Manche sexuellen Praktiken bedürfen einer besonderen Vorbereitung. Und das ist oft nicht nur eine körperliche, sondern vor allem auch eine mentale Vorbereitung. Um uns mental auf das Thema „Fisting“ einzulassen haben wir an einer fortbildenden Maßnahme teilgenommen und davon wollen wir euch berichten.
Die Leser unter euch, die der Fesselblog-Redaktion Allwissenheit im Bereich Fetisch und BDSM attestieren, schmeicheln uns sehr. Nein wir wissen auch nicht alles, aber wir sind gern bereit darüber zu recherchieren und euch an den neuen Erkenntnissen teilhaben zu lassen! So langsam arbeiten wir uns durch die verschiedenen Hanky-Code Farben durch und in diesem Beitrag geht es um die Farbe rot.
Wir haben uns des Themas „Fisting“ angenommen. Manche kennen es vielleicht unter dem deutschen Ausdruck „Faustfick“ (Abkürzung „FF“) und der Name ist Programm. Bei dieser sexuellen Praktik wird tatsächlich die Faust des aktiven Partners in den Anus des passiven Partners eingeführt. Dem ein oder anderen mag spätestens bei diesem Gedanken ein Schauer über den Rücken laufen. Wir selbst waren von diesem Gedanken vor ein paar Jahren nur wenig begeistert oder gar abgeschreckt.
Gespräche mit Freunden und begeisterten Fistern haben uns schließlich dazu inspiriert an einem Fisting-Workshop in München teilzunehmen. Und hier haben wir jede Menge an Informationen mitnehmen können.
Physische langfristige Vorbereitung:
In einen „engen“ Hintern kann keine Faust reingesteckt werden. Das ist anatomisch schon gar nicht möglich! Wir haben euch bereits einmal darüber berichtet, wie wichtig gewisse Dehnübungen sind. Man sollte sich hier langsam steigern! Dieser Dehnprozess kann sich ggf. über mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre hinziehen. Nehmt euch und eurem Körper zuliebe die entsprechende Zeit. Es sollte nichts erzwungen werden!
Physische kurzfristige Vorbereitung:
Auf die Ernährung achten! Keinen fetten Schweinebraten vorher essen. Einige essen mehrere Stunden vor der Session nichts oder eben nur „leichte Kost“ und danach, bzw. unmittelbar vor der Session heißt es: Spülen! Eine rektale Dusche ist als Vorbereitung für eine Fisting-Session unumgänglich und dabei sollte man sich auch Zeit nehmen. Es gibt passive Spielpartner, die verbringen hier mehrere Stunden im Badezimmer bis der Darm sauber gespült wurde. Der aktive Partner wird sich vor der Session die Fingernägel schneiden und ggf. noch feilen.
Material herrichten:
Auch beim Fisten steht Safer Sex an oberster Stelle. Von daher muss man ein wenig Arbeitsmaterial herrichten:
Einweghandschuhe in der passenden Handschuhgröße und auch Material (Achtung an alle Allergiker! Sollte man selbst oder der Spielpartner eine Latex-Allergie haben, dann unbedingt Handschuhe aus einem anderen Material verwenden, z.B. Nitril)
Gleitmittel: Hier gibt es viele verschiedene, da sind die Geschmäcker auch verschieden. Manche nehmen „Bratfett“ (kein Scherz!), andere nehmen Gleitschleim (bekommt man im Großhandel für Veterinär-Bedarf und wieder andere mischen sich ihre Gleitmittel selbst zusammen um die gewünschte Viskosität zu erhalten oder gar noch bestimmte Duftstoffe und Aromen beizumischen.
Die richtige Atmosphäre! Fisting macht man nicht mal schnell zwischen Tür und Angel. Wenn die Spielpartner schon so viel Vorbereitungszeit investieren, dann sollte der Akt an sich auch in einer gemütlichen und vertrauten Umgebung sein. Vertrauen ist hier extrem wichtig! Manche bevorzugen beim Fisten das liegen in einem Sling, und wieder andere knien sich auf allen Vieren auf den Boden und lassen sich so beglücken. Je nach Körperhaltung ist es möglich, dass die Spielpartner sich gegenseitig anschauen oder eben nicht.
