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Das erste eigene Paar Handschellen

Viele Personen haben schon einmal ein paar Handschellen erworben. Manche schon im Kindesalter, als die Spielzeughandschellen noch aus Plastik waren, andere dann im Erwachsenenalter für erotische Spiele mit anderen Personen oder nur mit sich selbst.

Ein begeisterter und treuer Leser hat uns einen Beitrag über die Faszination von Handschellen geschickt, welchen wir euch nicht vorenthalten möchten. Wir möchten uns an dieser Stelle vielmals bedanken und wer weiß, vielleicht möchte ja noch ein anderer Leser seine Gedanken und Erfahrungen mit uns und allen Lesern teilen. Aber nun erst einmal viel Spaß beim Lesen:


Das erste eigene Paar Handschellen…

… wird irgendwann seinen Weg in die und an die Hände eines BDSM-Liebhabers finden. Um diesen Weg möglichst zu vereinfachen, teure und ggf. schmerzhafte Enttäuschungen zu vermeiden, soll dieser Artikel ein paar Tipps geben.

Zunächst mal soll es um die verschiedenen Arten von Handschellen gehen, dabei auch um deren Funktionen und unbedingte Mindeststandards für uns – Subs sollen nur den Schmerz empfinden müssen, der geplant und vereinbart ist. Eine Session zu beenden, weil die Handschellen zu eng sind, ist unromantisch! Dann wäre noch die Frage woher man Handschellen bekommt, wobei hier Namen als Beispiele genannt werden.

Grob lassen sich Handschellen unterscheiden nach der Art der Verbindung der beiden Schellen, danach, wie verstellbar sie sind und danach ob sie historisch oder aktuell sind.

Historische Handschellen - Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen
Historische Handschellen – Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen

Hier gleich der Hinweis – bitte nicht mit historischen Handschellen spielen! Die haben schon etliche Jahre hinter sich. Es kann sein, dass da eine Feder bricht. Also sehr vorsichtig sein! Anders sieht es bei Nachbauten historischer Originale aus. Diese kommen oft aus dem Ausland und sind von brauchbarer Qualität. Meistens sind sie breiter, etwas schwerer und irgendwie halt umständlicher in der Handhabung. Breiter und gut abgerundet, sowas ist eine Wohltat für die Handgelenke eines Subs. Das Gewicht erinnert dabei angenehm daran, dass man nun erst mal schön brav zu warten hat, was der dominante Partner für einen vorgesehen hat, auch wenn es nur gemütliches Warten ist. Kurz gesagt, solche Handschellen sind eine Überlegung wert, gerade für längere Tragezeiten. Trotzdem wären sie nicht die erste Wahl für Neulinge. Die Verstellmöglichkeiten sind meist begrenzt oder gar nicht vorhanden, so dass man Handgelenke messen muss und die Schließmechanismen sind oft umständlicher als bei modernen Handschellen.

Bei modernen Modellen gibt es drei große Gruppen: Handschellen mit einer Verbindungskette, Handschellen mit einem Scharniergelenk und schließlich noch ganz starre Handschellen, bei denen ein massiver Metallblock oder Metallstange die Schellen verbindet.

Am leichtesten und am leichtesten handzuhaben sind die Handschellen mit Kettenverbindung. Diese lassen Subs am meisten Spielraum, welcher gerade für Neueinsteiger nicht verkehrt sein kann. Auch Subs, die sich gerne mal überwältigen lassen wollen, sind mit Kettenhandschellen zunächst einfacher einzufangen. Im Anschluss können dann die restriktiveren Fesseln folgen. Allerdings kann man mit Kettenhandschellen die Hände weniger phantasievoll fesseln als mit den anderen beiden Typen. Trotzdem, hinter dem Rücken oder vor dem Bauch, mit den Handflächen nach innen (also zueinander) oder nach außen, es gibt schon Varianten, die je nach Stärke der Handgelenke und dem verwendeten Modell durchaus dauerhafte Positionen sein können und mehr oder weniger bequem sind.

Handschellen mit einem Scharniergelenk erlauben Subs deutlich weniger Spielraum, da sie sehr viel starrer sind und sich beispielsweise nicht gegeneinander verdrehen lassen. Auf die Dauer wird das unbequem und die Leidensfähigkeit der Subs muss entsprechend hoch sein. Ist sie es, wird er/sie ein unbeschreibliches Tragegefühl erleben. Handschellen erinnern Subs generell bei jeder Bewegung daran, dass sie da sind. Aber Gelenkhandschellen sind noch deutlich unnachgiebiger. Mit Gelenkhandschellen kann man noch in anderer Hinsicht deutlich mehr spielen, denn jetzt ist es möglich, Handgelenke übereinander, statt nebeneinander zu fesseln und selbst gelenkige Subs mit kleinen Handgelenken müssen genau so verharren! Zuvor konnten sie ggf. das Handgelenk in der Schelle drehen und da die Kette das zulässt waren sie dann plötzlich in einer anderen Position. Selbstbefreiung wird deutlich schwieriger. Wenn sie richtig angelegt sind, nutzt es Subs nicht mal was, den Schlüssel zu haben! Um damit was anfangen zu können muss Euer Sub schon wirklich gelenkig und clever sein.

Noch restriktiver und grundsätzlich ausbruchsicherer sind nur komplett starre Handschellen. Hier können die Handgelenke weder auseinander gezogen noch zusammengeschoben werden. Diese müssen genau in dem Abstand bleiben, den die Handschellen zueinander haben. Dieser Typ Handschellen wird gerne von der englischen Polizei genutzt, da die ja normalerweise ohne Schusswaffen auskommt. Mit entsprechendem Training kann man damit einen Menschen fesseln und zu Boden bekommen bevor der überhaupt begriffen hat wie ihm geschieht! Aber Vorsicht, bitte! Man kann da auch viel falsch machen und seinem Sub mehr weh tun als man will. Von daher wären starre und Gelenk-/Scharnierhandschellen nicht unbedingt das erste Modell, welches Neulinge sich kaufen sollten. Ist natürlich immer eine Frage des Geschmacks.

Handschellen Vergleich - Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen
Handschellen Vergleich – Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen

Trotzdem würde ich sagen – mit einem Paar qualitativ hochwertiger Kettenhandschellen macht man am Anfang nix verkehrt.

Worauf sollte man achten, woran erkennt man gute Qualität?

Eine gute Handschelle klappert nicht sehr. Wenn Ihr sie schüttelt und sie klingt wie ein Schienenbus bei Höchstgeschwindigkeit, lasst lieber die Finger weg. Dann legen wir bei modernen Handschellen alles achtlos beiseite, dass weder einen Double Lock (was das ist, dazu später mehr) noch eine Sicherheitsrille hat.
Nachbauten historischer Originale haben andere Verschlussmechanismen, bei denen der Grund für den Double Lock meist wegfällt – die stellen sich nicht enger. Historische Originale sind reizvoll, aber nur was für Leute, die ihren Zustand wirklich einschätzen können. Daher lasst davon lieber die Finger – zumal gute Stücke sehr schnell sehr teuer werden können.

Was ist das nun, ein Double Lock? Moderne Handschellen haben einen Bügel mit einer Zahnreihe, der beim Verschließen in ein Gegenlager im Schlosskasten einrastet und die Schelle verschlossen hält. Bügel reindrücken, klick, und zu ist die Fessel. So lange der Double Lock (Anmerkung der Redaktion: „Arretierung“) nicht gesetzt ist, kann man die Bügel enger zusammendrücken. Dabei kann sich ein Sub schlimme Verletzungen zuziehen. Spätestens wenn die Finger kribbeln und dann taub werden ist eine Session nicht mehr spaßig, daher bitte niemals vergessen den Double Lock zu setzen, denn der verhindert genau das. Die Schellen lassen sich nicht mehr enger stellen und eine Ausbruchsmethode, das so genannte „Shimming“ bei dem ein dünner Metallstreifen zwischen die Zahnreihe und das Gegenlager gedrückt wird, ist nicht mehr möglich. Es ist also wie bei der Haustür – nur zuschlagen reicht nicht, abschließen!

