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Zoobesuch in Warnschutz – Kleider machen Leute (Teil 4)

Warnschutzkleidung kennt man von der Baustelle, Straßenbau und Industriebetrieben. Sie dient dazu auch bei schlechten Sichtverhältnissen immer gut sichtbar zu sein. Ein Komfort, der auch in unserem Alltag Einzug gefunden hat. Und dennoch sind so manche Träger solcher Warnschutzkleidung für viele Mitmenschen unsichtbar.

Arbeitskleidung ist auch im Fetischbereich sehr beliebt. Sie ist nicht nur optisch sehr ansprechend, sondern verbindet auch eine gewisse Männlichkeit damit. Ein Bauarbeiter ist groß, stark und männlich. Für den einen Träger ist es der normale Arbeitsalltag, für einen anderen ist es Freizeit- und/oder Fetischbekleidung. Gerade wenn man noch nicht öffentlich als Fetischist geoutet ist, dann verstecken manche ihre Vorliebe noch hinter der Wohnungstüre.

Es gibt jedoch so auffällige Arbeitskleidung, die muss jedem einfach ins Auge fallen. Und trotz der Leuchtkraft sind viele Alltagsaugen hierfür blind. Die Rede ist von „hi-viz“, das ist die Kurzform für high-visibility clothing oder zu Deutsch Warnschutzkleidung. Hi-viz selbst beschränkt sich nicht ausschließlich auf Arbeitskleidung, sondern erstreckt sich über alle Bereiche, sei es nun Straßenverkehr (z.B. Motorrad- oder Radfahrer) oder Sport (z.B. Jogging-Bekleidung). Ein treuer Leser möchte als „leuchtendes“ Vorbild vorausgehen.

Fesselblog: Hallo Lars! Vielen Dank, dass du dich bei uns gemeldet hast. Als du deinen eigenen Fetisch entdeckt hast, was war dein erster Gedanke?

Lars: Das Entdecken des Fetischs war, wie wahrscheinlich bei vielen, ein schleichender Prozess. Ich fand Gefallen an etwas und bemerkte irgendwann, dass ich nicht mehr davon los komme und dass es ganz besondere Gefühle in mir auslöst. Ich war fasziniert und zugleich verwirrt, weil ich es nicht richtig einordnen konnte. Was ist los mit mir?

Ich muss dazu sagen, dass ich meinen ersten Fetisch recht früh und zu einer Zeit entdeckte, in der es die heutigen sozialen Medien, Chatgruppen etc. noch nicht gab. In meinem sozialen Umfeld gab es keine Gleichgesinnten, somit war das Zurechtfinden und sich mit dem Fetisch arrangieren nicht leicht. Heute ist dies, dank auch Angeboten wie fesselblog.de, erheblich leichter.

Fesselblog: Mit Sicherheit hat es eine Weile gebraucht, bis du dich in „hi-viz“ vor die Türe getraut hast. Erinnerst du dich an deinen ersten Spaziergang und wie war dein Gefühl danach?

Lars: Beruflich bin ich weit weg von Worker- oder Hiviz-Kleidung. Ich war daher unglaublich aufgeregt. Ich dachte nur „Hoffentlich sieht mich keiner, der mich kennt“. Als ich dann im Auto saß, legte sich die Aufregung etwas. Ich fuhr in einen Baumarkt, um Einzukaufen. Erst wieder zu Hause fiel die Anspannung ab und wich einem unglaublichem Hochgefühl: Ja! Ich habe es endlich geschafft! 

Fesselblog: Wann war diese Fetischbekleidung ein Teil von dir und kein Kostüm mehr?

Lars: Es dauerte eine ganze Zeit. Erst als ich mich nach ungefähr 2 Jahren in meinem privaten Umfeld offen zu meiner ersten Hiviz-Hose bekannte, war sie wirklich ein Teil von mir. Von da an fiel mir vieles wesentlich leichter.

Fesselblog: Wie regierten deine Mitmenschen darauf, dich öfters in dieser Kleidung außer Haus zu sehen?

