Schlüssel in Truhe - Copyright 2022, pxhere.com

International Male Chastity Day

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. So sagt man jedenfalls. Doch manche Feste scheinen nur den Sinn zu haben den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denken wir nur an den überaus kommerziellen Valentinstag. Es gibt einen Tag, welcher der männlichen Keuschheit gewidmet ist. Hier werden allerdings keine Blumen verschenkt, sondern…

etwas anderes. Der „International Male Chastity Day“ (kurz: IMCD) findet jährlich am 14. Januar statt, somit genau einen Monat vor Valentinstag. Doch anstatt überteuerter Schnittblumen wird am IMCD etwas anderes verschenkt: Die Keuschheit!

Doch wie kann man Keuschheit verschenken? Zugegeben, als wir zum ersten Mal vom IMCD gehört haben, da haben wir sofort an den Locktober denken müssen. Doch was ist nun der Unterschied zur Keuschheits-Herausforderung im Oktober und dem IMCD?

Der Locktober ist eine Challenge (Herausforderung) für Keuschlinge, den ganzen Monat Oktober verschlossen zu verbringen, deshalb auch der Name Locktober, einer Mischung aus „Lock“ (Schloss) und Oktober. Der IMCD beschränkt sich meist auf einen Tag und ist keine Monatsherausforderung wie der Locktober.

Was passiert jetzt genau am IMCD? Männliche devote Partner „schenken“ ihre Keuschheit symbolisch ihrer Partnerin oder ihrem Partner. Dies kann physisch in Form eines Schlüssels sein. Der devote Partner verschließt sich dafür in einem Keuschheitsgürtel oder -schelle und übergibt die Schlüssel an seine Partnerin oder seinen Partner. Diese werden für (mindestens) 24 Stunden verwahrt. Somit ist das Geschenk am IMCD (aus Sicht des devoten Mannes) die eigene Keuschheit. Sollte kein Keuschheitsgürtel vorhanden sein, so wird meist verbal das Versprechen der Enthaltsamkeit verschenkt.

Wo kommt dieser Brauch her? Mehrere Hersteller von Keuschheitsgürteln und -schellen geben an, dass die Grundidee aus ihrer Feder stammt. Es gibt sogar abweichende Informationen zum genauen Datum. Einige Websiten berichten von einem Tag Anfang Februar, andere benennen einen Termin Anfang Dezember (passend zum Advent). Doch die meisten Websiten berichten vom 14. Januar, sodass auch wir uns dazu entschieden haben, dieses „Fest“ an eben diesem Tag auszurufen.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Locktober, hier sind die Ursprünge auch sehr verschwommen im Internet zu finden und teilweise widersprechen sich die Mitglieder in der Community. Doch wichtig ist nicht, wer die Grundidee dazu hatte, sondern was wir daraus machen!

Einige Männer ohne festen Partner feiern dieses Fest natürlich auch. Der Unterschied ist, dass sie hier die Keuschheit nicht verschenken, sondern den Tag als Anlass bzw. Motivation sehen sich selbst wieder einmal zu verschließen. Dieses Phänomen haben wir schon sehr häufig beobachtet und wir können hier auch in unseren eigenen Reihen davon berichten. Man hat Gefallen an einer Spielart, man ist sogar geil darauf, doch irgendwie fehlt die Motivation. Man ist quasi zu faul um BDSM und Fetisch zu erleben, zu träge an den Schrank zu gehen und ein paar Spielsachen herauszuholen und damit zu spielen.

Diese fehlende Motivation ist meist auf die Sehnsucht einer Fremdbestimmung zurückzuführen. Doch die Fremdbestimmung geht nicht ohne einen entsprechenden dominanten Partner und diese dominante Person muss auch die Lust dazu haben entsprechende Forderungen zu stellen. Ohne Druck des Dominanten keine Fremdbestimmung für den Devoten. Und ohne diesen Druck fehlt einfach eine wichtige Kernkomponente im BDSM.

Kommen wir zurück zum International Male Chastity Day. Manche Männer verschenken die Schlüsselherrschaft über ihr bestes Stück für 24 Stunden, andere stellen sich der Herausforderung eines zweiten Locktobers. Doch wir beschränken uns beim IMCD auf einen Tag! Wir haben kürzlich schon sehr kritisch darüber berichtet, dass es innerhalb der Community einen regelrechten Konkurrenzkampf gibt und dass manche Mitglieder der Community zu Unrecht ausgeschlossen werden. Deshalb promoten wir mit dem Ausrufen des „International Male Chastity Day“ keine weitere Challenge, sondern einen Tag der Liebe. Die Liebe zum BDSM, die Liebe zur Keuschheit, die Liebe zu seiner Partnerin oder Partner.

Und auch wenn der IMCD einen stark kommerziellen Hintergrund haben mag, so braucht es für das Feiern und Ausleben des Tags keinen physischen Keuschheitsgürtel. Es reicht ein Versprechen der Enthaltsamkeit. Doch Vorsicht, der Schuss kann auch nach hinten losgehen! Gelobt man einen Tag der Enthaltsamkeit, so könnte die Gegenfrage aufkommen, ob man denn außerhalb der Beziehung nicht die Finger von sich selbst lassen könne.

„Liebling, ich verspreche dir zum heutigen Tag, dass ich für 24 Stunden enthaltsam bin!“
„Ach, wie oft legst du denn sonst in meiner Abwesenheit Hand an?“

Diese Diskussion könnte für Zündstoff sorgen, von daher sollte man abwägen, ob ein solches Versprechen überhaupt empfehlenswert ist. Als Konsequenz könnte es passieren, dass der dominante Partner einen Keuschheitsgürtel bestellt und seinen devoten Partner darin verschließt. Oder ist es genau das, was man sich mit diesem Fest erhofft? Wünscht man sich vielleicht sogar den physischen Einschluss in einen Keuschheitsgürtel und sei es auch nur für einen Tag?

Doch ist man wirklich für seine Partnerin oder seinen Partner keusch oder ist es nicht die eigene Geilheit, die einen dazu verleitet einen Keuschheitsgürtel zu tragen. Auf der einen Seite leben Keyholder ihre Dominanz aus, doch auf der anderen Seite können devote Keuschlinge auch auf ihre Kosten kommen, wenn sie „endlich“ wieder verschlossen sein können.

Die meisten BDSM-Paare brauchen keinen International Male Chastity Day, doch kann es bei Paaren, bei denen Keuschheit nicht an der Tagesordnung steht für etwas Abwechslung sorgen. Man peppt die Beziehung etwas auf und bringt neuen Schwung und Ideen ins Spiel. Und für Singles kann es der Motivator sein, sich selbst für 24 Stunden zu verschließen. Wer schließt sich an…, bzw. ab?

Solltet ihr weitere solcher besonderen (Feier-)Tage kennen, dann könnt ihr uns diese gern mitteilen. Uns würden vorrangig die Tage mit einem Bezug zu BDSM und Fetisch oder allgemein dem Thema Sexualität interessieren. Es gibt zum Beispiel auch einen „Schnitzel- und Blowjob-Tag“ („Steak and Blowjob Day“ am 15. März als testosterongeladenes Gegenstück zum Valentinstag). „Relevante“ Termine möchten wir dann auch in unserem Kalender eintragen.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert