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Wie fühlt es sich an…?

Schon als Kind fragt man sich viele Dinge. Wie es sich wohl anfühlt schwerelos im Weltraum zu sein oder mit einem Motorrad auf einer Autobahn zu fahren? Auch wenn wir erwachsen sind, stellen wir uns ebenfalls viele Fragen und manchmal können diese eine gewisse Triebkraft haben.

Wenn ich zurück in meine Kindheit denke, dann habe ich mich damals oft gefragt, wie sich gewisse Dinge wohl anfühlen würden. Die einzelnen Fragen an sich waren wohl wenig spektakulär, dennoch war die Neugierde da. So beobachtete ich als junger Mensch alles sehr genau. Die Kleidung der Mitmenschen, Bauarbeiter auf einer Baustelle, Arbeitsschutzbekleidung in der Werkstatt des Großvaters und viele andere Dinge. Und wenn sich die Gelegenheit geboten hat und die Luft rein war, dann hat man einige wenige Dinge ausprobiert. So schlüpfte ich in so manche Gummistiefel, Sicherheitsschuhe oder Arbeitshandschuhe. Vielleicht war im Kindesalter hinter so mancher Neugierde bereits ein unentdeckter Fetisch.

Mehrere Jahrzehnte später bin ich fest davon überzeugt, dass diese Neugierde schon ein Teil meiner eigenen sexuellen Entwicklung war. Und wenn ich zurückdenke, wie die ersten Besuche in so manchem SM-Spielzimmer waren, da war es eine ähnliche Neugierde wie damals als Kind. Es kribbelte im Bauch. Ich hätte am liebsten alles auf einmal ausprobiert, nur um festzustellen, wie es sich wohl anfühlen mag. Ich habe davon mit Freunden und Bekannten gesprochen, welche der Fetischwelt auch sehr offen gegenüberstehen und diese konnten meine Erfahrung teilen.

Es gibt Möglichkeiten diese Neugierde zu stillen. Man spricht mit Menschen darüber oder man probiert es selbst aus. Manche Dinge kann man ohne große Einschränkungen testen, bei anderen (speziellen) Dingen wird es schwierig und man muss länger recherchieren, um die gewünschte Information zu erhalten.

Ein Beispiel: Wie fühlt es sich an einen Astronautenanzug zu tragen, damit schwerelos im Weltraum zu sein und wie verrichtet der Astronaut hier seine Notdurft? Berechtige Fragen, auf die es auch Antworten gibt. Das Testen am eigenen Leib ist dann doch eher unwahrscheinlich.
In einem weiteren Beispiel stellen wir uns die Frage, wie sich das Tragen von Gummikleidung anfühlt. Hier geht man am besten zu einem Fachhandel für Gummikleidung und probiert es einfach aus. Und wenn man Gefallen daran gefunden hat, dann kann man das eine oder andere Objekt der Begierde erwerben und zuhause seine Erfahrungen erweitern.

Es gibt unendlich viele Fragen. Hier ein paar, welche uns von Lesern im Laufe der Jahre gestellt wurden:

  • Bekommt man von einem Knebel Kiefersperre?
  • Ist eine Reizstrombehandlung schmerzhaft?
  • Ist es befreiend sich im Schlamm zu suhlen?
  • Kann ich einen Tag auf allen Vieren als Hund verbringen?
  • Kann man einen Keuschheitsgürtel wirklich „länger“ tragen?
  • Kann man in einer Zwangsjacke schlafen?
  • Kann man mit Klebeband einen Mund zukleben oder ist das ein Hollywood-Mythos?
  • Kann man sich einen Blasenkatheter selbst legen?
  • Kostet es Überwindung eine Windel zu benutzen?
  • Sind Nippelklemmen schmerzhaft?
  • Tragen Astronauten im Weltraum wirklich Windeln?
  • Tut es weh den Hintern versohlt zu bekommen?
  • Tut es weh einen Buttplug zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an den ganzen Tag Gummistiefel zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an ein abgeschlossenes Sklavenhalsband in der Öffentlichkeit zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an eine Bondage-Maske zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an eine Person zu „fisten„?
  • Wie fühlt es sich an einen Keuschheitsgürtel zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an einen Schutzanzug zu tragen?
  • Wie fühlt es sich an in der Öffentlichkeit an der Kette geführt zu werden?
  • Wie fühlt es sich an mit einem Leder- oder Gummihandschuh einen nackten Körper zu streicheln?
  • Wie fühlt es sich an nachts ans Bett gefesselt zu sein?
  • Wie fühlt es sich an von einer Partnerin oder Partner angepinkelt zu werden?
  • Wie fühlt es sich an, vor einem dominanten Spielpartner zu knien?
  • Wie lange hält man es mit gefesselten Händen (z.B. mit Handschellen) aus?
  • Wie schmeckt Urin?
  • Wie schwer ist ein Halseisen?
  • Wie schwerfällig ist das Atmen in einer Gasmaske?
  • Wie warm wird es in einem Fursuit?
  • Wird einem in der Liebesschaukel schwindlig?

