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Medizinische und klinische Vorlieben

Die meisten Menschen sind froh, wenn sie nicht in ein Krankenhaus müssen. Und dennoch muss man bedenken, dass für viele Menschen auf der Welt das Leben in einem Krankenhaus beginnt und für manche endet der Lebensweg dort auch. Doch auch während des Lebens gibt es für viele Fetisch- und BDSM-Liebhaber nachvollziehbare Gründe, warum ein Krankenhausambiente seinen Reiz haben kann.

Jeder Mensch hat in seinem Leben Kontakt zu Ärzten. Manche Begegnungen mit ihnen sind erfreulich, auf andere würde man lieber verzichten. Doch es kann auch passieren, dass bei dem Gedanken an einen Arztbesuch eine sexuelle Erregung hervorgerufen wird. Wie kommt das?

Ärzte, unsere „Götter in Weiß“, hatten früher einmal ein sehr hohes Ansehen. Gebildete und studierte Persönlichkeiten, die von ihrem Fach etwas verstanden haben und deren Wort Gesetz war. Nur wenige Personen hätten es vor 50 Jahren gewagt einem Arzt bei einer Diagnose zu widersprechen. Heute wissen die Patienten es alle besser und geben ihre Symptome einfach bei einer beliebigen Internetsuchmaschine ein und wissen schon vor dem Arztbesuch, was es sein könnte und dennoch wissen sie eigentlich gar nichts.

Für manche Menschen ist der Beruf in einem medizinischen Umfeld eher eine Berufung. Den Patienten zu helfen, Gutes zu tun und die Welt ein Stück „gesünder“ machen. Und das ist eine der Freuden, die bei manchen auch eine sexuelle Erregung hervorruft. Aber es beginnt schleichend.

Doktorspiele können ganz harmlos anfangen. Es beginnt mit einer Musterung, der eine zieht sich einen Gummihandschuh über und dann wird der Körper des anderen Partners genau untersucht. Durch unsere Beitragsreihe über die „erogenen Zonen“ wissen wir, wie reizvoll es an den unterschiedlichen Körperstellen sein kann.

Es ist nicht selten, dass Patienten eine emotionale Beziehung zu ihren behandelnden Ärzten aufbauen. Manchmal kann es sein, dass sich hier erotische Fantasien entwickeln, welche in unserem Kopfkino erblühen. So steht die Person, spricht der behandelnde Arzt, teils im Fokus der Begierde. Andererseits können die ärztliche Behandlung oder diverse hier eingesetzte Gegenstände entsprechende sexuelle Trigger auslösen. Wer in einer orthopädischen Praxis schon einmal einen „Schlingentisch“ gesehen hat, weiß auf was wir hinauswollen. Für mich persönlich war es kürzlich der Anblick einer medizinischen Akutfixierung an einem Krankenhausbett, welche das Kopfkino aktiviert hat.

Hier ein paar Beispiele (in alphabetischer Reihenfolge), damit ihr euch ein Bild machen könnt, in welchen Bereichen im BDSM es durchaus medizinische „Wurzeln“ gibt:

  • Beruhigungs-/Betäubungsmittel
  • Blutdruckmanschette
  • Einlauf (Klistier)
  • EKG
  • Ernährung (oder gar Zwangsernährung)
  • Fiebermessung (z.B. rektal)
  • Gips
  • Halskrausen
  • Körperpflege (Waschen, Rasur, „Dekontamination“)
  • Krücken
  • Masken (Mund-Nasen-Schutz)
  • Medizinische Akutfixierungen (z.B. für nächtliche Fixierung)
  • OP-Beleuchtung
  • Operationen
  • OP-Tisch
  • Orthopädische Schienen
  • Pflaster
  • Pflege (z.B. Bettlägerigkeit)
  • Psychiatrische Fixierung (z.B. Zwangsjacke)
  • Rollstuhl
  • Schlingentisch (Orthopädie, Physiotherapie)
  • Spritzen
  • Untersuchungen und Musterungen
  • Untersuchungshandschuhe
  • Urinprobe
  • Verband
  • Windeln und Inkontinenz
  • etc.

