Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Sind wir alle krank?

Die Grippewelle kursiert, man liegt flach und der Hausarzt stellt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus. Auf dieser befindet sich ein ICD-Code, hinter dem sich der Grund für die temporäre Arbeitsunfähigkeit befindet. Neugierig wie wir sind haben wir in der ICD-Liste gestöbert und haben ein paar sehr interessante Abschnitte gefunden. Da stellt sich uns die Frage: Sind wir alle krank?

Die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (kurz ICD, aus dem Englischen „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems„) deckt so ziemlich jedes Krankheitsbild ab, welches man sich vorstellen kann.

Na ein bisschen bekloppt sind wir doch alle, aber dann sind wir unter den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen fündig geworden. Nach ICD-10-GM (German Modification) gibt es unter F65 „Störungen der Sexualpräferenz“ folgende Untergruppen (Quelle: www.icd-code.de):

F65.0 Fetischismus

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll).

F65.5 Sadomasochismus

Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung.

Damit ist es jetzt amtlich! Wir sind zwar nicht krank, aber „gestört“. Oh man, fühlt sich irgendwie gut an. Würde jeder Mensch diese Praktiken betreiben, so würde es der Norm entsprechen. So befinden wir uns doch lieber in einer Minderheitsgesellschaft, sind abnorm und gestört und genießen dieses Dasein.

Was wollen wir euch mit diesem Artikel sagen? Das Fetisch-Outing kann beim Partner Zustimmung hervorrufen, doch in der Öffentlichkeit könnte es für Unverständnis, Verwirrung und Ablehnung führen. Man sollte also vorsichtig sein, wem man offen von seinen sexuellen Neigungen und Vorlieben erzählt. In der Kaffee-Pause im Büro wäre es vielleicht suboptimal, wobei es natürlich auch hier stark von den Kollegen abhängt.

Man sollte nicht jedem Gesprächspartner seinen Fetisch aufzwingen und uneingeschränkte Zustimmung erwarten. Es gibt viele, die solche Neigungen respektieren, aber nichts weiter davon erfahren wollen. Hier sollte man sich dann eher zurückhalten.

Erschreckend ist zudem, dass heutzutage tatsächlich Sadomasochismus mit Psychopharmaka (z.B. Antidepressiva) behandelt wird. Ich habe jetzt bewusst „behandelt“ geschrieben und nicht „geheilt“. Dies ist tatsächlich gerechtfertigt, wenn ein BDSM-Liebhaber bewusst gegen den Willen des Gegenüber solche Handlungen betreibt. Immer wieder liest man in der internationalen Presse von jungen Mädchen, die jahrelang als Sexsklavin gegen deren Willen festgehalten wurden. In solchen Extremsituationen ist eine medizinische Behandlung stark empfehlenswert.

Und jetzt der Schlussgedanke an alle Fetischisten und BDSM-Liebhaber. Wenn ihr im gegenseitigen Einvernehmen diese sexuellen Praktiken betreibt ohne euch selbst oder anderen zu schaden, dann seid ihr definitiv nicht krank! Ihr seid vielleicht ein bisschen bekloppt, aber das macht euch umso liebenswerter!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert