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Erregung durch Macht

Sehr oft stellen wir und auch unsere Leser fest, dass es einen „Überhang“ an devoten Personen im Bereich BDSM gibt. Manche kommen beim Austesten der dominanten Seite auf den Geschmack, so ist es auch uns ergangen. Wenn das Gefühl der Macht zu mehr führt…

Zugegeben, viele Personen beginnen ihre Laufbahn im Bereich BDSM auf der devoten Seite. Einfach mal abschalten, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen und nur noch genießen und sich fallen lassen. Doch der Überhang an devoten Personen kann dazu führen, dass dominante Spielpartner rar und begehrt sind. So begehrt dass sie sich aus der Menge an potentieller Opfer die Lorbeeren rauspicken können.

Wir haben uns auch schon gefragt, ob Top sein ein schwerer Job ist. Eines ist jedenfalls sicher: Man kann eine Person nicht in eine Rolle drängen. Und dabei ist es unabhängig davon, ob es die devote oder die dominante Rolle ist. Hier kommen wir erneut zum Thema „Einvernehmlichkeit“. Wenn BDSM einvernehmlich geschieht, dann ergibt sich die Rollenverteilung fast schon automatisch.

Als Switcher hat man den Vorteil, dass man seine eigene Rolle individuell an die jeweilige Person der Begierde anpassen kann. Über mehrere Jahre hinweg habe ich persönlichen Kontakt zu einem BDSM-Liebhaber. Aufgrund der Tatsache, dass die räumliche Trennung sehr groß ist, blieb der persönliche Kontakt bisher aus. Dennoch hat sich im Laufe der Jahre eine hierarchische Beziehung entwickelt. Vom Freund zum Master.

Ich nenne ihn beim Namen oder bei seiner Rollenbezeichnung „Sklave“ und er spricht und schreibt mich ausschließlich in der distanzierten Höflichkeitsform „Sie“ und mit „Sir“ an. Zu Beginn bin ich mir albern vorgekommen, da es mir wie ein aufgesetztes Spiel vorkam. Doch mein Gegenüber hatte daran große Freude und er konnte sich umso mehr in seiner bevorzugten Rolle des Sklaven identifizieren.

Nach einiger Zeit ging auch ich in meiner hierarchischen Rolle auf. Aus „einem“ Sklaven wurde „mein“ Sklave. Die Angst vor der Verantwortung war zuerst groß, denn man muss sich durchaus mental darauf vorbereiten die Verantwortung über eine Person zu übernehmen. Natürlich war es nicht die allumfassende Verantwortung über das gesamte Leben des Sklaven, sondern nur einen Teilbereich: Die „eingeschränkte Sexualität“, sprich fremdbestimmte und verschlossene Keuschheit.

Als wir uns kennengelernt haben, haben wir uns gegenseitig zum Tragen von diversen Keuschheitsvorrichtungen „motiviert“. Aus der Motivation wurde dann irgendwann der Zwang. Der Zwang war aufgrund unserer Hierarchie aber einseitig. Es war für mich eine logische Konsequenz, dass die Motivation mit entsprechendem Druck irgendwann zu einem Zwang wurde. Doch allein der Zwang sorgt noch nicht dafür, dass ein devoter Spielpartner auch das tut, was man von ihm verlangt. Es liegt zwar im Eigeninteresse der jeweiligen Person, die Befehle auch zu befolgen, dennoch sollte man gewisse Sicherheits- und Kontrollfunktionen einbauen.

So haben wir für uns beschlossen, dass die fremdbestimmte Keuschheit mit einer technischen Unterstützung aufgewertet wird. Wir haben dazu eine fernsteuerbare Schlüsselbox im Einsatz. Anders als bei einem Zeitsafe, wie zum Beispiel dem kSAFE, ist bei der fernsteuerbaren Schlüsselbox entweder ein individueller Pin oder das eigene Smartphone der Schlüssel zum Öffnen. Über die Technik werden wir euch noch in einem gesonderten Beitrag berichten.

Kurzum: Ich habe die „Gewalt“ über die Schlüsselbox. Die Schlüssel des Keuschheitsgürtels befinden sich in dieser Schlüsselbox. Und aus der Ferne kann ich den Zugang dieser Schlüsselbox entsprechend programmieren. Dies kann nach einem Zeitplan oder individuell nach Lust und Laune passieren.

Dann passierte etwas! Ich hatte Macht über diese devote und keusche Person. Ein Mensch am anderen Ende des Landes trägt einen Keuschheitsgürtel, weil ich es so wünsche. Die Schlüssel des Keuschheitsgürtels sind in meiner Gewalt. Zwar nicht in meiner persönlichen Hand, aber dennoch physisch so abgeschottet, dass mein devoter Spielpartner keinen Zugriff hat. Ich bin aktuell die einzige Person, die den Zugriff auf die Schlüssel genehmigen kann. Klar kann man immer mit dem Argument der physischen Zerstörung der Schlüsselbox um die Ecke kommen, aber das nicht im Sinne des Erfinders.

Kann diese Macht jemanden erregen? Bei mir war/ist es so. Es kribbelte im ganzen Körper. Anfangs dachte ich, dass es Nervosität über die Verantwortung war, doch schnell stellte sich heraus, dass es sexuelle Erregung ist. Bin ich jetzt ein „Top“ oder gar ein „Master“? Möglicherweise! Es gibt genau zwei Personen, die eine entsprechende Aussage darüber treffen können: Einmal ich selbst, weil ich die dominante Rolle angenommen habe und einmal mein Spielpartner, der die devote Rolle übernommen hat und mich als sein dominantes Gegenüber akzeptiert hat.