Und die Sicherheitsrille? Braucht man die? Wenn man nicht gerade russische Bären fesselt nicht unbedingt. Aber sie ist ein Qualitätsmerkmal und sollte deshalb nicht fehlen. Ein Hersteller, der diesen Arbeitsschritt einspart, spart vielleicht noch an anderen Stellen und dafür ist uns unser gutes Geld hoffentlich zu schade. Bei Handschellen für den Polizeieinsatz soll die Sicherheitsrille das Einführen von Shims (s.o.) erschweren und verhindern, dass ein extrem starker Bodybuilder voller Adrenalin die Fesseln aufbiegt und stiften geht. Kommt bei Sessions nicht unbedingt jeden Tag vor, aber verbogene Fesseln sind nicht mehr sicher und sollten ausgetauscht werden. Daher lieber den Euro mehr bezahlen für was Vernünftiges.

Weiterhin ist wichtig, wie sorgfältig die Kanten abgerundet sind. Euer Sub hat die Handschellen eine Weile an. Scharfe Kanten an dünner Haut können hier böse Spuren hinterlassen! Blut wollt Ihr keines sehen, nicht auf Euren Handschellen, nicht am Boden des Spielzimmers, gar nirgends.

Mindestens genauso wichtig wie leichtes Anlegen können ist es, dass die Handschellen nachher wieder leicht und sicher aufgehen. Alle Handschellen, bei denen die Schlüssel nicht glatt sind und leicht rein und raus gehen und die beim Schließen nicht sauber und leicht ohne Spiel ihre Pflicht tun, sind nicht zu empfehlen. Also probiert das bitte sorgfältig aus. Gleiches gilt natürlich auch für die Bügel. Rasten diese sauber ein?

Auch bei modernen Handschellen sind zwischen den Herstellern Unterschiede feststellbar. Manche bauen Fesseln mit sehr wenig Abstand zwischen den Handschellen, also kurze Kette oder kurzes Scharnier. Das kann sehr reizvoll sein, da der Sub hier sehr eingeschränkt ist. Beim längeren Tragen wird der Sub hier auch irgendwann Schmerzen bekommen, vielleicht sogar Krämpfe. Safeword nicht vergessen und wer mit Knebel arbeitet sollte sich auf den Händedruck verlassen. Hier merkt ein erfahrener Dom ob die Hände des Subs leiden, allerdings bis er das merkt, sollte das der Sub das schon lange wissen. Seid bitte ehrlich miteinander – für lange Tragezeiten sind normale Polizeihandschellen nur bedingt geeignet. Die Polizei nimmt sie ja auch nicht dafür und die Justiz nutzt mit gutem Grund breitere Modelle, die aber meist mit Scharnieren, „bequemer“ und restriktiver.

Wo sich Modelle weiterhin unterscheiden sind die Umfänge der Handgelenke, die sie sicher und leidlich bequem umfassen können. Hier kann ein Hersteller ‚normale‘ und ‚große‘ Handschellen im Programm haben, selten mal ‚kleine‘. Da somit für den dienstlichen Einsatz der Markt klein ist, sieht es auch für uns BDSM-Liebhaber schlecht aus. Daher wählt richtig, ob ‚mittel‘ oder ‚groß‘ – satt sollen sie anliegen, aber nicht einschneiden. Ein kleiner Finger sollte mindestens noch Platz haben, sonst wird es zu eng. Zu weit sollten sie andererseits auch nicht sein, sonst liegen sie u.a. auf dem Daumengelenk auf, das ist eine empfindliche Stelle und der Sub könnte meinen rausschlüpfen zu können. Geht natürlich gar nicht. (Anmerkung der Redaktion: Manche Fetischfreunde lassen sich gern mit angezogenen Handschuhen mit langer Stulpe, z.B. Motorradhandschuhe, fixieren. Das sollte natürlich bei der Wahl der Handschellengröße berücksichtigt werden.)

Woher bekommt man seine Handschellen?

Lasst die Finger von den ganz billigen Teilen aus geprägtem Blech, welche es auf Märkten und teilweise in Läden zum Kaufen gibt. Für den Kauf vor Ort bieten sich Waffengeschäfte und Nato-Shops an. Die Letzteren haben eher Modelle aus Fernost, die unter Eigennamen verkauft werden oder umgelabelt als Umarex oder Walther oder Uzi angeboten werden. Die müssen nicht schlecht sein, aber schaut genau hin und fragt. Der Typ will Euch was verkaufen, Ihr braucht Euch für Neugier nicht schämen! Waffenläden haben die auch, aber oft auch Stücke bekannter Hersteller, vor allem Smith & Wesson.

