Hintertüre

Hintertüre

Eine Hintertüre gibt es bei manchen Häusern, in diverser Software (Backdoor) und auch beim BDSM ist es bei manchen Subs recht beliebt. Aber zerstören diese Hintertüren nicht den Sinn vom BDSM?

Wir hatten vor kurzem in unserem Fesselblog-Team eine Diskussion über „Selfbondage“ und da stand die Aussage im Raum, dass eine solche Art der Fesselung ja rein technisch gar nicht möglich ist. Ziel einer Fesselung ist es, den Gefesselten daran zu hindern, sich selbst zu befreien. Wenn sich also jemand nun selbst fesselt, dann muss es eine Hintertüre geben, damit er sich auch wieder selbst befreien kann.

Natürlich kann man mit einem Zeitschloss oder einem kSAFE hier den Faktor Zeit mit ins Spiel bringen, doch es scheint immer noch der freie Wille des Gefesselten zu sein. Das wird wohl auch eine der wesentlichen Hauptgründe sein, was Selfbondage von „normalen“ Bondage zwischen zwei Menschen unterscheidet. Wenn eine Domina oder ein Top einen Sklaven fesselt, dann entscheidet genau einer darüber, wie lange der Sklave gefesselt bleibt: der dominante Partner!

Aber wie sieht es jetzt mit einer Fernüberwachung von Sklaven aus? Hier liegt die Entscheidung ebenfalls beim dominanten Spielpartner, jedoch muss eine mögliche Fesselung vom Sklaven selbst vor Ort ausgeführt werden. Beweisbilder und Video-Chat ermöglichen hier die „Arbeit“ des Dominanten. Ob nach dem Beweisbild oder dem Video-Chat alles abgelegt wird an Fesseln und das alles nur Kopfkino ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt jedoch auch Selfbondage-Methoden, die keine Hintertüre offen lassen. Man spricht hier vom sogenannten „Tunnelbondage“.

Tunnelbondage bedeutet, dass es wie in einem richtigen Tunnel kein zurück mehr gibt. Es gibt nur einen Weg und der geht nach Vorn. Solche Arten von Selfbondage können unter Umständen gefährlich sein, weil der Gefesselte eben keine Möglichkeit hat sich selbst zu befreien.

Tunnelbondage kann man sich bildlich gut mit einem Schloss vorstellen, zu dem man keinen Schlüssel hat. Stellt euch vor, dass euch ein Top ein (offenes) Schloss ohne Schlüssel gibt. Wenn es hier dann *Klick* macht, dann bleibt das Schloss solange zu, bis der Top mit dem passenden Schlüssel es wieder öffnet.

Schauen wir auf das Vorschaulbild des Beitrags. Dieses zeigt einen Sklaven, der gerade an Halsband angelegt und verschlossen bekommt. In der Hand hält er (heimlich) einen Schlüssel. Gerade bei gleichschließenden Schlössern kann es durchaus eine „kritische“ Sicherheitslücke darstellen, wenn der Sklave an einen Schlüssel gelangt. Das würde dann bedeutet, dass sich der Sklave komplett befreien könnte. Aber aufgrund dieser Hintertüre extra keine gleichschließenden Schlösser verwenden? Wir raten eher davon ab! Dann lieber dafür Sorge tragen, dass die Schlüssel nicht in die falschen Hände geraten.

Natürlich kann man damit argumentieren, dass es quasi immer eine Hintertüre gibt, indem man z.B. das Schloss oder die Fesseln zerstört. Hier spielt der Faktor Zeit wohl auch eine wesentliche Rolle. Es ist ja nicht jeder ein Entfesselungskünstler und so kann die Befreiungsaktion durchaus ein paar Stunden dauern, je nachdem wie restriktiv die Fesseln sind.

Manche Sklaven bauen sich bewusst selbst Hintertürchen ein, damit sie ein Gefühl der Sicherheit haben. Doch wirklich die Kontrolle abgegeben tun sie nicht. Und genau darum geht es beim BDSM! Dem Partner vertrauen, die Kontrolle abgeben und sich fallen lassen.

Es ist natürlich jedem selbst überlassen, ob man sich bei einer Session die ein oder andere Hintertüre offen hält. Und sollte der Top eine „unerlaubte“ Hintertüre entdecken, dann kann es auch passieren, dass man diese „Hintertüre“ mit einem abschließbaren Buttplug geschlossen bekommt. Dieser kleine Wortwitz bezüglich Hintertüre musste jetzt einfach noch sein.

Passt aufeinander auf. Wenn ihr als Top eine Hintertüre eines Sklaven entdeckt, dann versucht nicht diese zwanghaft zu schließen. Wenn ein Sklave bei einer Fesselung sagt, dass es zu eng ist, dann lockert die Fesseln etwas. Wenn ihr als erfahrener Top seht, dass hier eine Selbstbefreiung möglich wäre, dann redet mit eurem devoten Spielpartner. Genau diese lockeren Fesseln können eine dieser Hintertüren sein, die sich der Sklave hier bewusst einbauen möchte. Mangelndes Vertrauen?

