… hat wohl jeder schon einmal gehört. Und es stimmt wirklich, dass die Wirkung eines Menschen auch stark von dessen Kleidung abhängt. Das liegt wohl auch daran, dass wir mit bestimmten Kleidungsstücken eine gewisse Erwartungshaltung haben. Und diese Erwartungshaltung kann man auch auf eine BDSM-Session übertragen.
Gerade in der Berufswelt sind bestimmte Kleidungsstücke der normale Alltag. In der Bank sitzt der Angestellte hinter dem Schalter im Anzug. Ein Soldat trägt seine Uniform und Kampfstiefel. Ein Arzt hat einen weißen Kittel an. Ein Metzger trägt eine Schürze aus Gummi und Gummistiefel… und so weiter. Und beim Sex zieht man sich nackt aus, oder nicht?
Gerade im Bereich Fetisch und BDSM ist das Ablegen der Alltagskleidung verbunden mit dem Anziehen von Fetischkleidung. Man zieht sich um, um sich auf die bevorstehende Session vorzubereiten. Und dabei ist es egal, um welche Kleidungsstücke es sich handelt. Die neuen Dessous mit Spitze, ein schönes Kleid oder vielleicht ein hautenger Gummianzug und schwere Stiefel. Wichtig dabei ist, dass man sich selbst gefällt und sich wohl darin fühlt. Und im Optimalfall gefällt es eurem Gegenüber ebenfalls.
So kann es passieren, dass es zum Rollenspiel kommt. Was der eine als „normale“ Alltagskleidung oder Berufsbekleidung trägt, das mag für den anderen besondere Fetischkleidung sein. Da findet sich auf einmal ein Bauarbeiter, eine Krankenschwester oder ein Lederbiker im Schlafzimmer wieder. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Aber je nach Kleidung ist eine gewisse Erwartungshaltung verbunden. Wenn sich die Partnerin als Krankenschwester kleidet (wir schreiben jetzt bewusst nicht „verkleidet“), dann erwartet man vielleicht in der Session ein paar Klinik-Spielereien. Eine Untersuchung oder Musterung. Da muss dann auch sicher im Rektum die Körpertemperatur gemessen werden und eine Urinprobe gibt es vielleich auch. Wobei aus einer „Probe“ vielleicht auch eine (Eigen-)Verkostung werden könnte.
Und bei einem Bauarbeiter vermuten die meisten wohl einen starken (muskulösen) Mann, und dass es bei der Session vielleicht etwas grobmotorischer und „rauer“ zugeht. Doch der Schein kann auch trügen. Denn die Kleidung ist zwar ein Indikator dafür, was man erwarten könnte, doch es kann auch anders kommen. Ein Bauarbeiter kann auch sanft sein und möchte auch seine Streicheleinheiten haben.
Warum dann das Kostümfest? Na ganz einfach: weil diese Kleidungsstücke für die Träger einfach geil sind. Man möchte die Sachen tragen und damit in eine andere Rolle schlüpfen.
Wir gehen einen Schritt weiter, denn bisher sah das alles recht freiwillig aus. Doch was ist, wenn bei der Wahl der Kleider eine gewisse Fremdbestimmung dahinter ist? Eine Kleiderordnung also. Nicht unbedingt wie der strikte Dresscode in einem Fetisch-Club, sondern eher die grundsätzliche Kleiderordnung für einen devoten Partner.
Manche Sklaven haben sogar einen Sklavenvertrag, in dem explizit festgelegt wird, welche Kleidung er tragen darf und welche nicht. Das Tragen eines Halsbands zum Beispiel kann somit fest vorgeschrieben sein. Doch auch unabhängig vom Sklavendasein kann es sein, dass ein devoter Partner „ermutigt“ wird diverse Fetischkleidung in der Öffentlichkeit zu tragen, was anfänglich sicher für etwas Unwohlsein sorgen kann.
Wir werden in diversen Folgebeiträgen ein paar konkrete Beispiele und Situationen bringen, die euch zeigen, wie ungewöhnlich manche Menschen in der Öffentlichkeit unterwegs sind. Und manchmal ist eine gewisse Fremdbestimmung durchaus dahinter zu verspüren. Aber nicht immer ist diese Fremdbestimmung ein eiskalter Zwang, manchmal ist es auch nur ein Schubs in die richtige Richtung.
