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Von Kopf bis Fuß – „The Gear Stays On“

Die meisten Menschen ziehen sich für ein intimes Abenteuer aus. Doch Fetischfreunde ziehen sich bewusst an. Manche davon genießen es gemeinsam die Hüllen Stück für Stück fallenzulassen, andere behalten die Ausrüstung bewusst bis zum Schluss an. Ist das aber nicht hinderlich für den eigentlichen Akt?

Warum sollte man sich für Sex eigentlich ausziehen? Die Antwort ist relativ simpel: Damit man freien Zugriff auf die eigenen Geschlechtsorgane hat und die des Partners oder der Partnerin. Aber ist der Zugriff in den Intimbereich denn wirklich zwingend erforderlich, damit man guten Sex haben kann? Was bedeutet „Sex“ eigentlich?

Sex (Lehnwort aus der englischen Sprache, von lateinisch sexus „Geschlecht“) bezeichnet die praktische Ausübung von Sexualität als Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen in Bezug auf ihre Geschlechtlichkeit. Alltagssprachlich bezieht sich Sex auf sexuelle Handlungen zwischen zwei oder mehreren Sexualpartnern (auch Intimpartner), insbesondere den Geschlechtsverkehr und vergleichbare Sexualpraktiken, und schließt im weiteren Sinne auch die Masturbation ein (Sex mit sich selber).
Quelle: Wikipedia

Die meisten Personen verstehen unter Sex also den Geschlechtsverkehr. Umso verständlicher ist es dann, dass die Geschlechtsorgane dementsprechend zugänglich gemacht werden und man sich somit auszieht.

Schauen wir uns in der Fetisch-Community um, so gibt es eine Fülle an Kleidungsstücken, die entsprechende Liebhaber bewusst anziehen, um darin unter anderem Sex zu haben. Das Anziehen der Fetischkleidung kommt dabei dem Anziehen einer Uniform oder einer Dienstbekleidung gleich, kurz bevor man den Dienst antritt. Ein paar Beispiele:

  • Ein Arzt zieht sich seinen Arztkittel an, wäscht sich die Hände und behandelt dann seine Patienten.
  • Ein Soldat wird vor dem Einsatz seinen Kampfanzug anziehen oder bei formellen Terminen seine Ausgehuniform tragen.
  • Ein Bauarbeiter wird vor Arbeitsantritt auf der Baustelle seine Arbeitskleidung und persönliche Schutzausrüstung (PSA) anziehen.
  • Ein Feuerwehrmann wird vor dem Löscheinsatz seine Schutzausrüstung anziehen.
  • Ein Büroangestellter wird vor Arbeitsantritt im Büro seinen Anzug anziehen.
  • usw.

Klingt alles vollkommen logisch und nachvollziehbar. Aber was hat das mit Fetischismus zu tun? Ganz einfach: Ein Arzt ist auch ohne Arztkittel ein Arzt. Ein Soldat ist auch ohne Kampfanzug ein Soldat. Ein Bauarbeiter ist auch ohne Arbeitskleidung ein Bauarbeiter, ein Feuerwehrmann ist auch ohne Schutzausrüstung ein Feuerwehrmann und ein Büroangestellter ist auch ohne Anzug ein Büroangestellter. Und nun das Wichtigste:

Ein Fetischist ist auch ohne Fetischkleidung ein Fetischist!

Wie wir alle wissen: „Kleider machen Leute“. Mit einer bestimmten Bekleidung identifizieren wir Menschen, die einer gewissen Personengruppe angehören. Und die Erwartungshaltung ist, dass sich diese Personen in ihrer dafür vorgesehenen Bekleidung an ihrem dafür vorgesehenen Einsatzort befinden.

Der Arzt gehört in die Praxis, der Soldat an die Front, ein Bauarbeiter auf die Baustelle und der Fetischist gehört ins Schlafzimmer. Jetzt brechen wir aber diese Regel! Der Arzt steht im Büro, der Bauarbeiter steht in der Praxis, der Feuerwehrmann steht im Schlafzimmer und der Fetischist steht im Supermarkt.

Da dieser Anblick für viele Personen abnorm erscheint, lenkt er eine entsprechende Aufmerksamkeit auf sich. Die Menschen sind es nicht gewohnt, wenn jemand aus der Reihe tanzt. Und gerade mit öffentlich zur Schau gestellten Fetischen sind viele Außenstehende bis heute überfordert.

