produkten ihr Produktportfolio meist recht schlank gehalten haben, waren die meisten Kataloge hier „mehrjährig“. Sprich es kam nicht jedes Jahr ein neuer Katalog heraus, sondern es wurde einmal ein Katalog gedruckt und dieser war dann über mehrere Jahre gültig. Das war auch einer der Gründe, warum die Produkte in den Katalogen meist ohne Preisangabe abgedruckt wurden. Für die Preise gab es eine gesonderte Preistabelle, welche ggf. im Laufe der Jahre angepasst wurde. So präsentierte der Katalog preisunabhängig die Produkte und diese waren teils sehr künstlerisch in Szene gesetzt.

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Doch wie kam man an diese begehrten Kataloge? Teils konnte man sie im örtlichen Handel mitnehmen oder man bestellte sie postalisch beim jeweiligen Hersteller direkt. Man muss bedenken, dass diese begehrten Kataloge oft nicht gratis waren. Der Hersteller verlangte eine sogenannte „Schutzgebühr“. So waren Preise von 5 DM bis 20 DM (Deutsche Mark) nicht unüblich, damit man überhaupt den Katalog bekommen hatte. Als gängiges Zahlungsmittel zählten damals neben Bargeld auch Briefmarken. Manchmal musste man auch einen fertig adressierten und frankierten Rückumschlag versenden, damit man den Katalog zugeschickt bekam und man in den Genuss der schönen Katalogbilder kam.

Der Bestellvorgang war ähnlich aufwendig. Man konnte telefonisch, per Post oder (damals ganz modern) per Fax bestellen. Oder man besuchte den Hersteller in seinem Laden vor Ort und kaufte dort direkt ein. Ein Fax? Heute quasi eine eher mittelalterliche Technologie, auch wenn in Deutschland ein Fax lange Zeit eine viel höhere Rechtsverbindlichkeit gegenüber einer E-Mail (welche es damals noch nicht gab) hatte.

Und wenn wir uns die Kataloge anschauen, dann finden wir in manchem Online-Store heute noch Bilder davon. Oft waren die Kataloge in schwarz-weiß, da die Druckkosten in Farbe um ein Vielfaches teurer gewesen wären. Aus heutiger Sicht wirken die Bilder dadurch auf eine gewisse Art richtig edel. Da sieht man mal, dass vor 20, 30 oder gar 40 Jahren teils echte Grundsteine in den Bereichen Fetisch und BDSM gelegt wurden und manche Produkte von „damals“ auch heute noch vertrieben werden. Leider gilt das nicht für alle Produkte und so kann es sein, dass ein paar echte Schätze schon seit 20 Jahren nicht mehr hergestellt werden. Teils findet man in diversen Auktionshäusern ein paar Schmuckstücke, diese sind aufgrund ihrer Rarität eher hochpreisig angesiedelt.

So mancher Katalog war mit Sicherheit die eine oder andere Vorlage zur Selbstbefriedigung oder für ein gemeinsames Abenteuer mit einem Spielpartner. Zwischen den Seiten mit den Produkten gab es oft noch Doppelseiten, auf denen die angebotenen Artikel in Aktion zu sehen waren. Man könnte es auch „Serviervorschlag“ nennen. Heute findet man diese Art von Bildern im Überfluss im Internet. Damals waren diese Katalogbilder etwas Besonderes. Manchmal ähnelten diese Bilderseiten auch diversen Pornoheften oder anderweitigen Magazinen.

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Solche Hefte und Magazine (teils aus den 80er und 90er Jahren) lagen uns für unsere Recherche auch vor. Besonders spannend waren die Seiten mit den Kontaktanzeigen mit Fotos. Ein junger Mann, der sich 1983 im zarten Alter von 20 Jahren eine Kontaktanzeige geschalten hatte, ist heute immerhin auch schon 60 Jahre. Wie er wohl heute aussehen mag und ob ihm damals via Chiffre jemand geantwortet hat? Wir werden es wohl nie erfahren. Gerade die Kontaktanzeigen mit Bildern waren eine Hürde. Damals in den 80ern gab es noch keine Digitalkameras. Die jeweilige Person hat mit einem klassischen Fotoapparat ein Bild von sich gemacht und musste diesen Fotofilm dann im Labor entwickeln lassen. Somit waren die Bilder den Mitarbeitern im Labor auch bekannt. Das konnte dann unter Umständen peinlich werden, wenn es sich um Nacktbilder handelte, denn oft wurden die entwickelten Fotos vor Ort geprüft, ob sie auch etwas geworden sind.