Online ist das Angebot schier grenzenlos – und da wird es manchmal schwierig! Ihr könnt nicht anschauen oder anprobieren, von daher seid vorsichtig. Shops, die speziell auf unsere Wünsche abgestimmt sind, haben in der Regel auch solche Handschellen, dann vor allem ‚gute‘ Marken wie S&W (s.o.) oder Clejuso. Warum schreib ich gut? Weil die Dinger seit Jahrzehnten im Polizeieinsatz sind und funktionieren. Es gibt noch weitere gute Marken, wie z.B. Peerless aus den USA, TCH aus Großbritannien und Ralkem aus Tschechien. Alcyon aus Spanien macht auch nette Fesseln, es ist für jeden was dabei. Leider sind Handschellen bei vielen BDSM-Shops nicht grade zum Schnäppchenpreis zu haben, das gilt so übrigens auch für das Angebot im Sexshop.

Dann gibt es tatsächlich ein oder zwei Fachverkäufer für Handschellen bzw. Einsatzausrüstung. Da gibt es noch mehr Onlineshops, die von sich behaupten, sie würden Einsatzkräfte versorgen. Ein paar Klicks durchs Sortiment sagen Euch schnell, was davon zu halten ist.

Gute Shops geben Euch neben Modell und Preis auch die minimale und die maximale Schließposition an – entweder als Umfang oder als Breite mal Höhe. Messen, überlegen, kaufen. Auch bei den Läden haben solide Handschellen ihren Preis, aber ‚Perversenzuschläge‘ sind eher die Ausnahme. Dann wäre da noch eBay und da wäre ich vorsichtig. Es gibt tolle eBay-Shops, wirklich super. Aber leider auch sehr viel Schrott. Genau schauen, kritisch bleiben – es ist Eure Sicherheit. Seid nicht böse, dass ich weder Modelle noch Shops beim Namen nenne und auch bei den Marken sehr unverbindlich geblieben bin – aber es ist immer eine Momentgeschichte. Momentan mag Hersteller X besonders tolle Sachen haben, dann ist es wieder Hersteller Y. Historisch waren Handschellen der Firma AHC/Fond du Lac besonders gut abgerundet und somit bequem, aber die gibt es nicht mehr neu zu kaufen. Zumindest nicht auf unserer Seite des Atlantiks. Viel Spaß beim Suchen und Aus- bzw. Anprobieren.

Was kann man mit Handschellen alles machen?

Hier ein paar Ideen, um ggf. dunkle Wintertage zu verschönern:

  • Das Offensichtliche: Der Sub kommt und wird gleich mal gefesselt, bevor wir auch nur hallo sagen. Handschellen sind schnell, sicher und erlauben genug Nähe für einen Kuss bzw. eine Umarmung.
  • Rollenspiele wie Räuber und Gendarm oder Entführung machen mit Handschellen nochmal mehr Spaß.
  • Auch für den Waldspaziergang zwischendurch ist ein Paar Handschellen in der Bauchtasche des Hoody eine sehr unauffällige Art Subs zu versorgen.
  • Oder wie wäre es mit Schlüsselsuchspielen? Macht Puppies besonders viel Freude.

Und natürlich nicht zu vergessen – mit einem Paar Handschellen kann man seinen Sub auch an festen Objekten verankern. Verhindert unerwünschte Platzwechsel während Master irgendwas zu erledigen hat. Wer will schon beim Kaffee kochen über seinen Sub stolpern? (Anmerkung der Redaktion: Sollte nicht der Sub den Kaffee kochen?)


Wir sagen an dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank für den treuen Leser, der uns diesen wirklich ausführlichen Artikel zur Verfügung gestellt hat. Sollte jemand von euch sich auch in dieser Art an unserem Fesselblog beteiligen wollen, dann nur zu. Wir freuen uns auf eure Nachrichten!

Und wer weiß, vielleicht bekommt ja der eine oder andere zu Weihnachten ein neues Paar Handschellen oder gönnt es sich selbst. Jedes Paar Handschellen erzählt seine eigene Geschichte und manche Geschichten könnt ihr selbst schreiben bzw. erleben.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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