BDSM ist nur etwas für Erwachsene?! Nein! In der Pubertät beginnt sich der Körper von Mädchen und Jungen zu verändern. Es ist der Beginn der „Geschlechtsreife“ und Jugendliche erforschen ihren Körper und die Körper von anderen. Jugendliche entdecken hier auch die ersten Fetische und die BDSM-Welt bietet die passende Spielwiese.
Der erste Kuss, der erste feuchte Traum, die ersten Gehversuche in der Welt der Erwachsenen. Aus Freundschaft wird Liebe und die Neugierde das Unbekannte zu erforschen wird immer größer. Unser Gehirn hat einen unstillbaren Wissensdurst und gepaart mit sexueller Erregung kann das eine teuflische Mischung ergeben, denn oft ist es für Jugendliche noch schwer zwischen klassischer Freude und sexueller Begierde zu unterscheiden.
Reisen wir 20 Jahre in die Vergangenheit. Zu Beginn des Jahres 2000 kam ein Film ins Kino namens „The Green Mile“, welcher die Hinrichtung durch den elektrischen Stuhl als wesentliches Kernelement hat. Es gab hier mehrere Szenen, bei denen nicht nur die Spannung anstieg, sondern bei so manchem Zuschauer auch die sexuelle Erregung. In unserer Reihe „Fetisch und BDSM in Spielfilmen“ sind wir im zweiten Teil „Fesselnde Momente“ auch auf diesen Film eingegangen. Mir war damals noch nicht bewusst, was die sexuelle Erregung in mir selbst hervorgerufen hat. War es ein Exekutionsfetisch oder einfach nur der Anblick, wie ein Mann Stück für Stück immer fester an einen Stuhl geschnallt wird und sich selbst definitiv nicht mehr befreien kann?
Bei Männern ist eine sexuelle Erregung sehr schnell zu identifizieren, denn hier „regt“ sich im wahrsten Sinne des Wortes etwas in der Hose. Auch bei mir damals mit 15 Jahren im Kino. Es war eine durchaus interessante Erfahrung, denn der Kopf hat es damals noch nicht als erregend identifiziert, der Körper hingegen schon. Und so war man auf der Suche nach anderen Dingen. Man schaut Bilder und Videos an mit den verschiedensten Szenen und beobachtet sich selbst dabei, ob sich hier vielleicht etwas „regen“ möge. Das ist natürlich nur eine der Möglichkeiten herauszufinden, auf was man „steht“.
Doch wenn man als Jugendlicher gefragt wird, was man denn „geil“ findet, dann wissen die wenigsten hierauf eine Antwort. Etwas gesehen und davon magisch angezogen zu werden ist das eine, das andere ist das tatsächliche ausprobieren. Findet man andere in Leder schön, so muss das eigene Tragen von Leder nicht dieselben Gefühle hervorrufen. Also einfach alles ausprobieren? So einfach geht es dann doch nicht, denn wie kommt man an die ganzen tollen Sachen heran?
Als Jugendlicher hat man im Normalfall nicht die finanziellen Mittel, um sich mit Fetischkleidung und/oder BDSM-Spielsachen einzudecken. Zudem ist der Zutritt in Sexshops den Erwachsenen vorbehalten, was aus Sicht des Jugendschutzes durchaus Sinn macht. Jugendgefährdende Inhalte gibt es gerade im Internet zu Genüge und solche Medien schaffen es dann im heutigen Zeitalter via Social Media auch unter Jugendlichen sehr schnell verbreitet zu werden.
Für viele könnten diese Bilder und Videos verstörend wirken und deshalb sollte nicht nur mit einem Verbot auf diese Medien reagiert werden, sondern entsprechende Aufklärungsarbeit geleistet werden. Im Sexualkundeunterricht wird man im Normalfall nicht lernen, wie jemand „richtig“ gefistet wird, oder wie man einen Sklaven ausbildet. Diese Lehrinhalte gibt es in der konventionellen Schulbildung nicht (sollten wir das mal dem Kultusministerium vorschlagen… *lach*).
Dennoch kommen im Laufe der Zeit immer mehr Fragen auf. Warum tragen manche Menschen in der Öffentlichkeit ein abgeschlossenes Halsband? Warum sollte jemand den Urin seines Partners trinken? Warum stecken sich manche Menschen die Fäuste gegenseitig in den Hintern? Warum lassen sich manche Menschen bewusst fesseln, sodass sie sich gar nicht mehr bewegen können? Die Fragen nehmen kein Ende und nur in den wenigsten Fällen werden diese Fragen laut ausgesprochen. Das Schamgefühl ist zu groß, sodass manche Fragen im Jugendalter unbeantwortet bleiben.
Doch hier kommen wir ins Spiel. Wir versuchen mit unserem Fesselblog nicht nur diese Fragen zu klären und euch die Beweggründe hinter BDSM zu ergründen. Wenn euer Geist gestärkt ist, so ist euer Körper bereit für die Praxis. Und glaubt uns, es gibt sehr viele Dinge zu beachten, was euch aber nicht davor abschrecken sollte den ersten Schritt zu machen.