Fragen über Fragen und irgendwo da draußen gibt es die passenden Antworten darauf. Es ist jedenfalls gut, dass diese Fragen gestellt werden. Wie heißt es so schön? „Wer nicht fragt, bleibt dumm.“

Man muss die Fragen allerdings etwas differenzieren. Es gibt Fragen, die eine gewisse Erwartungshaltung beinhalten. Die Frage nach dem Tragen eines Keuschheitsgürtels kann den Wunsch beinhalten, selbst einen solchen zu tragen (oder gar fremdbestimmt tragen zu müssen). Andere Fragen können reine Neugierde sein, ohne selbst ein Interesse zu verspüren es selbst ausprobieren zu wollen. Und dann gibt es Fragen dazwischen. Diese beinhalten den Wunsch etwas auszuprobieren, um die Neugierde zu stillen. Sie dienen aber nicht zum Zweck einen Fetisch auszuleben oder zu wecken.

So kann das Ausprobieren diverser Kleidungsstücke oder Spielsachen den Wissendurst stillen, Fetische und Vorlieben wecken oder gar Themen „begraben“. Einer unserer jungen Gäste wollte vor geraumer Zeit wissen, wie sich Handschellen anfühlen. Mit großer Freude haben wir ihm im Handumdrehen Handschellen auf dem Rücken angelegt. Kurz darauf meinte er, dass diese nicht wirklich bequem seien und er sich es „schöner“ vorgestellt hätte. Für ihn war die Faszination der schnellen Fixierung durch Handschellen sehr groß, doch das Verweilen in diesen restriktiven Fesselobjekten entsprach nicht seinen Erwartungen. Für längere Fesselungen hat er dann Ledermanschetten bevorzugt. Die Handschellen hatten etwas an ihrem Reiz und ihrer Faszination verloren.

Die Frage danach, wie sich etwas anfühlt, kann auch ein Wunsch nach einem Rollenspiel sein. Man möchte seiner eigenen persönlichen Alltagsrolle entfliehen und ein Abenteuer erleben. Anstatt einen tristen Alltag im Büro zu haben, würde man lieber einen Tag auf dem Bau verbringen. Der Wunsch nach diesem Rollenspiel äußert sich möglicherweise darin wissen zu wollen, wie sich wohl die Arbeitsschutzbekleidung eines Bauarbeiters anfühlt. Für einen „echten“ Bauarbeiter ein nicht nachvollziehbarer Wissensdurst, da es für ihn eine alltägliche Arbeitskleidung ist und die Verbindung zu einem Fetisch hier fremd erscheinen mag.

Habt ihr euch denn auch schon mal gefragt, wie sich ein bestimmtes Kleidungsstück oder der Einsatz eines speziellen Spielzeugs anfühlt?

Eine Bitte an euch: Einige Fetisch-Einsteiger haben manchmal Hemmungen ihre Vorlieben offen zu zeigen. Manche verpacken ihre geheimen Wünsche in teils kryptischen (und indirekte) Fragestellungen.

Frage: „Die Gummistiefel sind bestimmt total unbequem, oder?
Auf diese geschlossene Frage könnte man kurz und knapp mit ja oder nein antworten. Doch eine viel schönere Antwort wäre diese hier: „Erstaunlicherweise sind sie recht bequem, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirken. Wenn sie dir gefallen, dann schlüpf doch einfach mal hinein und bilde dir deine eigene Meinung.

