Jede Person ist einzigartig und eins wissen wir mit Sicherheit: Keiner von uns ist perfekt. Doch gerade beim Streben nach Perfektion kann es vorkommen, dass Personen mit Handicap ausgeschlossen werden. Gemeinsam können wir diese Hürde überwinden, die oft nur in unseren eigenen Köpfen existiert.
„Schwuchtel!“ – das war eines der harmlosen Schimpfwörter, die man als homosexueller Mann bekommen kann. Man gehört zu einer Randgruppe, einer Minderheitsgesellschaft. Es folgte noch ein Fetisch-Outing, welches interessanterweise mehr Akzeptanz hervorgebracht hat, als meine Homosexualität. Warum ist das so?
BDSM ist inzwischen weit verbreitet und salonfähig. Unabhängig von der Sexualität sammeln viele Personen über den ganzen Globus verteilt Erfahrungen im Bereich BDSM, auch wenn es manchmal gar nicht als BDSM bewusst wahrgenommen wird. Doch sobald eine Person „anders“ ist, ziehen sich andere gern zurück.
Bei der Xenophilie streben Menschen danach andere Personen kennenzulernen. Das Unbekannte und Fremde ist spannend und gar reizvoll. Doch bei den meisten Menschen ist das „Anderssein“ nicht immer mit Akzeptanz gesegnet. Warum ein Mensch „anders“ ist, kann viele Ursachen haben. Die meisten kann man nicht direkt beeinflussen oder gar steuern.
Kommen wir zum einleitenden Wort „Handicap“, welches auch im deutschen Sprachgebrauch für Behinderung oder Einschränkung verwendet wird. Während Behinderung leider oft abwertend im Sprachgebrauch verankert ist, werden bei „Handicap“ die Tatsaschen etwas entkräftet und nicht ganz so negativ ins Rampenlicht gestellt. Dennoch bleibt der ursprüngliche Sinn unverändert. Auch wenn wir im einleitenden Bereich über das Thema Sexualität geschrieben haben, wollen wir uns nun tatsächlich Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen widmen. Und an dieser Stelle möchten wir klarstellen, dass Sexualität in keinster Weise mit einer Behinderung gleichzusetzen ist. Es wurde hier lediglich im Bezug auf die Vielfalt und „Andersartigkeit“ (nicht „Abartigkeit“) von Personen in diesem Kontext verwendet.
Vor einiger Zeit haben wir einen jungen Mann kennengelernt, welcher nicht nur körperlich, sondern auch geistig behindert war. Der junge Mann saß in einem Rollstuhl und trug eine Lederhose und ein Lederhemd. Er strahlte vor Freude über das ganze Gesicht, weil seine Freunde ihn mit in die Fetischszene genommen haben. Natürlich ist ihm bewusst, dass das Ausleben von BDSM deutlich schwieriger ist als für körperlich gesunde Menschen. Dennoch war der Wunsch danach da und es gab für auch den einen oder anderen Spielpartner in der Vergangenheit und hoffentlich auch in der Zukunft.
Ähnlich verhält es sich bei Personen mit Tics. Das wohl bekannteste Erscheinungsbild ist das Tourette-Syndrom. Die meisten kennen diese Ticstörung aus der Satire und von Karikaturisten, die sich darüber amüsieren, dass die betroffene Person willkürlich Schimpfworte von sich gibt,… „ARSCH“. Wir haben ein interessantes Video im Internet gefunden, welches wir euch an dieser Stelle zeigen möchten. Das Video ist auf Englisch, wobei man es auch mit eingeschränkten Englischkenntnissen gut verstehen kann.
Der junge Mann leidet am Tourette-Syndrom, was man nicht nur an der Aussprache hört, sondern auch an der Bewegung sehr deutlich sehen kann. Die Vermutung lag nahe, dass es sich um ein gestelltes Video handeln könnte, aber der junge Mann hat seinen eigenen Kanal, auf welchem er Videos von sich postet. Und so können wir sagen, das ist leider nicht gestellt. Auch diese Person hat ein Recht auf ein Date, das Recht einen Partner zu finden und das Recht als vollwertiges Mitglied in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Wir sind in unseren Gedanken ein Stück weiter gegangen und haben uns gefragt, wie wir selbst darauf reagieren würden, wenn eine Person mit einem Handicap eine BDSM-Session mit uns haben möchte. Die Antwort: „ganz normal“, denn wir hatten bereits solche Sessions. Vor jeder Session gibt es eine Besprechung. Erinnert euch an die Einverständniserklärung zur BDSM-Session. In dieser Vorbesprechung wird generell besprochen, was bei einer Session möglich ist. Was macht Spaß, was möchte man vielleicht gemeinsam ausprobieren und wo gibt es Einschränkungen? All das kann man in einem gemeinsamen Gespräch herausfinden.