Wir hatten bereits Kontakt mit jugendlichen BDSM-Freunden und konnten sehr interessante Gespräche mit ihnen führen. So zum Beispiel Andreas (16) aus Augsburg:
Hallo, mein Name ist Andi und ich möchte gerne ein Hund sein. Ich habe schon mal Trockenfutter von unserem Familienhund geklaut und es heimlich gegessen. In meinem Zimmer laufe ich gern auf allen Vieren und sehne mich danach gestreichelt zu werden. Bin auf der Suche nach einem Herrchen. Danke
Kleine Info: Ja wir haben die Genehmigung von Andreas, dass wir diese Nachricht von ihm hier posten dürfen. Inzwischen hat er sein Herrchen gefunden, welcher im selben Alter ist.
Es kommt immer wieder vor, dass sich Jugendliche auf Dating-Plattformen Zugang verschaffen und hier den direkten Austausch zu Erwachsenen suchen, damit sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen und auch Erfahrungen im Bereich Fetisch und BDSM sammeln können.
Kommen wir zur rechtlichen Seite. Es gibt das sogenannte Schutzalter, welches in den verschiedenen Ländern der Welt unterschiedlich sein kann. Wenn eine Person dieses Schutzalter erreicht hat, dann gilt diese Person als „sexualmündig“. Im Artikel war jetzt immer die Rede von „Jugendlichen“. Ein Jugendlicher ist in Deutschland per Definition eine Person im Alter von 14 bis 17 Jahre. Ab 18 Jahren ist diese Person dann ein Erwachsener.
Doch wer darf nun mit wem… ihr wisst schon? Wir haben euch die Daten in einer Tabelle zusammengefasst:
* nur erlaubt, wenn Geschlechtsverkehr einvernehmlich ist, kein Geld verlangt wird und keine Zwangslage ausgenutzt wird.
** nur erlaubt, wenn der ältere der beiden Sexualpartner die „fehlende Fähigkeit des Opfers zur sexuellen Selbstbestimmung“ nicht ausnutzt.
Weitere Informationen siehe § 182 StGB „Sexueller Mißbrauch von Jugendlichen“.
Warum zeigen wir euch diese Daten so nüchtern? Ganz einfach, damit ihr als Jugendlicher wisst, mit wem ihr euch „legal“ einlassen dürft. Genauso wichtig ist es für einen Erwachsenen, an den ein Jugendlicher herantritt. Und so „doof“ es jetzt klingen mag, aber lasst euch im Zweifel lieber den Ausweis zeigen. Uns ist durchaus bewusst, dass es sehr frühreife Jugendliche gibt und diese teils mit 14 Jahren schon sehr erwachsen auftreten. Gerade bei Mädchen kann ein bisschen Makeup das optische Alter gleich ein paar Jahre ansteigen lassen.
Das Schutzalter gibt es nicht ohne Grund. Es dient dazu Kinder und Jugendliche zu schützen, auch wenn Vereinzelte diesen Schutz vielleicht nicht wünschen. Gesetz ist Gesetz! Uns ist bewusst, dass gerade durch die sozialen Netzwerke eine breite Aufklärung der Jugend stattfindet. Wir haben jetzt bewusst „breite“ Aufklärung geschrieben, da man zwar vielfältige Informationen bekommt, aber die Erklärungen und Hintergründe fehlen meist.
Aber dafür gibt es ja den Fesselblog. Wir versuchen euch nicht nur Fetische und BDSM-Praktiken näher zu bringen, sondern auch die Beweggründe und Emotionen dahinter zu beleuchten. Lesen was verbindet!
Wenn es ein jugendlicher Leser nun bis hierher im Artikel geschafft haben sollte, dann ein kleiner Aufruf. Solltest du Hilfe bei deiner Orientierung benötigen, egal ob bei sexuellen Praktiken oder deiner eigenen sexuellen Identität, dann darfst du gern auch uns zukommen. Wir stehen euch mit Rat zur Seite. Schreibt uns eine E-Mail an kontakt@fesselblog.de oder füllt das Kontaktformular aus. Ihr braucht nicht euren richtigen Namen verwenden, allerdings wäre es hilfreich, wenn ihr eine korrekte E-Mail-Adresse angebt, damit wir euch auch antworten können. Wir haben bereits mehrere Anfragen bekommen mit falsch angegebenen Adressen, so konnten wir leider nicht antworten. Bitte achtet darauf, dass ich beim Ausfüllen des Kontaktformulars eure richtige E-Mail-Adresse angebt, damit unsere Antwort bei euch auch ankommt. Und manche unserer Antworten landen beim Empfänger manchmal im Spam-/Junk-Ordner. Bitte also auch hier mal einen Blick reinwerfen, vielleicht ist ja unsere Antwort an euch bereits da.
Vielleicht hast du ja bereits einen Fetisch und weißt noch nicht, dass es ein Fetisch ist. Vielleicht fühlt es sich einfach gut an und macht dir Freude. Nur tut uns und vor allem euch selbst einen Gefallen: Seid vorsichtig! Ihr habt noch euer ganzes Leben vor euch um eure Fetische zu erkunden, zu ergründen und auch mit anderen auszuleben!
Es gibt leider auch in der BDSM-Welt ein paar schwarze Schafe, die dem Ruf der Community stark schaden. Wir sind keine Unmenschen! Ja, wir sind vielleicht ein klein wenig bekloppt… aber das macht uns umso liebenswerter! Traut euch uns zu schreiben! Wir freuen uns!