Denn insgeheim findet der Träger von eben solchen Bekleidungsstücken einen besonderen Reiz daran, traut sich aber nicht freiwillig so in die Öffentlichkeit zu gehen. Das kann ein schönes Kleid oder das Tragen von Gummistiefel sein. Eigentlich nichts Besonderes, aber für die Augen von Außenstehenden vielleicht in der Situation etwas irritierend… lasst euch überraschen.
Wie sagte doch Coco Chanel so treffend: die Mode ist wechselhaft – Stil ist es nicht. Ich denke mal Fetisch hin oder her: Du musst gut sein. Und möglichst authentisch. Es gibt Leute, die mit einem Kartoffelsack bekleidet ins Vier Jahreszeiten gehen können. Das ist eine Frage der Haltung. Körpersprache. Die lügt nicht. Und kommuniziert direkt und unmittelbar. Und da haben wir meiner Meinung nach den Knackpunkt von „Kleider machen Leute“. Was nützt Dir die tollste Klamotte, wenn Du Dich nicht wohl in ihr fühlst und wirkst, wie ein Häufchen Elend? Vergiss es. Da hilft nur ausprobieren, Spiegelkontrolle und Camera, und vielleicht jemanden, der Dir sagt, wie Du auf ihn wirkst. Dann kannst Du immer noch entscheiden, ob das für Dich richtig ist oder nicht. Und was Du dann machst. Klar musst Du mit Reaktionen Deiner Mitmenschen rechnen, die Du nicht erwartest. Das ist immer das Risiko. Tipp vom Küken, der Coco Chanels Sprüche für sich entdeckt hat: zieh Dich immer so an, als ob Du die Liebe Deines Lebens treffen würdest! Fetisch, so wie ihn Cal Rider beschrieb, wird immer ein Abenteuer der besonderen Art sein. Und ein Merkmal von Klasse.
Hi Martin.
Bevor ich mein Leder auf Maß bestellt/gekauft habe meinte ein guter Freund zu mir: „Dennis, du musst das anziehen, dich im Spiegel anschauen und von deinem eigenen Anblick geil werden.“
Tja was soll ich sagen,… es hat funktioniert.
Doch bei der fremdbestimmten Kleiderordnung kann durchaus auch ein großer Reiz daran sein. Es ist der gewisse „Schubbs“ aus der Türe raus, sich endlich der Öffentlichkeit in diverser (Fetisch-)Kleidung zu zeigen.
Und was Charlie (aka. „Cal Rider“) angeht, hier haben wir über die Initative #GEAR365 einen eigenen Beitrag geschrieben. Wir alle vermissen ihn, möge er in Frieden ruhen.
Viele Grüße
Dennis vom Fesselblog
Hallo Dennis,
dieser Teil 1 macht durchaus neugierig. Ja, auch ICH bin so ein Typ, der sich beim Sex nicht aus- sondern lieber anzieht. Es ist in der tat so, dass man in manche „Rollen“ reinschlüpfen kann und so das Zwischenmenschliche bereichert.
Zudem ist es auch ganz spannend wie Mitmenschen reagieren wie z.B. Auto im Lederkombi mit Boots und Handschuhen zu fahren und an der Tanke dann Diesel zu zahlen. Das Gesicht vom Personal hinter der Kasse ist manchmal unbezahlbar.
Ich rate jedem, macht doch auch mal was Verrücktes, das Leben ist ernst genug.
LG
Oliver
Hallo Oliver,
du sprichst/schreibst mir aus der Seele. Das Leben ist in der Tat viel zu kurz um nicht mal was „Verrücktes“ zu machen. Aber ist es denn verrückt, wenn man sich wohl fühlt? Wenn man sich selbst schön findet in seiner Haut, auch wenn man nicht der „Norm“ entspricht, warum sollte man es dann nicht einfach machen?
Und ja, die Reaktionen der Mitmschen können durchaus interessant sein. Wobei die meinsten im Alltag so mit sich selbst beschäftigt sind, dass ein Autofahrer im Lederkombi gar nicht so auffällt. Ein ABC-Schutzanzug wäre da vielleicht doch etwas „auffallender“.
Gern darfst du dich überraschen lassen, welche Beiträge der Reihe „Kleider machen Leute“ noch so alles kommen mögen. Und wer weiß, vielleicht willst du dich ja auch aktiv daran beteiligen. Ich würde mich sehr freuen!