Bei körperlichen Einschränkungen ist im Bereich BDSM etwas (bedingt) „einfacher“ damit umzugehen als bei psychischen Erkrankungen. Im BDSM gibt es Praktiken, mit welchen man in die tiefsten Tiefen der Psyche eindringen kann, sofern man sich darauf einlassen kann und möchte. Bei psychischen Erkrankungen können so versteckte und überspielte Traumata ans Tageslicht kommen, welche eine solche Dynamik annehmen können, dass es vollkommen aus dem Ruder läuft. Wir haben das Thema Depression schon einmal beleuchtet, was auch deutlich weiter verbreitet ist, als man annehmen mag. Es gibt überall eine dunkle Seite, die Frage ist nur, ob man diese Seite überhand nehmen lässt.
Wir sind keine Wissenschaftler und auch keine Mediziner. Es ist gut möglich, dass wir jetzt für so manchen Leser die Themen „Störung“, „Krankheit“ und „Behinderung“ relativ stark vermischt haben, obwohl das aus medizinischer Sicht falsch ist. Was sie aber alle gemeinsam haben ist, dass sie einer Randgruppe bzw. Minderheitsgesellschaft angehören. Und wie jede Gesellschaft kämpfen sie um Anerkennung und Gleichberechtigung. Was zum Beispiel hier in dem Video mit den Zuckungen und den verbalen Entgleisungen lustig aussieht, das ist in der Realität ein ernstes Krankheitsbild.
Was wollen wir mit diesem Artikel sagen? Wir wollen euch sagen, dass niemand perfekt ist. Jeder hat ein Recht darauf ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Sollte eine Person mit einem Handicap auf euch zukommen, dann begegnet dieser Person genauso respektvoll wir anderen Personen ohne Handicap. Und allen Lesern mit einem entsprechendem Handicap wollen wir Mut machen! Geht offen auf die Menschen zu. Auch wenn ihr „anders“ seid, müsst ihr euch nicht verstecken. Jeder Mensch ist auf seine persönliche Art wunderschön, egal ob äußerlich oder innerlich. Nur manchmal brauchen gewisse Personen einen kleinen Schubs, um die Schönheit an und in euch zu entdecken. Lacht nicht über Menschen, sondern lacht mit ihnen gemeinsam!
BDSM – Fetisch – Leder
Hallo Dennis grüß dich,
gerne komme ich auf dein Angebot zurück, dir über meine Gedanken und Träume zu schreiben.
Ich beschäftige mich jetzt seit gut zwei Jahren mit der Thematik BDSM etc., ohne jedoch praktisch einzusteigen. Wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, meine Augen schließe und nach ein bis zwei Minuten öffne, dann sehe ich mich nackt und nur mit einem Lederhalsband bekleidet. Ich sehe mich dann auch gefesselt, irgendwo nackt angekettet, eingesperrt oder gehängt zu sein.
Kannst du mir dabei helfen, meinen Fetisch zu finden, übrigens bin ich ein Switcher und habe eben meine Wünsche, die mal so und mal so sind.
Mit freundlichen Grüßen
Josef
Hallo Josef,
gerne versuchen wir dir zu helfen, deinen Weg zu finden.
Ein Fetisch ist nichts, was man erzwingen kann. Entweder hat man einen Fetisch oder man hat eben keinen. Es ist durchaus möglich, dass gewisse Erfahrungen einen Fetisch formen und ausprägen, aber die Veranlagung dazu hat man schon vorher, meistens unbewusst.
Beachte bitte, dass du hier einen Kommentar auf einen einzelnen Artikel geschrieben hast. Am besten schreibst du uns eine E-Mail an kontakt@fesselblog.de
Hier können wir uns dann direkt austauschen.
Viele Grüße
Dennis