Die entwickelten Bilder hat derjenige dann mit seinem Anzeigentext per Post an die Redaktion des jeweiligen Magazins geschickt. Zudem waren bei manchen Magazinen die Anzeigen kostenpflichtig. Viele Hürden, die man überwinden musste, damit man vielleicht die Frau oder den Mann seiner Träume findet. Und wie sieht es heute aus? Junge Erwachsene machen ein Selfie mit ihrem Smartphone, bearbeiten es und stellen es in optimierter Form ins Internet. Heute in wenigen Minuten erledigt, damals hat es mehrere Tage oder gar Wochen gebraucht. Ich erinnere mich an ein Fotolabor, da hat man für die Entwicklung eines Fotofilms ungefähr eine Woche warten müssen. Für die heutige Jugend unvorstellbar. Es gibt alles auf Knopfdruck, jetzt, sofort, unverzüglich.

Manchmal wünschen wir uns die gute alte Zeit zurück. Es würde den Alltag manchmal etwas entschleunigen. Vielleicht würden die Menschen dann auch wieder mehr miteinander sprechen und nicht nur den nächsten Film am Smart-TV streamen…

Wir hoffen diese kleine nostalgische Zeitreise hat euch gefallen. Wie war das bei euch „damals“? Habt ihr vielleicht auch noch solche Kataloge und Magazine im Keller? Oder seid ihr immer schon im Internet auf Shoppingtour gewesen? Schreibt uns gern einen Kommentar. Wir freuen uns auf eure Zuschriften.

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Copyright-Information:

Auf den Bildern in diesem Beitrag finden sich die Kataloge verschiedener Firmen. Das Copyright der Produktbilder in den jeweiligen Katalogen liegt beim jeweiligen Hersteller/Händler. Die Bildkollagen wurden im Zuge der Recherche für diesen Artikel von unserer Redaktion angefertigt. Folgende Kataloge wurden abgelichtet:

  • Blackstyle (1996 / 2004)
  • Fetters in London – Catalogue of „RESTRICTIVE PRACTICES“ (2004)
  • Hard Line®, München – Germany – Der Katalog (1996)
  • Mr. S Leather and Fetters USA Catalog (1995)
  • Regulation – The Art Of Control 3

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

4 Gedanken zu „Nostalgische Zeitreise – Magazine, Kataloge und Kontaktanzeigen“

  1. Oh,

    ich fühle mich plötzlich mal wieder sehr, sehr alt. Zwei Kataloge dürften bei mir auch noch irgendwo im Bücherregal stehen, der Blackstyle Katalog und der von Mr. S Leather. Letzterer kam direkt aus den USA und enthielt den Hinweis, dass es sich um ein „Coffee Table“-Katalog handeln würde, der zu interessanten Unterhaltungen führe, würden Freunde ihn beim Kaffee entgecken.

    Aber es stimmt, man hat die Kataloge immer wieder zur Hand genommen und Fantasien entwickelt, was man mit den dargestellten Gerätschaften und Kleidungsstücken alles schöne anstellen könnte. Meist blieb es bei der Fantasie, weil gerade die amerikanischen Produkte sich prohibitiv teuren Preisen auszeichneten und es in weiten Teilen auch immer noch sind.

    So stellten die Kataloge auch immer Sehnsuchtsorte dar, mit der Gefahr, das eine oder andere Objekt der Begierde mit Erwartungen zu überladen, die es am Ende, wenn man es nach Jahren dann tatsächlich in den Händen hielt, gar nicht erfüllen konnte.

    1. Wir fanden es interessant, dass sie die Produkte in den letzten 30 Jahren zwar weiterentwickelt, aber nicht grundlegend geändert haben. Und so manche scheinbare Produktneuheit findet man bereits in diesen alten Katalogen.
      Bei manchen Produkten würden wir uns über eine Neuauflage freuen. Wir lassen uns überraschen, was die nächsten Jahre bringen.

  2. Als ich Otto, Quelle, Neckermann laß, musste ich unweigerlich wieder an meine ersten Latex-Teile denken, die ich damals (Anfang der 2000er) tatsächlich bei Neckermann im Katalog entdeckte und mir unbedingt bestellen „musste“. Es war eine Radlerhose, Handschuhe und eine Maske. Heute trotz besserer Aufklärung und Akzeptanz irgendwievunvorstellbar, dass „normale“ Online-Händler, wie diese Latex vertreiben.
    An dieser Stelle auch mal vielen Dank für immer wieder spannende Artikel. Mach(t) weiter so.

    1. Vielen lieben Dank für das positive Feedback. Das freut uns sehr.

      Da sieht man mal, wie die Zeiten sich ändern und wie (und wo) man früher so eingekauft hat. Und eben auch Fetischbekleidung.

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