Auf die Fäuste, fertig, los…
Endlich geht es los! Der Passive ist vorgedehnt und gespült, der Aktive wartet mit angezogenen Handschuhen und Gleitmittel auf den Faust-Empfänger. Und endlich kommt es zum sexuellen gemeinsamen Akt, indem der Aktive dem Passiven seine Faust in den Hintern schiebt. Aber was nun? Jetzt ist die Faust drin und was nun?
Auch hier kommt es stark auf die beiden Spielpartner an. Manche Passive mögen es, wenn der Aktive die Faust dreht, oder langsam raus und wieder rein schiebt. Andere Aktive versuchen langsam die Faust im Inneren des Passiven zu öffnen und das Innere entsprechend zu massieren.
Achtung: Bei dem Druck, den die Faust im Inneren des Passiven erzeugt, kann es passieren, dass die Blase (ja nach Füllstand) sich spontan entleert. Man sollte also entsprechend „wasserfeste Unterlagen“ verwenden oder vor Beginn der Session den Passiven nochmal auf die Toilette schicken. Für Freunde von Natursekt lassen sich die Fetische natürlich auch perfekt kombinieren.
Manche Fister genießen es auch einfach nur, im Körper des Spielpartners zu verweilen und den Puls an der Hauptschlagader zu spüren, welcher sich im Inneren sehr intensiv anfühlt, für beide Spielpartner.
Nach der Session…
… ist vor der Session. Aber erst einmal wird gemeinsam aufgeräumt. Die Einweghandschuhe werden entsorgt und es empfielt sich den Boden von Gleitmittel-Resten zu befreien. Gern kann man ja noch gemeinsam unter die Dusche hüpfen und sich hier auch nochmal etwas liebkosen.
Hinweis zum „Bratfett“:
Die Dose mit Bratfett darf genau für EINEN „Fistee“ (passive Partner einer Fisting-Session) verwendet werden. Wie bei einem Tintenfass kann es passieren, dass man nicht nur einmal mit der Faust entsprechenden Schmierstoff holt, sondern auch während der Session etwas nachschmiert. Deshalb sollte jeder Passive hier sein eigenes „Döschen“ erhalten oder ggf. selbst mitbringen! Es geht um eure Gesundheit!
Noch ein paar Aspekte bezüglich dem Konsum von „Rauschmitteln“:
Fisting ist in der Tat ein sehr intensives sexuelles Erlebnis. Viele bevorzugen bei einer solchen intensiven Session den Konsum von diversen Rauschmitteln. Das kann das Schnüffeln von Amylnitrit (Poppers) sein, um hier eine erhöhte körperliche Entspannung zu erzielen.
Genauso gibt es aktuell immer mehr Gleitmittel und Zusatzstoffe mit einer anästhetischen Wirkung. Die Hersteller attestieren hier einen schmerzfreien Geschlechtsverkehr. Doch Vorsicht: Es handelt sich um Betäubungsmittel und die Schmerzen können dann danach kommen. Also lieber ohne diese Zusatzstoffe entsprechend vordehnen und die Fisting-Session bei klarem Verstand genießen, als sich zuzudröhnen und nur noch die Session über sich ergehen zu lassen.
Noch ein kleiner Zusatz! Für Unwissende gilt Fisting als eine Sexualpraktik unter Homosexuellen. Das ist ein Irrglaube. Auch Heterosexuelle haben diese Praktik für sich entdeckt, nur ist das kein Gesprächsstoff für einen Familien-Kaffeeklatsch. Fisting ist eine Praktik, die unabhängig von Geschlecht und Sexualität ausgeübt werden kann. Wir wünschen euch viel Spaß dabei und passt bitte aufeinander auf.
Solltet ihr noch weitere Fragen haben, dann schickt uns gern eine E-Mail an kontakt@fesselblog.de, schreibt einen Kommentar hier direkt unter dem Artikel oder schreibt uns in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns sehr auf eure Erfahrungen bei dieser spannenden Sexualpraktik.
Wir sagen vielen Dank an den MLC München, der diesen kostenlosen Fisting-Workshop in München angeboten hat!
Lieber Dennis,
danke für Deinen ausführlichen informativen Bericht über den Fist-Workshop des MLC e.V.!
Schön, dass Du unser Gast gewesen bist!
Raymund Spiegl
Vorstand Münchner Löwen Club e.V.
Lieber Raymund, vielen Dank, dass wir an dem tollen Workshop teilnehmen durften. Wir freuen uns auf weitere spannende Momente beim Münchner Löwen Club e.V.