Was wir damit sagen wollen ist, dass ein Fetischist ähnliche Ambitionen hat seine Kleidung anzuziehen wir eine Person der oben genannten Personengruppen. Er macht sich bereit für seinen Einsatz. Es ist wie eine Art Ausrüstung oder Dienstbekleidung, die für das Ausleben des jeweiligen Fetischs, der eigenen Sexualität und teilweise auch zum Geschlechtsverkehr von Kopf bis Fuß angezogen bzw. angelegt wird. Und dann heißt das Motto „the gear stays on“, sprich die Fetischbekleidung bleibt auch an. Es ist kein Appetitmacher, der zum Hauptgang ausgezogen wird, sondern die Fetischkleidung bleibt auch bis zum Nachtisch angezogen.

Einen möglichen Kritikpunkt für das Ausleben des Fetischs in der Öffentlichkeit gibt es und da möchten wir uns ganz herzlich bei Leserin Angela bedanken, die uns darauf aufmerksam gemacht hat. Sie schrieb uns folgende Nachricht: „Mein Partner und ich mögen Gummikleidung sehr gern und ziehen diese Kleidung auch an um gemeinsam Sex zu haben. Wir würden aber beide nicht auf die Idee kommen damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist eine Kopfsache, denn wenn wir die Gummikleidung anziehen, dann bereiten wir uns physisch und mental auf gemeinsamen Sex vor. Würden wir damit in die Öffentlichkeit gehen, wäre das Gefühl ähnlich. Wir ziehen uns an und sowohl Körper als auch Geist würden sich auf den Sex einstimmen. Würden wir so in die Öffentlichkeit gehen, wäre die Stimmung gedämpft, denn hier können wir den sexuellen Akt nicht vollziehen. Warum also damit in die Öffentlichkeit gehen und Außenstehende bewusst mit etwas konfrontieren, mit dem sie nicht umgehen können und es vielleicht gar nicht verstehen möchten?“

Wir haben uns ausführlich mit Angela und ihrem Partner unterhalten und ihnen die angenehme Seite an ihrem Fetisch verdeutlicht: Niemand zwingt sie ihren Fetisch in der Öffentlichkeit auszuleben. Wo und wann sie ihren Gummifetisch ausleben, bleibt allein ihnen selbst überlassen. Wenn Gummi zum Einsatz kommt, dann heißt es auch bei Angela und ihrem Partner, dass die Gummikleidung bis zum Ende und manchmal auch darüber hinaus angezogen bleibt. „Manchmal bleiben wir nach dem Sex einfach noch eine Weile liegen und streicheln uns gegenseitig in unserem Gummioutfit. Danach geht es gemeinsam unter die Dusche, die Gummikleidung wird gewaschen und zum Trocknen aufgehängt und am nächsten Tag wird sie talkumiert und wieder verräumt.“

Das Ausleben eines Fetischs ist so viel mehr als nur der sexuelle Akt. Habt keine Angst euren Fetisch offen auszuleben. Und auch wenn ihr manchmal einen kritischen Blick erntet, da euer Anblick nicht der Norm entspricht, so wird die Akzeptanz in der Gesellschaft mit jedem Fetischisten in der Öffentlichkeit größer werden. Habt viel Spaß und passt aufeinander auf. Und wenn in eurem Schlafzimmer irgendwann ein Feuerwehrmann in voller Montur mit Helm, Handschuhen und Stiefeln steht, dann könnte es sein, dass es gar keinen Löscheinsatz gibt und er einfach nur ein bisschen Spielen möchte. Und geht nicht zwingend davon aus, dass er sich beim Spielen seiner Kleider entledigt, denn „the gear stays on“!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

Ein Gedanke zu „Von Kopf bis Fuß – „The Gear Stays On““

  1. Ich habe festgestellt, dass man sich mit Gear wunderbar selbst konditionieren kann. Ich selbst besitze eine Jacke, die ich immer für Fesselspiele benutze, aber einmal hab ich sie ausnahmsweise angezogen, weil mir kalt war, und schwupps war ich spitz.

    Ob jetzt ein Feuerwehrler, der zuhause in Feuerwehr-Gear schlüpft, auch auf die Ausrüstung im Verein anspricht, wär mal interessant. Hat das mal wer ausprobiert?

    Gruß
    Eriktion

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