„Hoppe, hoppe Reiter…“ wie es weitergeht sollte jedem bekannt sein. Wer von euch hatte als Kind ein Steckenpferd? Könnt ihr euch vorstellen, dass es mit Steckenpferden inzwischen eine offizielle Sportart gibt? Klingt skurril und sieht aus wie eine Fetischveranstaltung für Kinder und Jugendliche. Was steckt dahinter?
Begriffserklärung
Der Begriff Hobbe Horsing leitet sich vom englischen „Hobby Horse“ ab, was übersetzt Steckenpferd bedeutet. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieser Gymnastiksportart stellen die Bewegungsabläufe von „echten“ Reitern (mit echten Pferden) nach, so zum Beispiel das Spring- oder Dressurreiten. Anstatt echter Pferde kommen hier allerdings Steckenpferde zum Einsatz, welche von den Teilnehmern teils selbst gebastelt werden. Die Sportart kommt ursprünglich aus Finnland und ist inzwischen in mehreren Ländern der Welt verbreitet und anerkannt. In Deutschland gibt es inzwischen vereinzelte lokale Vereine.
Schritt, Trab und Galopp
Beim Reiten mit echten Pferden übernimmt eben dieses Pferd die verschiedenen Gangarten. Da beim Hobby Horsing das Steckenpferd keine Beine hat, werden vom Teilnehmer selbst die verschiedenen Gangarten nachgestellt. Es geht so weit, dass die Teilnehmer auch durch entsprechende Parcours laufen und springen.
Affinität zu Pferden
Gerade Mädchen und junge Frauen haben erfahrungsgemäß eine hohe Affinität zu Pferden. Böse Zungen behaupten, dass sie in jungen Jahren auf Pferde stehen und wenn sie alt genug sind mit einem Esel nach Hause kommen. Ein bisschen Spaß muss sein. Aber mal im Ernst: Ein echtes Pferd ist teuer und es bedeutet viel Verantwortung und Arbeit. Nicht jeder kann und möchte sich ein Pferd leisten, die Faszination bleibt aber nach wie vor vorhanden. Von daher ist der Trendsport Hobby Horsing bei jungen Mädchen umso beliebter, da dieser kostengünstiger ist als das Halten eines eigenen echten Pferdes.
Sport oder Fetisch?
Wenn man die jungen Mädchen auf ihren Steckenpferden beobachtet, werden viele diese Sportart belächeln. Mit dem Holzstiel im Schritt mag es für einige wir ein Ritt auf einem Besen aussehen. Das unterstreicht wieder eines der Klischees über Frauen (bzw. Hexen). Eine zusätzliche Stimulation der erogenen Zone im Genitalbereich lässt sich ebenfalls nicht leugnen. Zudem erinnert die pferdeähnliche Gangart der Teilnehmerinnen stark an Ponyplay aus der Fetisch- und BSDM-Szene.
Wir haben zu diesem Thema viele Berichte gelesen und angeschaut und möchten euch ein Video davon zeigen. Wir haben hier bewusst ein Video gewählt, in denen volljährige Frauen gezeigt werden und der Fokus nicht auf minderjährigen Mädchen liegt.
Copyright-Information: AFP Deutschland (Agence France-Presse)
Quelle des Videos: YouTube
Einstieg in eine kinky Welt
Gerade Kinder denken bei solchen Sportarten und Hobbys nicht an sexuelle Inhalte. Die Perversion findet erst in den Köpfen von uns Erwachsenen statt. Hobby Horsing existiert noch gar nicht so lange. Mehreren Berichten zufolge seit Anfang der 2000er Jahre. Steckenpferde selbst gibt es laut Wikipedia schon seit dem vierten bzw. fünften Jahrhundert vor Christus, also seit gut 2500 Jahren. Wir haben mit einer Leserin gesprochen, die Hobby Horsing vor einigen Jahren betrieben hat und für sie der Einstieg in eine faszinierende Welt war.
Lena (22) aus Innsbruck: „Ich habe vor fünf Jahren Hobby Horsing semiprofessionell betrieben. Dafür bin ich teils weit gereist, um Gleichgesinnte zu treffen. Angefangen hat es mit einem Steckenpferd, welches ich als Kind bekommen habe. Mit diesem bin ich im Kindesalter durchs Elternhaus und durch den Garten gesprungen. Irgendwann rückte das Hobby in den Hintergrund und das Steckenpferd wanderte auf den Dachboden. Vor fünf Jahren schloss ich mich über das Internet einer Gruppe gleichaltriger Mädchen an, die da Hobby Horsing betrieben haben. Leider löste sich die Gruppe kurz darauf auf, da jedes der jungen Damen den Einstieg in den Berufsalltag vor sich hatte.
Fasziniert war ich aber nach wie vor von Pferden und ich sprach offen mit meinem Partner über das Thema. Dieser war der kinky Welt gegenüber sehr offen und so probierten wir Pony Play, welches uns beiden sehr gefallen hat. Er verwandelte sich zum Pferd und ich wurde zu seiner Reiterin. Eine Sexualpraktik, die wir seit gut drei Jahren mit wachsender Begeisterung betreiben. Doch sehen wir aktuell davon ab diesen Fetisch mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen und leben diesen für uns privat aus.
Ich beobachte mit großer Freude, wie die Trendsportart Hobby Horsing sich langsam aber sicher in Österreich und auch Deutschland verbreitet. Wenn ich das Strahlen in den Augen der Mädchen sehe, dann werde ich selbst wieder zum Kind. Ob diese Sportart sich bei ihnen im Erwachsenenalter zu einer sexuellen Vorliebe entwickelt, sehe ich als unwahrscheinlich an, schließe es aber nicht aus.“
Das sagen junge Eltern:
Wir haben mit vielen Personen und auch Eltern von jungen Mädchen gesprochen. Viel anfangen konnten die meisten mit dieser Sportart nicht, da sie vermutlich noch zu unbekannt ist. Eine Mutter war begeistert, da ihre Tochter das begeisternd ausübt und beim Training körperlich stark ausgepowert ist und so ihren körperlichen Ausgleich zum Schulalltag hat. Bedenken über einen Einstieg in die Fetischszene hatte niemand. Im Gegenteil, die Eltern waren meist so aufgeschlossen, dass selbst ein Kind mit einem Fetisch vollkommen normal ist. Die Aufklärung über solche Themen ist dank des Internets groß und die Zeiten, in denen einen Person aufgrund deiner Andersartigkeit ausgegrenzt sind, gehören der Vergangenheit an…!? Schön wäre es!
Eure Meinung
Nun interessiert uns natürlich eure Meinung. Wie seht ihr die Trendsportart Hobby Horsing? Wird es genauso wieder verschwinden, wie es angefangen hat oder ist es mehr als nur ein Hobby? Wer weiß, vielleicht wird es irgendwann eine olympische Disziplin? Schreib uns gern einen Kommentar oder Nachricht. Wir freuen uns auf eure Zusendungen.
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