Lars: Es ist nicht mein erster Kleidungs-Fetisch, den ich offen auslebe. Von daher war mein privates Umfeld vorgewarnt, als ich mich mit den Hiviz-Sachen zeigte. Sie akzeptierten dies ohne größere Kommentare und halten mich wahrscheinlich nur für etwas verrückt. Dass es ein Fetisch ist, weiß glücklicherweise keiner.

Wenn ich unterwegs bin, sind die Reaktionen meist positiv. Mich sprachen schon diverse Leute an, dass sie es gut finden, dass sich endlich einmal jemand zu mehr Farbe im Alltag traut. So ein Kommentar tut dermaßen gut! Doch die überwiegenden Fragen, gerade wenn ich mich an für diese Kleidung eher unüblichen Orten aufhalte, sind in der Art „Sind sie hier am Arbeiten?“ oder „Na, gerade Pause?“. Ich antworte dann meist „Ich am Arbeiten? Nein, wie kommen sie denn darauf? Ich bin rein privat hier“. Die Verwirrung steht den meisten dann ins Gesicht geschrieben und ich freue mich innerlich darüber.

Fesselblog: Bist du in dieser Warnschutzkleidung meist unterwegs, oder seid ihr auch mal als Gruppe auf Tour?

Lars: Ich trage schon recht häufig meine Fetischsachen, meist sind es jedoch eher unauffälligere Teile. Dennoch trug ich in 2019 Hiviz an ungefähr 50 Tagen, ab und zu auch einfach nur eine Hiviz-Jacke zu normaler Kleidung. In der Regel bin ich in den Sachen alleine unterwegs, oder auch mal mit der Familie. Mein Freundeskreis kennt zwar diese Sachen, sie finden sie aber nicht so gut. Da passe ich mich lieber an und trage normale Sachen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Dennoch stelle ich es mir sehr schön vor, wenn man in einer Gruppe Gleichgesinnter seinen Fetisch zeigen kann.  

Fesselblog: Hast du dir die Fetischkleidung neu erstanden, oder ist da vielleicht ein gebrauchtes Objekt dabei, welches tatsächlich von einem Bauarbeiter oder dergleichen bei der Arbeit getragen wurde?

Lars: Nein, ich kaufe zumindest die Worker- und Hiviz-Sachen alle neu. Mir ist es wichtig, dass ich mich gerade nicht als Bauarbeiter verkleidet zeige. Ich trage die Sachen ganz normal wie meine Alltagskleidung. Da passen für mich verdreckte oder abgetragenen Sachen nicht. Auch andere Arbeits-Accessoires wie Sicherheitsschuhe oder Gummistiefel sind für mich in der Regel kein Thema. Für viele ist gerade dies der Reiz, wenn sie Hiviz im Privaten tragen. Für mich nicht.

Fesselblog: Ist es für dich ein „rein optischer“ Fetisch, oder wärst du in deiner Freizeit gern mal ein Bauarbeiter und würdest dann auch handwerkliche Tätigkeiten übernehmen?

Lars: Der Reiz an diesen Sachen ist für mich rein optischer Natur. Ich sehe natürlich gerne Bauarbeiter in Hiviz-Sachen, aber hege ich keine Ambitionen in dieser Richtung. Ab und zu trage ich Hiviz natürlich auch mal zum Arbeiten, z.B. bei Gartenarbeit. Für richtig dreckige Arbeiten habe ich dann allerdings andere Sachen im Schrank.

Fesselblog: Was war für dich der bisher „ungewöhnlichste“ Ort, an dem du in „hi-viz“ unterwegs warst?

Lars: Im Restaurant. Das hat mich jedes Mal Überwindung gekostet und ich trug dabei auch „nur“ eine Hiviz-Hose mit einem unauffälligen T-Shirt oder Pullover, damit ich nicht zu sehr auffalle. Erstaunlicherweise gab es aber auch hier keine negativen Reaktionen, wenn gleich ich natürlich noch mehr als sonst angeschaut wurde. Aber man nahm es gelassen hin. Ich sage mir immer, solange ich mich normal und zuvorkommend verhalte, spielt es keine Rolle, welche Sachen ich trage. Und meine Erfahrungen geben mir immer wieder Recht.

Fesselblog: Was würdest du jemandem raten, der wie du und ich ein Fetischist ist, aber sich noch nicht in seinen Fetisch-Sachen vor die Türe traut?

Lars: Warte, bis für dich der richtige Moment gekommen ist und fange dann langsam an. Zuerst an einem Ort, an dem du in deinen Fetisch-Sachen nicht so sehr auffällst (in Hiviz z.B. in einem Baumarkt) oder wo nicht zu viele Menschen sind. Fühlst du dich dort wohl in deinen Sachen, kannst du es langsam steigern. Jedes neue Teil, jeder neue Ort, jedes neues Fetisch-Accessoire wird dir dann ein Hochgefühl geben, es wieder einmal geschafft zu haben. Auch ich machte es so und brauchte mehrere Jahre, bis ich meine Fetisch-Sachen so selbstverständlich trage wie heute. Trotzdem gibt es für mich Tabuzonen, in denen ich nie meine Fetisch-Sachen tragen würde. Und das finde ich auch gut so. Ich will nur meinen Spaß haben und keinen provozieren.

Fesselblog: Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Lars: Traut euch! Zeigt euch ruhig ab und zu in der Öffentlichkeit. Vor allem bei eher normalen Sachen wie Worker- und Hiviz, Skingear oder Leder wird kaum einer bemerken, dass es für euch ein Fetisch ist. Der Gedanke, dass es jemand anderes als Fetisch bemerkt, ist meist ausschließlich bei euch im Kopf vorhanden. Bei extremeren, evtl. sogar als anstößig zu betrachtenden Fetischen solltet ihr aber gut überlegen, wo ihr euch zeigt. So ist in einem Kiez wie z.B. St. Pauli oder Berlin-Kreuzberg sicherlich mehr möglich als in einem noblen Kurort.

Es tut so gut, seinen Fetisch auszuleben und sich anderen zu zeigen. Schlechtes unsoziales Verhalten fällt viel mehr negativ auf als ein unübliches Outfit. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich jemanden sehe, der optisch aus der Norm fällt. Mir persönlich ist jemand mit einem unüblichen oder verrückten Outfit lieber als einer, der optisch zwar in der Masse verschwindet, aber politisch extreme Ansichten verbreitet.

Fesselblog: Vielen lieben Dank für deine Unterstützung mit unserem Blog. Es freut uns immer sehr Gleichgesinnte zu treffen und Erfahrungen mit anderen Fetischisten und BDSM-Freunden auszutauschen.

Habt auch ihr einen Fetisch, den ihr gern in der Öffentlichkeit auslebt, dann schreibt uns gern eine E-Mail an kontakt@fesselblog.de oder schreibt hier einen Kommentar. Wir freuen uns auf eure Nachrichten und eure Erfahrungen!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

2 Gedanken zu „Zoobesuch in Warnschutz – Kleider machen Leute (Teil 4)“

  1. Diesen Bericht hat hat mich auch an die Leidenschaft erinnert. Auch ich trage gerne Warnschutz. Es begann bei der Jacke als man mich in der Dunkelheit fast anfuhr. Erst war es eine Überwindung diese zu Tragen, da manche Passanten erstaunt schauten. Doch die Lust diese zu tragen, wie ein anderes Thema Keuschheit, ist da.

    1. Lieber Wolfgang,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Ja Warnschutz kann nicht nur bei Nacht und Dunkelheit ein Vorteil sein. Es etabliert sich immer mehr auch im Freizeitbereich. Von daher können sich Fetischisten Fast „unbemerkt“ unters Volk mischen. Und das Thema Keuschheit kann man ja ohne Probleme unsichtbar unter jeglicher Art Alltagkleidung ausleben.
      Viele Grüße

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