Wenn man Fetischisten auf den sozialen Netzwerken beobachtet, dann stechen ein paar Profile besonders hervor. Doch „besonders“ muss nicht immer gut sein und Quantität ist nicht gleich Qualität. Doch wer gibt nun den Ton an und wer schadet der Community mehr als ihm vielleicht bewusst ist?
Wortherkunft
Zunächst möchten wir euch den Begriff in unserer Überschrift erklären. „Kinkfluencer“. Dieses Wort setzt sich aus den Worten „kink“ und „Influencer“ zusammen. Influencer sind Personen, die eine Gesellschaft entsprechend beeinflussen. Dass diese Beeinflussung durchaus „viral“ sein kann, erklärt auch die Wortherkunft (Influenza = Grippe). Unter einem Kinkfluencer versteht man also eine Person, die durch ihr Handeln und öffentlichen Auftritt die Fetischcommunity beeinflusst.
Hintergrund der Beeinflussung
Warum möchte man die Fetisch-Community beeinflussen? Die Antwort ist leider so simpel wie die Frage selbst: Es geht ums Geld! Traurig, aber wahr. Direkt ist es erkennbar, wenn Kinkfluencer auf den sozialen Netzwerken bestimmte „Teaser“ posten und die Follower dazu verlocken auf kostenpflichtige Seiten zu gehen, um dort den vollständigen Medieninhalt konsumieren zu können. Doch die meiste Beeinflussung passiert unterbewusst (oder gar „viral“). So werden auf den Bildern und Videos in den sozialen Netzwerken Produkte zum Einsatz gebracht. Ein neuer geiler Gummianzug, neue Metallfesseln, maßgeschneiderte Lederbekleidung, ein ausbruchsicherer Keuschheitsgürtel und unzählige andere Produkte. Und all diese Dinge werden von wunderschönen Körpern zur Schau gestellt, sodass unsere Fleischeslust zum Einsatz kommt. Wir begehren die Personen auf den Bildern und Videos und unterbewusst begehren wir die Produkte auch. Und den gedanklichen Brückenschlag, den wir machen, ist nun umso nachvollziehbarer. Wir erhoffen uns durch den Erwerb der Produkte genauso begehrenswert zu werden, wie die Personen, die sie bewerben.
Sponsoring
Da sich innerhalb der Fetischwelt ein regelrechter Markenfetisch entwickelt. Dieser Trend ist auch für die Hersteller spürbar und bringt Umsatz. Doch nicht jeder Hersteller ist hier gleich offen für ein direktes Sponsoring. Hersteller von Fetischkleidung oder BDSM-Spielsachen haben da ein deutlich höheres Interesse, denn in der Fetischwelt ist die Werbewirkung für ihre Produkte einfach am größten. Und so wird doppelt abgezockt. Ein Adonis im Keuschheitsgürtel weckt das Interesse der Community. Doch durch den Erwerb des Produkts wird der eigene Schwabbelbauch nicht zum Sixpack. Und weiteres Geld auszugeben, um die kostenpflichtigen Bilder und Videos der wunderschönen Personen im Internet zu betrachten, wird das eigene Glück nicht steigern.
Auf der Suche nach dem eigenen Glück
Viele Personen denken, dass diese selbsternannten Kinkfluencer den Ton in der Community angeben. Das ist ein Irrglaube! Sie verbreiten ein teils stark verzerrtes Bild der Fetischwelt. Sich dieser Falschinformation zu entziehen ist aber nicht immer einfach. Man kann auf den sozialen Netzwerken diese Profile ausblenden oder gar sperren. Aber vielleicht möchte man sich der Illusion der perfekten Körper, der perfekt ausgestatteten Spielzimmer und der wunderschönen und teils überteuerten Spielsachen noch ein paar Momente länger hingeben. Vor vielen Jahren sind wir auf der Suche nach dem persönlichen Glück auch so mancher Illusion erlegen. Damals konnte man die Kinkfluencer gefühlt an einer Hand abzählen. Dennoch verleitete es uns dazu diverse Produkte zu erwerben, welche dann (oh welch Überraschung) nicht den gewünschten Effekt hatten und schließlich in irgendeiner Schublade landeten.
