Eine BDSM-Session kann sehr intensiv sein. Doch es bedarf nicht nur einer entsprechenden physischen und mentalen Vorbereitung, eine Nachbesprechung ist fast noch wichtiger. Damit dein Spielpartner nach einer Session in kein „Loch“ fällt, sollte man sich nach dem Abenteuer nochmal Zeit füreinander nehmen.
Eine Session ist etwas „Magisches“. Gerade wenn man einen Spielpartner noch nicht lange bzw. „gut genug“ kennt ist es eine intensive Art sein Gegenüber richtig kennenzulernen. Viele Subs wollen ja vor einer Session ein vordefiniertes Drehbuch einer Session, doch es ist doch viel schöner sich überraschen zu lassen. Die Vorfreude auf eine Session sollte immer da sein, denn es ist die intensivste Art einem anderen Menschen zu begegnen und gemeinsam (natürlich auch sexuell) Zeit miteinander zu verbringen.
Doch nach dem sexuellen Höhepunkt ist für viele Personen die Luft irgendwie raus. Raus aus den Fesseln, raus aus den Fetisch-Klamotten und nichts wie weg. Doch das kann seine Folgen haben, psychisch und auch physisch. Seien wir ehrlich, der sexuelle Akt kann auf seine individuelle Art durchaus körperlich anstrengend sein. Eine BDSM-Session geht hier noch einen Schritt weiter und gerade die devoten Spielpartner werden an ihre Grenzen gebracht. Auf der einen Seite kann man zwar in einer BDSM-Session positive Energie tanken, auf der anderen Seite wird hier auch viel der körperlichen Energie verbraucht, welche im Anschluss daran erst einmal wieder aufgefüllt werden muss.
Egal wie lange eine Session dauert, man sollte sich die Zeit für Regeneration nehmen. Eine Flasche Wasser gehört ja eh standardmäßig ins Spielzimmer, aber manchmal reicht das noch nicht aus. Klar kann man für das leibliche Wohl mit einem gemeinsamen Essen sorgen, doch das psychische Wohl sollte nicht vergessen werden. Eine Nachbesprechung sollte her.
Natürlich gibt es vielleicht den einen oder anderen „Hengst“, der danach noch einmal eine verbale Bestätigung braucht, wie toll er doch war. Doch das ist mit einer Nachbesprechung nicht gemeint. Es geht eher darum seinem Gegenüber anzubieten über die gemeinsamen Erlebnisse der Session zu sprechen. Was ist denn eigentlich genau passiert? Was war schön und was sollte man beim nächsten Mal vielleicht lieber nicht machen? Und vielleicht gibt es auch etwas, was man beim nächsten Mal ausprobieren möchte und man sich dieses Mal nur nicht getraut hat zu fragen.
Manche Spielpartner lehnen einen solchen Dialog ab, weil sie in ihrer eigenen Welt bleiben wollen und ihr Kopfkino nicht zerstören wollen. Das können wir auch verstehen. Wenn man mal die Augen verbunden bekommt und dann am Körper gestreichelt oder gar geschlagen wird, dann hat man vor dem geistigen Auge eine gewisse Vorstellung. Im Geiste war es ein sexy gekleideter Master, der mit einem Schlagstock den Hintern bearbeitet und in Wirklichkeit hatte der dominante Partner vielleicht nur einen Jogging-Anzug an und einen Kochlöffel in der Hand. Eine Illusion kann auch zerstört werden und die Geilheit sinkt.
Aber solche Details sollte man nicht in den Fokus einer solchen Nachbesprechung legen, es geht eher um das allgemeine Wohlbefinden. „Hat es dir gefallen den Hintern versohlt zu bekommen?“ – Es ist komplett irrelevant, welches Schlaginstrument es war. Sollte der devote Partner dann wissen wollen, mit was er bearbeitet wurde, dann kann man immer nochmal rückfragen, ob er oder sie es wirklich wissen will.
Auch bei unseren Sessions sind schon einige überraschende Antworten von devoten Spielpartnern gekommen. Und manche waren durchaus vorhersehbar.
- „Ehrlich? Ich hab gar nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen bin. Ich war einfach nur entspannt.“
- „Ist die vereinbarte Zeit wirklich schon um? Das verging wie im Flug.“
- „Das hätte ruhig ein wenig härter sein können, aber ich hab mich nicht getraut darum zu bitten.“
- „Waren das wirklich 300 Schläge?“
- „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das aushalte, aber es war total schön!“
- „Eigentlich mag ich das ja gar nicht, aber es war geil!“
- „Ich will nicht, dass die Session schon endet.“
Gerade wenn der devoten Person die Sinne entzogen werden, dann ist das Zeitgefühl oft sehr eingeschränkt. Wenn der Devote eine unbequeme Fesselposition hat, dann vergeht die Zeit gefühlt gar nicht. Wenn er sich wohl fühlt und sich in der Session fallen lassen kann, dann vergeht die Zeit gefühlt viel schneller.
Doch es hat durchaus auch physische Gründe, warum man nach einer Session nicht gleich die Flucht ergreifen sollte. Man möchte sich vielleicht etwas frisch machen, dann kann es durchaus sein, dass die Spielsachen etwas aussortiert werden müssen (manchmal bringt der Gast ein paar eigene Spielsachen mit und bei der Session kommen dann diese und die Spielsache des Gastgebers zum Einsatz). Doch bevor es ans Aufräumen und Putzen geht, sollte man vielleicht erst einmal das Fenster öffnen und frische Luft reinlassen. Manche Personen bevorzugen für eine Session den Einsatz diverser Rauschmittel, wie z.B. Poppers.
Unser Team bevorzugt bei einer Session lieber einen klaren Kopf, was nicht heißt, dass wir (legale!) Mittel verteufeln. Sobald es sich allerdings um den Konsum von verbotenen Mitteln handelt, wird dies nicht geduldet und von uns auch zur Anzeige gebracht. Aber legale Mittel sind in unserem Wirkungskreis in Maßen gestattet. Der eine mag ein Glas Wein vorher zur Entspannung, der andere mag eine Nase voll Poppers währenddessen und wieder ein anderer mag vielleicht die Zigarette danach. Doch wenn jemand bei Antritt einer Session schon komplett besoffen ist, so werden wir eine BDSM-Session mit allen Mitteln ablehnen und verhindern.
Aber es gibt auch andere Bereiche, in denen eine Nachversorgung angebracht ist. Ein rot leuchtender Hintern nach einer Spanking-Session will vielleicht mit einer Wund- und Heilsalbe versorgt werden. Es kann auch sein, dass andere Körperstellen Blessuren davon getragen haben. Manchmal hilft schon ein kleines Wundpflaster.
Nach einer Session sollte man Körper und Geist Zeit zum Regenerieren geben! Es kann sehr gefährlich sein, wenn man übermüdet, hungrig und vielleicht auch noch unter diversen Rauschmitteln vernebelt z.B. mit dem eigenen PKW nach Hause fährt. Also lieber in Ruhe die Reserven auffüllen und dann frisch gestärkt den Heimweg antreten. Oder wer weiß, vielleicht findet sich vielleicht beim Gastgeber ein Schlafplatz für die Nacht oder für mehrere Nächte oder für immer…
P.S.: Es bedeutet ja nicht, dass während der Nachbesprechung nicht noch etwas dran bleibt (z.B. ein Halsband) oder danach wieder angelegt wird. Und für den Heimweg gibt es dann einen Keuschheitsgürtel und der wird erst beim nächsten Treffen wieder abgelegt… Lasst eurer Kreativität freien Lauf!