Liebe Grüße
Dennis vom Fesselblog
Hey 🙂 Danke für euren Beitrag. Ich persönliche liebe Fremdbestimmung und Zwang beim Outfit. Angefangen von kleinen Details, die für den Großteil der Menschen um mich rum unsichtbar bleiben, bis hin zu nem kompletten Outfit, dass doch außerhalb der Norm ist. Ich denke gerade was das Äußere angeht, so ist das eine sehr deutliche Art dem Sub (mir) zu zeigen, wer das sagen hat.
Grüß dich, ja wir mögen diese Art „Machtspiel“ in der Öffentlichkeit auch sehr. Es wird zudem interessant, wenn der Sub mit der entsprechenden Kleiderordnung allein unterwegs ist und man als Außenstehender nicht gleich erkennt, ob das Outfit nun freiwillig oder „fremdbestimmt“ getragen wird. Ein deutlich sichtbares Schloss an der einen oder anderen Stelle unterstreichen da durchaus eine Fremdbestimmung.
Auch wenn es für Außenstehender also nicht immer zu Erkennen ist, der Sub spürt bei der Aktion sehr wohl, wer das Sagen hat!
Richtig. Es geht eben auch ins „Kopfkino“ und kann einen Sub ordentlich ins Schwitzen bringen. Aber für mich war es dann unterm Strich immer cool, es mich getraut zu haben auch wenn ich in der Situation ziemlich angespannt war. Da hilft es dann nur, wenn man keine Alternativen hat und es durchziehen muss. 🙂
Ist es möglich hier ein Profil zu posten, falls jemand Lust hat in dieser Richtung bei mir was zu starten? Oder ist das nicht gern sehen auf eurem Blog?
Der Blog ist für uns alle da. Von BDSM-Freunden für BDSM Freunde!
Du darfst gern auf dich hier direkt aufmerksam machen und im Kommentar (sofern gewünscht) auf deine Kontaktdaten (z.B. Profilname auf diversen Datinplattformen) hinterlassen. Gern können wir dich aber auch in einem kleinen Gastbeitrag persönlich vorstellen.
Gerade bei in der Reihe „Kleider machen Leute“ darfst du dich gern aktiv mit einbringen. Ich schreib dir gleich direkt eine E-Mail…
Viele Grüße
Dennis vom Fesselblog
Meine Eheherrin bestimmt, was ich anziehe. Meckern zwecklos. Zur Arbeit war es in der Regel ein Anzug mit Krawatte. War ein Muss der Firma.
Darunter meinen Halsreif… In der Freizeit sind es Jeans, T-Shirt oder Hemd. Oft auch die Lederjeans, im Sommer die kurze Lederlatzhose mit Stegträgern aus braunem Pferdeleder. Wenn es regnet, Original-Kleppermantel von anno dazumals. Für mich erregend, auch meine Eheherrin kleidet sich gerne in Leder.
Genau so soll es sein. Natürlich geht in der Arbeit die vorgeschriebene Kleiderordnung vor. Aber durchaus lässt sich der Halsreif dann „versteckt“ tragen. Es gibt durchaus Berufe, bei denen „Schmuck“ prinzipiell nicht getragen werden darf. Das kann in der Fertigung oder in der Lebensmittelbranche sein. Hygieneauflagen oder Arbeiterschutz machen es dann teils schwer (oder gar unmöglich), offen oder verborgen Fetisch-Kleidung zu tragen. Doch auch in diesen Sonderfällen gilt vor Arbeitsantriff und nach Feierabend der vorgeschriebene Dresscode der Herrin oder Masters.
P.S. Einen Klepper bzw. Klappermantel hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Schade, dass sie in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr produziert werden.
Den Kleppermantel in grau habe ich vor etwa 8 Jahren im Internet (ebay) von einem Wiener Verkäufer ersteigert.
War relativ teuer…
Man muss immer für sich selbst entscheiden, wieviel Geld mal für Fetisch-Sachen ausgibt. Wenn man es dann auch regelmäßig trägt und seine Freude daran hat, dann mag der Preis gerechtfertigt sein. Wenn es dann nur im Schrank liegt, dann wäre es schade ums Geld.
Aber generell ist es so, dass seltene Stücke durchaus mit teils überteuerten Preisen angeboten werden. Wenn die Nachfrage da ist, wird es immer diesen einen Käufer geben, der das Geld auch hinlegen wird. Manchmal lohnt es sich auf mehreren Portalen (und Auktionshäusern) zu schauen und die Preise zu vergleichen. Und manchmal lohnt es sich den Hersteller direkt anzuschreiben, manchmal lauern da noch Restbestände in so manchem Keller, die nicht öffentlich im Online-Store zu sehen sind.