Wer gibt den Ton an?
Viele Faktoren sind ausschlaggebend, was in der Community gerade angesagt ist. Ein Beispiel: Hätte man vor 30 Jahren gesagt, dass man am „LOCKtober“ teilnimmt, dann hätte man viele fragende Blicke geerntet. Keuschheitsgürtel gab es damals schon, aber nicht in dieser Fülle wie heute. Das sprach sich im kleinen Kreis herum und wurde irgendwann zum Geheimtipp, dass es einen gewissen Reiz haben kann seinen devoten Spielpartner zu verschließen. Dann postet der erste Mensch das auf den sozialen Medien und macht damit auf sich und die Sache aufmerksam. Die Idee verbreitet sich, die Nachfrage nach Keuschheitsgürteln steigt und der Markt reagiert. Nach und nach gibt es eine Vielzahl von Produkten, welche die Kauflust der Menschen befriedigt. Und dann erkennt eine bestimmte Person, dass man mit dieser Sache zusätzlich absahnen kann. Die Geburtsstunde des ersten Kinkfluencers. Aus ein paar Amateurbildern werden hochauflösenden Studioaufnahmen und die Kasse klingelt.
Konkurrenzkampf
Unter Kinkfluencer gibt es eine regelrechte Schlammschlacht. So versucht man nicht nur Follower für sich zu gewinnen, sondern auch Follower anderer Personen abzuwerben. Man muss immer der Beste sein, sonst geht man unter. Und all die Arbeit war umsonst und eine lukrative Einnahmequelle versiegt. Und manche Kinkfluencer sind sich dessen bewusst, dass ihr Einfluss vergänglich ist. Was heute eine Vorliebe von vielen Fetischfreunden sein kann, ist morgen vielleicht schon nicht mehr angesagt. Klar leben Totgeglaubte meist länger als gedacht und manche klassischen Fetische überdauern vermutlich jeden Trend. Doch der 30jährige Sixpack, den man vor 20 Jahren präsentiert hat, ist heute auch schon 50 Jahre alt und landet irgendwann auf dem Abstellgleis.
Fazit
Wir möchten an der Stelle nicht weiter darauf eingehen, wie man Kinkfluencer wird, da wir die Glaubwürdigkeit von einigen dieser selbsternannten Beeinflusser und Trendsetter stark in Frage stellen. Glaubt nicht alles, was im Internet zu sehen ist. Die sozialen Netzwerke zeigen gern mal ein verzerrtes Bild der Realität. Geht euren eigenen Weg. Es ist immer interessant über den Tellerrand hinauszusehen und sich die Inspiration bei anderen Fetischfreunden zu holen. Stellt euch bei den zahlreichen Inhalten jedoch ab und zu die Frage, welchen Mehrwert eine Person verfolgt, die es veröffentlicht. Ist es die Jagd nach Klicks, damit die Tasche klingelt oder ist es ein gemeinnütziger Community-Gedanke? Die Entscheidung liegt allein bei euch, denn im Endeffekt gebt ihr selbst den Ton an. Seid euch dessen bewusst.
Ach weißt Du, lieber Dennis, ich möchte fast sagen, das ist die Kehrseite der Medaille. Der Preis, den wir alle dafür zahlen, dass unser Fetisch sozial akzeptierter wird. Damit ist eben auch der Weg zum Mainstreammarketing frei. Und ich frage mich dann schon, was denn perverser war – das, oder das Gefühl für seinen Fetisch abgelehnt bzw. nicht verstanden zu werden.
Es sei jedem gegönnt, die Produkte und die sie zur Schau stellenden Menschen anzusehen, aber wie Du sagst, es ist nicht die gesamte Szene und das ist auch gut so.