Es könnte passieren, dass diese Antwort und das damit verbundene Angebot etwas auszuprobieren zu leuchtenden Augen führen könnte. Und möglicherweise öffnet man durch diese Art einem jungen Menschen die Türe in die Fetischwelt. Ihr seid herzlich eingeladen auch ein Türöffner zu sein oder zu werden…

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

6 Gedanken zu „Wie fühlt es sich an…?“

  1. Ein toller Beitrag, Danke!
    Genau durch diese Neugierde bin ich zu BDSM gekommen. So habe ich meinen Fetisch besser kennengelernt. Ein Paar Beispiele.
    Als Jugendlicher wollte ich wissen, wie sich wohl eine Lederkombi trägt. Ich hatte nur einen Skioverall und war neugierig wie sich wohl ein Overall aus Leder tragen und anfühlen würde. So ging ich in Motorradgeschäfte und probierte mich durch. Schnell merkte ich, das es mir sehr gefiel in einer Lederkombi zu stecken und es mich erregte. Ein Kumpel war so nett und hat mir erlaubt mal seine Lederkombi anzuziehen. Ich durfte sie einen ganzen Nachmittag tragen. MERKE: Fragen und ausprobieren hilft.
    Auch die Frage, wie sich ein Plug oder Knebel anfühlt, weiß man nur, wenn man es versucht. Es war sehr aufregend zum ersten mal einer Verkäuferin zu sagen, man möchte mal einen Analplug für sich probieren. Ich bekam kaum das Wort Plug über die Lippen. Heute freue ich mich immer, wenn ich mit einem Plug ausgefüllt unterwegs bin und freue mich, dass ich es versucht habe.
    Einen Knebel zu tragen brauchte hingegen längere Übung um es genießen zu können, die Überwindung nach einem zu fragen fiel mir hingegen etwas leichter.
    So ist es fast mit allen meinen Sachen. In den BDSM Läden kann man viel ausprobieren, ob eine Zwangsjacke, eine lederne Kopfmaske oder ein Gummioverall. Nicht alles was ich probiert habe, hat mich überzeugt. So überlasse ich z.B. Gummi anderen.

    1. Das Probieren ist das eine, die Überzeugung davon das andere. Auch wir haben viele Dinge aus purer Neugierde ausprobiert und manche Praktiken, Kleidungsstücke oder Spielsachen wurden dann nicht weiter betrachtet.

      Bei deinem Beispiel mit dem Lederkombi musste ich gerade schmunzeln. Ich war 14 Jahre lang nebenberuflich in einem Fachgeschäft für Motorradbekleidung tätig (angefangen neben dem Studium). Und glaub mir: Es kommen durchaus einige Personen in den Laden, um solche Kleidungsstücke zu probieren und kein Interesse haben damit Motorrad zu fahren. Einige wenige sind sogar in voller Montur (in voller Lederbekleidung) mit dem Auto vorgefahren.
      Für manche meiner Kollegen war das damals nicht nachvollziehbar. Nach meiner Erklärung war es für sie dann etwas ersichtlicher und bei guter Beratung kann sich dahinter auch eine nennenswerte Kaufkraft verbergen.

      1. Das ist interessant, das einige so offen damit umgehen, und eine Lederkombi oder Lederkluft suchen und probieren aber offen keine Absicht zeigen und bekunden Motorrad zu fahren. Ich habe mich als Motorrad Fahrschüler ausgegeben. Ich fand es aufregend wenn die Verkäuferin mir zu einer sehr engen Lederkombi riet und ich sie im Laden etwas länger tragen sollte, ob ich es aushalten kann.

        1. Kein Kunde kommt hereingestürmt und ruft:
          Ich bin ein Fetischist, ich möchte eine Lederkombi zum Spielen!

          Der Gedanke wäre dennoch irgendwie amüsant!

          Ich erinnere mich an mehrere Situationen, in denen sich Kunden mir gegenüber als Fetischist offenbart haben.

          Situation 1:
          Ein Kunde mittleren Alters erzählte mir, dass er mit seiner neuen Freundin auf eine Fetischparty gehen möchte und dazu noch passende Kleidung sucht. Am Ende wurden es eine Lederjeans und eine Lederweste. Eine Kollegin von mir bot dem Kunden an, er könnte auf unserem Motorrad im Laden auf probesitzen, damit er prüfen kann, wie die Jeans im Sitzen wirkt. Durch meine Rückenstärkung meinte er dann nur: „Das ist nicht von Relevanz„. Mein Grinsen rundete das Gespräch ab.