Auch hier könnten wir die Liste noch um ein Vielfaches verlängern. Viele dieser Beispiele scheinen auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt etwas mit BDSM zu tun zu haben. Es sei denn, es kommt ein entsprechender Zwang dazu. Eine erzwungene Untersuchung, ein erzwungener Einlauf, eine erzwungene Fixierung,… Ein Leser hat uns davon berichtet, dass er während einer Session einmal gezwungen wurde in einen Becher urinieren zu müssen. Doch vor lauter Aufregung brachte er keinen Tropfen heraus. Ihm wurde kurzerhand von seiner Domina ein Blasenkatheter gelegt, und da wurde ihm erst einmal bewusst, wie voll die Blase war und dass die Blockade des Wasserlassens sich rein im Kopf abgespielt hat.

Bei diversen Klinik-Spielen ist die Rollenverteilung auch meist vorgegeben. Die (gespielten) Ärzte und Pfleger nehmen die dominante Rolle und der Patient die devote. Der Patient hat sich der Diagnose und den Anweisungen des Arztes zu fügen. Doktorspiele sind keine Seltenheit und beginnen (ohne sexuellen Kontext) oft schon im Kindesalter. Wer von euch hat schon mal seinen Teddybär verarztet?

Die Doktor- und Klinikspiele im Bereich BDSM unterscheiden sich dann aber doch von den Kinderspielen und dienen meist der Lustbefriedigung. Manche Personen weiten dieses Spiel aus und nehmen ein Stück in den Alltag mit. So gibt es Menschen, die sich einen Arm oder ein Bein eingipsen lassen und so auch in die Öffentlichkeit gehen. Andere Beispiele für medizinische Rollenspiele:

  • Diagnose: Übermäßige Selbstbefriedigung
    Behandlung: Angeordnete Keuschheit (mit Einschluss in einem Keuschheitsgürtel)
  • Diagnose: Somnambulismus (Schlafwandeln)
    Behandlung: Nächtliche Fixierung
  • Diagnose: Inkontinenz
    Behandlung: Tragen von Windeln
  • Diagnose: Fraktur am Bein
    Behandlung: Ruhigstellung durch Orthese oder Gips

Die Diagnose ist im Rollenspiel meist frei erfunden und orientiert sich an den sexuellen Vorlieben der Spielpartner. Wenn jemand gern Windeln trägt, dann ist die erfundene Diagnose Inkontinenz naheliegend. Ein devoter Spielpartner, der sich gern über einen längeren Zeitraum fixieren lässt, für den mag die nächtliche Fixierung mit medizinischer Akutfixierung eine große Freude sein. Es liegt auf der Hand, dass der Arzt Schlafwandeln diagnostiziert hat.

Die passende Kleidung darf hier natürlich nicht fehlen! Ein weißer Kittel oder doch lieber die Uniform eines Sanitäters samt Sicherheitsstiefel? Der Fantasie sind keine Grenzen gestellt. Und wer weiß, was der Arzt unter seinem Kittel trägt, vielleicht ja nichts?! Wer weiß, welches „Stäbchen“ zum Fiebermessen dann zum Einsatz kommt. Einige Herren haben eine Vorliebe dafür, wenn ihre Partnerin das Outfit einer Krankenschwester trägt. Man muss hier auch nicht viel Geld für Berufsbekleidung ausgeben, hier gibt es oft schon relativ günstige Kostüme für Fasching bzw. Karneval. Wer dann doch einen hochwertigen Arztkittel haben möchte, der wird in einem Geschäft für Berufsbekleidung und -bedarf fündig.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon einmal ein medizinisches Rollenspiel veranstaltet oder gewisse medizinische Praktiken in eine Session einfließen lassen? Oder graut euch schon beim Gedanken einem Arzt gegenüberzustehen? Und wer von euch hatte beim Anblick eines Arztes, Pflegers oder Sprechstundenhilfe (natürlich alles geschlechtsunabhängig) schon mal gedacht „wenn du wüsstest, wie scharf du aussiehst“? Vielleicht könnte ein solches Rollenspiel etwas Abwechslung in den Alltag und in das Liebesleben bringen. Wir wünschen euch viel Spaß dabei!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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