MACHT MACHT GEIL?

So war es geschehen. Die Macht über diese Person hat mich sexuell erregt. Das Interessante dabei ist, dass ich mich sexuell zu diesem Menschen nicht hingezogen fühle. Es laufen im Kopfkino keine Fantasien über gemeinsame sexuelle Aktivitäten. Dennoch empfinde ich sexuelle Erregung, seit ich die Kontrolle bzw. die Macht über die Sexualität dieser Person habe.

Wir sind uns darüber im Klaren, dass das kein Patentrezept für den Weg zu seinem dominanten Selbst ist. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Rolle er oder sie einnehmen möchte. Manchmal schadet es aber nicht auch über den Tellerrand hinauszublicken und auf der anderen Seite seine persönlichen Erfahrungen zu sammeln. Der Appetit kommt bekanntlich beim Essen. Vielleicht steckt in so manchem Menschen eine andere Seite, die man zuvor selbst noch nicht kannte. Jeder sollte sich es selbst Wert sein diese Seiten an sich selbst zu erforschen und sich dabei selbst kennenzulernen. Habt keine Angst davor!

In unserem Beispiel handelt es sich nicht um eine temporäre Geilheit, die sich während einer BDSM-Session aufbauen mag. BDSM ist in unserem Alltag gegenwärtig. Mein Keuschling spürt die Keuschheitsschelle und wenn ich an ihn denke, dann kommt das erotische Machtgefühl in mir hoch. Ich muss dazu meinen Keuschling weder sehen noch hören oder von ihm lesen. Ein Gedanke an ihn reicht und der Genuss der Macht ist da.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

8 Gedanken zu „Erregung durch Macht“

  1. Als Switcher erlebe ich fließende Grenzen zwischen der dominanten und devoten Rolle.

    So kann mir die dominante Rolle die Möglichkeit geben, meine devoten Fantasien auszuleben: Bottom erlebt genau das, was mich in dem Moment aus devoter Sicht anmachen würde. Die eigene Empathie sorgt dann dafür, das auch irgendwie selbst zu erleben.

    Zusätzlicher Vorteil: Ich kann erregende devote Fantasien ausleben, ohne die Konsequenzen ertragen zu müssen. Manchmal wird’s für Bottom halt doch unangenehm und anstrengend. 😅 Natürlich gehört genau das teilweise dazu. Das Ausleben einer Fantasie ohne diese Begleiterscheinungen hat aber auch seinen Reiz. Das fühlt sich dann so in der Mitte an zwischen Kopfkino / Porno und selbst Erleben. Ein Mittelweg, der seinen Reiz hat.

    1. Macht man nicht gern mit seiner Spielpartnerin oder seinem Spielpartner genau das, was einem selbst auch gefallen würde? Und gerade Spiegelneuronen können dafür sorgen, dass der Anblick von diesen Handlungen ähnliche Gefühle hervorruft als würde man es als Devoter selbst erleben.
      Ich habe einmal einem devoten Spielpartner eine Gasmaske aufgesetzt und gebrauchte Socken vor den Filter gehalten. Und es war an dieser Stelle für mich durchaus legitim, wenn ich als Dominanter auch mal eine Nase davon nehme.
      Der Unterschied dabei ist, dass man als dominante Person die „Macht“ darüber hat, selbst zu entscheiden. Im Gegensatz zur devoten Person, die sich dem Willen beugen muss.

      Macht einen diese Macht geil? Wir sagen ja!
      Und das Kopfkino ist extrem wichtig! Der beste Sex findet im Kopf statt 🙂

  2. Auch wenn ich mich auch eher als devot bezeichnen würde, habe ich mit meinem Spielpartner auch gerne die Rollen getauscht. Und ja, mir ging es genau so. Ich empfand intensive Erregung als ich mit meinem Spielpartner das machen könnte, was ich mir als Devoter wünschen würde. Natürlich hätte auch ich einen Lederoverall an, was unser gemeinsamer Fetisch ist. Doch die Macht zu haben, wie, wo und wie stark ich ich ihn in seinem engen Lederoverall berühre oder schlage hat mich erregt. Es regt das Kopfkino an. In der aktiven Rolle ist es ein Hochgenuss, meinen Partnern mit einem Knebel zu schweigen zu bringen. Nur ich kann meine Geilheit so verbal äußern. Ich selber komme mit Knebeln noch nicht ganz zu gut klar, doch einen Knebel anzuwenden und es mit anzusehen regt bei mir als Aktiver das Kopfkino an.
    Bin ich hingegen meinem Gegenüber ausgeliefert kann ich mich fallen lassen und geniesse was mit mir gemacht wird. Dann werde ich durch das pure Erleben geil. Ein Switcher hat als möglicherweise doppelt Spaß, und darum geht es doch.

  3. Rollentausch käme für uns nicht in Frage. Meine Eheherrin hat das Sagen. Immer. Sie hat die Macht über mich, jederzeit. Auch rede ich sie mit SIE an. Du geht gar nicht. Macht kann durchaus für den dominanten Part erregend sein. Bei einer Abstrafung mit der Peitsche durch meine Eheherrin kann es sein, dass SIE zum Höhepunkt kommt. (ich allerdings auch…).

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