„Hallo, schön dass du da bist. Möchtest du etwas trinken oder essen oder ein bisschen poppen?“ – So eine Frage zu Beginn eines Besuchs ist zwar unüblich, aber nicht abwägig. Während ein Großteil der Bevölkerung den intimen Akt in einer monogamen Beziehung vollzieht, gibt es inzwischen immer mehr Menschen, die hier etwas freizügiger sind.
Kann man Sex mit Freunden haben? Rein physisch kann man die Frage bejahen. Doch wie es auf der emotionalen Seite aussieht, das ist ein größeres Thema. Freundschaften sind etwas Schönes. Mit Freunden verbringt man gern seine Freizeit und hat mit ihnen Spaß. Doch Spaß definiert jeder Mensch für sich anders. Für die einen mag es Spaß sein gemeinsam zu Essen oder ins Kino zu gehen und andere verstehen unter Spaß sich fesseln zu lassen.
Die meisten Menschen kategorisieren (unbewusst) ihre Freunde. So gibt es Freunde für ein ausführliches Gespräch, Freunde für gemeinsame sportliche Aktivitäten, Freunde für einen gemeinsamen Urlaub, Freunde für einen gemeinsamen Filmabend, und so weiter. Und dann gibt es Freunde, mit denen kann man relativ unkompliziert ein sexuelles Abenteuer erleben. Nicht jeder Freund oder Freundin ist für jede Freizeitaktivität gleich empfänglich oder geeignet.
Erinnert ihr euch noch an euer allererstes Mal? Die Welt war vermutlich danach nicht mehr so wie vorher. Und der Partner oder die Partnerin, mit der ihr intimen Kontakt hattet, werdet ihr danach auch mit anderen Augen angeschaut haben. Und dieses „andere Gefühl“ möchten die meisten bei ihren Freunden nicht haben. Weil mit einem „normalen Freund“ pflegt man keine Intimitäten, oder doch? Wie wäre es mit einer Freundschaft Plus?
Machen wir einen Sprung in die BDSM-Welt. Für Liebhaber dieser Welt ist BDSM viel mehr als nur ein Mittel zur Lustbefriedigung. Es ist eine Lebenseinstellung. Von daher werden Fesselspiele nicht immer unmittelbar mit Sex verbunden, sondern viel mehr mit Lebensfreude und einer Freizeitbeschäftigung. Während die einen sich aufs Fahrrad schwingen und durch die Gegend fahren lassen andere sich fesseln, knebeln oder gar auspeitschen. Bei Fetischisten sieht das ähnlich aus, denn auch hier trägt man in seiner Freizeit gerne Fetischkleidung. Und wenn man die Freizeit mit seinen Freunden verbringen möchte, dann ist die logische Folgerung, dass man seine Freizeit mit seinen Freunden in Fetischkleidung verbringt. Warum auch nicht? Es ist doch „nur“ Kleidung, oder?
Es kommt natürlich immer auf den Fetisch an. Einen Lederfetischisten wird man wahrscheinlich in einer Lederhose oder anderen Kleidungsstücken aus Leder antreffen. Ein Dogplayer wird wahrscheinlich seine Hundemaske aufsetzen und auf allen Vieren in der Wohnung unterwegs sein. Und dann gibt es diese unbeschreiblichen lieben Freunde, bei denen man so sein kann, wie man sein möchte. So kann es passieren, dass man bei einem gemütlichen Heimkinoabend einen Hund auf dem Boden sitzen hat, der aus dem Napf trinkt, einen Lederkerl, der auf dem Sofa liegt und einen Sklaven, der in Zwangsjacke vor dem Fernseher kniet. Für Außenstehende mag es ein skurriler Anblick sein, für die Freunde selbst ist es das Ausleben der Vorlieben und das Teilen der Lebensfreude. Und mit Freunden kann man natürlich auch ins Spielzimmer gehen und ein paar BDSM-Praktiken ausprobieren.
Manche Menschen haben Angst, dass beim Fallen der Hemmschwelle unter Freunden die Freundschaft selbst darunter leiden könnte. Was passiert, wenn man die Freundin oder den Freund nach diesem Abenteuer nicht mehr so sieht wie vorher? Könnte es sogar das Ende der Freundschaft bedeutet? Man sollte vorher die Grenzen abstecken. Wenn alle Handlungen unter Freunden einvernehmlich sind, dann spricht auch nichts dagegen. Doch man sollte seine Freunde nicht als Ersatz für einen Sexualpartner betrachten. Das würde dann doch über eine Freundschaft Plus hinausgehen.
Es kann natürlich vorkommen, dass es unter Freunden auch zum Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr kommt. Aber wie oben erwähnt sollte man immer vorher klären, welche Grenzen es gibt. Zudem sollte man das auch innerhalb der Partnerschaft klären, wie weit man mit seinen Freunden gehen kann. In einer monogamen Beziehung könnten sexuelle Aktivitäten unter Freunden ein Beziehungsproblem darstellen. Offene Kommunikation und Ehrlichkeit sind wichtig.
A: „Ich habe heute vielleicht einen Druck auf den Eiern!“
B: „Tu dir keinen Zwang an, hier hast du ein paar Taschentücher. Brauchst du sonst noch was?“
Auch solche Dialoge können zwischen Freunden (unabhängig von der jeweiligen Sexualität) vorkommen. Das ist ein Level der Freundschaft, bei dem man vollkommen offen, tolerant und vielleicht auch hemmungslos ist.
A: „Ja, du könntest mir zur Hand gehen!“
B: „Träum weiter, das machst du mal schön selbst!“
Und auch diese schier hemmungslosen Freundschaften haben ihre Grenzen und auch diese müssen offen kommuniziert werden. Wichtig ist, dass man bei seinen Freunden keine Erwartungen schürt, die dann nicht erfüllt werden.
Wir selbst pflegen auch solche speziellen Freundschaften. Beim Erforschen neuer BDSM-Spielereien kann es sehr hilfreich sein, wenn man das zuerst mit einem Freund übt, um danach beim Date diese Erfahrungen gleich anwenden zu können.
„Wie macht man nochmal die medizinische Akutfixierung am Bett fest? Würdest du bitte mal vorbeikommen, ich möchte das in Ruhe ausprobieren! Ich habe nächste Woche ein Date, da möchte ich mich nicht blamieren.“
Und wie sieht es bei euch aus? Könntet ihr euch eine Freundschaft Plus vorstellen oder habt ihr vielleicht sogar eine? Schreibt uns gern eine Nachricht oder Kommentar. Sind sind auf eure Zuschriften gespannt.