          Situation 2:
          Zwei junge Männer schauten sich bei den Lederkombis um und einer von beiden probierte nach und nach ein paar. In einer betrachtet er sich länger im Spiegel und man sah ihm seine Freude an.
          Eigentlich fahr ich kein Motorrad und ich fahr auch nicht mit, aber er…“ er deutete auf seinen Freund „… steht drauf, wenn ich sowas trage!
          Mit der Aussage haben sie bei mir offene Türen eingerannt und das Gespräch war fortan sehr offen.

          Situation 3:
          Ein junger Mann fuhr in seinem PKW vor und stieg in voller Ledermontur aus. Er kam im Laden direkt auf mich zu und fragte: „Sie wissen doch bestimmt, was ich suche?!
          Ich musterte ihn von oben bis unten und antwortete: „Klar doch, Motorradstiefel! Denn die Sneaker sind zum Motorradfahren nicht geeignet!
          Er lachte und sagte: „Die liegen im Kofferraum, zum Autofahren sind sie zu unbequem. Die zieh ich nachher in der Stadt an!

          Es gab noch einige weitere Situationen und manche Fetischisten sind fortan für eine Beratung direkt zu mir gekommen. Fand ich jedes Mal sehr erfrischend und es waren spannende Jahre!

  2. Wieder mal sehr treffend beschrieben.
    Manche Dinge sieht man, aber deswegen muss man sie noch lang nicht haben.
    Ein Erfahrungsbericht kann schon ausreichen, auch deswegen ist Eure Arbeit hier im Fesselblog so hilfreich und dankenswert. Ich glaube, sehr viele Leser haben Eure Beiträge gelesen, mit Interesse gelesen, das dann entweder wuchs und dann wurde möglicherweise aus ‚hmm, wie das wohl ist?‘ ein ‚das würde ich gerne mal probieren wollen!‘ – oder das Lesen half indem es jemandem zeigte, wo eigene Grenzen liegen, bzw. was dann sich bei genauerer Betrachtung doch nicht so spannend darstellt.
    Euer aktueller Beitrag über Dating ist da sozusagen der nächste Schritt. Durch die Neugier lernt man sich selber kennen und das hilft dann dabei, sich besser zu beschreiben und so hoffentlich passendere Dates zu finden.

    Und wenn aus der, ich sag mal, allgemeinen Neugier ein ‚will ausprobieren‘ wird, dann ist die Hemmschwelle vielleicht kleiner bzw. der Interessent kann dann eher den subtilen oder deutlichen Hinweis fallen lassen…

    Und da zumindest bei Personen, die sich noch relativ fremd sind, die Kommunikation nicht unbedingt gleich klappt ist es wichtig diese Hinweise da zu setzen, wo es den Frager wirklich juckt.
    Vielleicht reichen 5′ in Handschellen schon aus und die Neugier ist (erstmal) gestillt, vielleicht will der Frager die Stiefel nur mal in die Hand nehmen um rauszufinden wie schwer und steif sie sind, vielleicht reicht kurz mal reinschlupfen, aber vielleicht will er sie am Liebsten gar nicht mehr ausziehen. Wo waren doch noch mal gleich die für solche Fälle perfekt geeigneten Vorhängeschlösser? 😉
    Und hier ist das (vorher) Fragen eben so wichtig. Mein Stiefelbeispiel macht das deutlich: Jemand, der vom Ansehen 20-Loch Boots toll findet, kann entweder doch recht viel Geld für ein Paar ausgeben… wenn’s dann im Alltag doch nix ist, mehr oder minder für die Katz. Oder er hat das Glück und trifft jemanden, der seine Andeutung richtig versteht und ihn anprobieren lässt. Wenn es dann nix für ihn ist, hat er Geld gespart und sich besser kennen gelernt. Hier ist eine offene und hilfsbereite Community wichtig.

    1. Danke Sandy!
      Man muss nur aufpassen, denn nicht jeder in der Community ist in Geberlaune. Es gibt durchaus Personen, die es nicht mögen, wenn man deren Kleidung oder Spielsachen probiert. Das muss man dann auch akzeptieren.
      Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass die meisten Personen sehr offen sind, wenn man sie direkt fragt. Es kann auch passieren, dass von manchem Gastgeber aktive Angebote ausgesprochen werden im Sinne von: „Möchtet du das vielleicht mal ausprobieren?

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