Legt die Hand auf ihn und sagt ihm, dass er euch vertrauen kann. In den meisten Fällen bringt das dem Devoten die gewünschte innere Ruhe und die Fesseln dürfen danach etwas restriktiver sein. Aber missbraucht dieses Vertrauen niemals! Vertraut in euch selbst und vertraut auf euren Spielpartner! Und jetzt ab uns Spielzimmer, die Fesseln warten auf euch!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

5 Gedanken zu „Hintertüre“

  1. … ja, irgendwie erinnert mich das an meine Anfangszeit beim Umgang mit einem Keuschheitsgürtel. Auf der einen Seite wollte ich unbedingt, dass jemand den Schlüssel verwahrt und ich auf unbestimmte Zeit geil und abhängig bleibe. Auf der anderen Seite hatte ich irgendwie Angst und überlegte, was wohl passieren würde, wenn mich der KG nervt oder ich ihn ablegen wollte und dann nicht darf.
    Geiler Gedanke, die Fremdkontrolle und doch… vielleicht doch lieber die Kontrolle nicht ganz abgeben? Ein Hintertürchen? Also hab ich mir zu meinem Goethals einen dritten Schlüssel machen lassen. Im Nachhinein eine völlig schwachsinnige Idee sich selbst des doch so gesuchten und ersehnten Gefühls zu berauben.
    Letztendlich habe ich dann irgendwie doch gar niemanden gefunden der überhaupt die Kontrolle über mich und meinen „Kleinen“ übernehmen wollte.
    Aber ich habe daraus gelernt, es müssen eben doch immer beide wollen, dann ist Vertrauen wichtig und der dritte Schlüssel hinfällig. Dann tut es ja auch eine Plastikplombe oder wenn es wie beim Goethals mit einer Plombe nicht geht, ein Metallrohr, in das ALLE Schlüssel hinein kommen und dort mit einer Plombe gesichert werden. Die neuere Technik bietet auch noch bessere Möglichkeiten. Eine stabile Metallbox und ein Bluetooth Schloss, das heißt der Top kann das Schloss aus der Ferne öffnen… wenn er will 🙂

    1. Hallo Jogi,
      ja es kostet auch für einen devoten Spielpartner eine gewisse Überwindung loszulassen. Doch wenn man es geschafft hat, dann ist keine Hintertüre mehr erforderlich. Doch bis dahin müssen beide Spielpartner das gegenseitige Vertrauen unter Beweis stellen.
      Wir hoffen natürlich, dass du inzwischen einen geeigneten Keyholder gefunden hast…

  2. Nun ja, eigentlich nicht. Das Problem liegt darin, dass man für wirkliche Keuschhaltung möglichst nah beieinander wohnen sollte. Sonst wird es eben schwierig es in aller Konsequenz und mit der Beachtung der notwendigen Hygiene durchzuziehen. Ich hatte das Glück ab und an mal jemanden zu finden, der mich auf die räumliche Entfernung trotzdem eine gewisse Zeit kontrolliert und keusch gehalten hat. Mir geht es ja auch gar nicht so sehr darum, dass ich mich nicht sexuell stimulieren kann, sondern eher um das Gefühl einen KG zu tragen, ihn nicht ablegen zu können, irgenwie doch kontrolliert zu werden. Aber das hatte ich ja schon mal in einem anderen Beitrag geschrieben.
    Außerdem wird Keuschhaltung auch dann schwierig, wenn man einen Partner hat und ihm erklären müsste, warum man von einem anderen Kerl,… naja, ich denke ihr wisst was ich meine. Trotz allem spiele ich das Spiel mit dem KG noch sehr gern, aktiv wie auch passiv 🙂
    Vielleicht äußert sich ja auch noch ein anderer Leser zu dem Thema

  3. Das Problem mit der Kontrolle des Selfbondage aus der Ferne lässt sich gut mit einer Überwachungskamera, auf die nur der Master Zugriff hat, lösen. So zumindest mache ich das. Auch das ferngesteuerte Release lässt sich über diverse Geräte realisieren. Es verbleibt aber das Restrisiko, das die Onlineverbindung mitten in der Session abbricht und damit keine Kontrolle mehr möglich ist. Dafür muss es dann immer eine „Hintertür“ geben. Ich lasse dann in der Regel vorher einen Schlüssel so einfrieren, das man ihn erst Stunden später, wenn das Eis geschmolzen ist, benutzen kann. Schön ist auch ein zeitgesteurten Kitchesafe. Aber wenn es nicht am Ende (lebens)gefährlich werden soll, muss man immer!!! mit einer „Hintertür“ arbeiten. Denn selbst bei einer Session, bei der der Dom persönlich anwesend ist, kann dieser plötzlich bewusstlos umfallen… da hilft alles Vertrauen nichts. Also lebt lieber mit der Hintertür – man kann diese ja beliebig schwer gestalten.

    1. Sehr geehrter Master Terra,
      Selfbondage kann tatsächlich unter Umständen lebensgefährlich werden. Eine Live-Session ist wohl die beste Alternative. Doch auch hier kann ein Sub (unbemerkt) Hintertüren einbauen. Beim Anlegen einer Zwangsjacke hebt er die Arme an, sodass die Jacke nicht so eng wird, das nur als Beispiel. Doch oft ist eine Hintertüre auf mangelndes Vertrauen zurückzuführen.
      Mit der Hintertüre gibt der Sub die Kontrolle nicht zu 100 % ab und fühlt sich deshalb etwas „sicherer“. Aber sich richtig fallen lassen, wird er sich so nie können.
      Vertrauen ist das wichtigste Schlüssel! Und eine vollkommene Absicherung gibt es nie, es könne jeder plötzlich umfallen und nicht mehr zu sich kommen… aber daran wollen wir jetzt mal nicht denken.
      Es grüßt Sie
      Dennis vom Fesselblog

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