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Die Geister, die ich rief

Es kann schwer sein einem fesselnden Abenteuer zu widerstehen. Warum sollte man auch, wenn es doch Spaß macht und der Lustbefriedigung dient? Gerade bei wechselnden Spielpartnern kann es passieren, dass die Erwartungshaltung einer engeren Bindung über eine Session hinausgeht. Die Geister, die ich rief…

Im digitalen Zeitalter finden viele Aktivitäten auch im Bereich BDSM über die Ferne statt. Man chattet über Datingplattformen oder Messenger, schickt sich Bilder und Videos und macht Videoanrufe. Doch manchmal bleibt es nicht bei einem gewöhnlichen Dialog, sondern es formt sich zu einer hierarchischen Beziehung, obwohl man das möglicherweise gar nicht beabsichtigt hat. Aus einem flüchtigen Gesprächspartner, dem man gelegentlich Aufgaben oder Befehle erteilt, wird ein fester Spielpartner. Damit einhergehend kommt eine gewisse Erwartungshaltung, denn ein fester Spielpartner möchte auch bespaßt werden und die strenge Hand seines Herren oder Herrin spüren.

Sehnsucht

Es bewahrheitet sich das Sprichwort, dass man manchen Menschen den kleinen Finger gibt und diese die ganze Hand nehmen. Doch warum sind manche Menschen nicht zufrieden, wenn man sie gelegentlich zu einem kleinen Abenteuer einlädt, indem man ihnen eine BDSM-Aufgabe gibt? Es liegt an der Sehnsucht. Viele Personen suchen schon (fast verzweifelt) lange nach einem geeigneten Spielpartner und wenn sie dann endlich einen gefunden haben, dann geben sie ihn so schnell nicht mehr her. Die Sehnsucht nach hierarchischer Zuneigung und sadomasochistischen Aktivitäten ist quasi unstillbar. Dass sie dadurch bei der gegenüberliegenden dominanten Seite einen entsprechenden Aufwand verursachen, nehmen sie gern in Kauf. So kommen Anfragen über Anfragen, dass man doch unbedingt eine strenge Hand benötigt und tägliche Aufgaben senden solle. Doch möchte man als dominanter Spielpartner diesen Aufwand überhaupt haben?

Was habe ich davon?

Ein Mehrwert für einen dominanten Spielpartner sollte es immer sein, dass das Machtspiel eine Erregung verursacht. Man sollte niemals aus reiner Gefälligkeit eine hierarchische Beziehung eingehen, sondern selbst einen Mehrwert davon haben. Dieser Mehrwert kann vielseitig ausfallen. Von Freude über das Ausleben kleiner Gemeinheiten bis hin zur eigenen sexuellen Befriedigung. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf die Aufgabenerfüllung per Fernüberwachung, sondern erweitern das Spielfeld auch in die Realität. Ob eine reale Session dann genauso erfüllend ist wie das Spiel aus der Ferne, das kann man nicht immer vorhersagen. Es kann gut sein oder sich auch zum Flop entpuppen.

Wie werde ich sie wieder los?

Manchmal wird man der Geister, die man rief, nicht mehr Herr und es kommt zu dem Entschluss diese Beziehung langfristig zu beenden. Doch wie wird man jemanden los, der eine gewisse Erwartungshaltung hat? Enttäuschung und Ärger sind praktisch vorprogrammiert. Doch muss man sich selbst darüber im Klaren sein, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Sollte dem nicht so sein, dann sollte man selbst etwas daran ändern. Das kann auch das Beenden einer Beziehung sein, wie auch immer diese aussehen mag.

Erfahrung einer Sklavin Domina

Bianca (28) aus Augsburg: „Auf der Suche nach einem passenden Partner für ein fesselndes Abenteuer hatte ich mehrere Dates. Irgendwann fand ich dann den scheinbar perfekten Partner. Doch er war auf der ‚falschen Seite‘. Da ich als Switch beide Seiten kenne, aber die devote Seite bevorzuge, war ich auf der Suche nach einem dominanten Mann. Ich fand einen Mann, der ebenfalls Switch war und mir zusagt, mir gegenüber dominant zu sein. Am Ende war es dann ich, die ihn dominierte. Es machte auch großen Spaß, doch meine eigene devote Seite blieb unbefriedigt. Nach mehreren Sessions mit ihm stellte ich ihn vor die Wahl: Tausch der Rollen oder das Ende der (rein sexuellen) Beziehung. Da er mich nicht dominieren konnte (wollte) beendeten wir das Verhältnis. Auf der einen Seite tat es weh, da die Sessions schön waren, andererseits muss ich auch auf mich selbst hören und meine innere devote Seite möchte befriedigt werden. Es bringt nichts diese Seite dauerhaft zu unterdrücken, da mich das selbst nur unglücklich machen würde.“

Mehr Klarheit in der eigenen Beziehung

Es ist wichtig, dass man in einer Beziehung offen zueinander ist. Dabei ist es irrelevant, ob man sich zum ersten Mal sexuell begegnet, schon länger zusammen ist oder gar verheiratet ist. Offenheit und Ehrlichkeit ist immer wichtig. Und in einer Beziehung sollte man seine eigenen Erwartungen und die des Partners oder der Partnerin kennen. Nur wenn man weiß, was sein Gegenüber wirklich möchte, kann man auf diese Wünsche eingehen.

Im BDSM ist es dann noch etwas konkreter, besonders wenn man eine feste hierarchische Beziehung eingeht. Da von vielen BDSM-Liebhabern eine eben solche BDSM-Beziehung als „intensiver“ als eine Partnerschaft ohne BDSM wahrgenommen wird, sind auch die Erwartungshaltungen nochmal spezieller. Anspruchsvoll kann eine jede Beziehung sein, egal ob mit oder ohne BDSM. In einer hierarchischen Beziehung sind das Geben und Nehmen nochmal deutlicher ausgeprägt.

Fazit

Eine BDSM-Beziehung kann immer spannend sein. Es kann mit einzelnen Aufgaben über das Internet beginnen. Für viele ist eine erste BDSM-Session ein Schlüsselerlebnis und Augenöffner. Und eine feste hierarchische Beziehung ist für viele devote und dominante Personen ein Wunschtraum. Versucht es! Geht eine solche Beziehung ein! Egal ob für ein paar Stunden, ein paar Wochen, ein paar Jahre oder für immer. Doch sollte es sich abzeichnen, dass die Beziehung einen Weg einschlägt, der euch nicht zusagt, dann sprecht offen mit eurem Partner oder Partnerin. Manchmal können die Geister, die man rief, eine spannende Abwechslung sein, doch wenn sie zur Last werden, dann muss man etwas ändern. Und das kann man nur selbst…

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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