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Einschränkungen im Alltag

Liebhaber der fesselnden Spielart werden schnell merken, dass gewisse Dinge, welche innerhalb einer Session spannend sind, im Alltag einschränken können. Die wenigsten Personen werden aufgrund dieser Einschränkungen ihr Bestreben aufgeben, spannende Abenteuer zu erleben. Doch wo genau schränkt es eigentlich im Alltag ein?

Wenn ihr an BDSM denkt, was habt ihr dann vor eurem geistigen Auge? Vermutlich eine Person (unabhängig vom Geschlecht), welche gefesselt ist und „behandelt“ wird. Sprich zu der restriktiven Fixierung findet zudem eine sexuelle Penetration statt. Ein durchaus erstrebenswerter Zustand, doch wie sehen diese Praktiken im normalen Alltag aus? Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man BDSM auch im Alltag ausleben kann.

Das Tragen eines Halsbandes oder das Tragen eines Keuschheitsgürtels versteckt unter der Alltagskleidung. Zudem können auch verschiedene Verhaltensformen ein Ausdruck dessen Ausleben im Alltags sein. Das Öffnen der Türe für seine Partnerin oder Partner, das Zurechtrücken des Stuhls beim Hinsetzen am Esstisch. Manche dieser Dinge sind für Außenstehende deutlich ersichtlich, andere sind eher versteckt und nur für das geschulte Auge sichtbar.

Ein paar Leser möchten ihre persönlichen Erfahrungen mit uns teilen, in der Hoffnung, dass andere Personen den Mut finden ihre Vorlieben auch im Alltag auszuleben und damit ein Stück Lebensfreude zu gewinnen. Und los geht es…

Windeln

Jens (24) aus Fulda:Seit ungefähr vier Jahren trage ich regelmäßig Windeln. Das Thema faszinierte mich schon früher, allerdings habe ich mich das erst richtig getraut, als ich aus dem Elternhaus auszog. Der Schritt vor die Haustüre war noch deutlich größer als der Schritt das Geschäft in die Windel zu verrichten. Es bereitet mir Freude ein warmes und weiches ‚Paket‘ im Schritt zu haben und wenn es dann irgendwann feucht wird, dann ist es noch schöner. Und im Alltag kann es sehr praktisch sein. Egal ob lange Autofahrten oder beim Einkaufen. Ich muss keine (versifften) öffentlichen Toiletten mehr aufsuchen und frisch gewickelt hält eine Windel mit Zusatzeinlage fast den ganzen Tag. Natürlich abhängig davon, wie viel ich trinke. Da ich meist etwas weitere Jeans oder Anzughosen trage, fällt die Windel den wenigsten auf…

Keuchheitsgürtel

Michael (42) aus Wismar:Mein Keuschheitsgürtel ist mein täglicher Begleiter. Es fing zusammen mit meiner Frau mit einzelnen Tagen oder einer Wochenendkeuschheit an. Das Thema gefiel uns beiden sehr und so hat meine Frau beschlossen, dass ich ihn (fast) dauerhaft tragen darf. Die erste Zeit war seltsam und ich dachte, dass alle auf meinen Schritt schauen, auch wenn es keiner tat. Nach einem Monat war der KG ein Teil von mir und kein Fremdkörper mehr. Zweimal in der Woche kommt er runter für eine gründliche Reinigung. Inzwischen fühle ich mich unverschlossen irgendwie nackt. Es ist kein Kleidungsstück, sondern das fehlende Puzzleteil in meiner BDSM-Seele und weder auf der Arbeit noch in der Freizeit ist er störend. Auch im Fitnessstudio ist es kein Problem. Einzige Ausnahme: Bei Arztbesuchen muss ich ihn vorher ablegen, ansonsten ist er eigentlich immer dran…

Abgeschlossene Halskette

Daniela (52) aus Berlin:Mein Herr schenkte mir vor acht Jahren zu unserem Jahrestag eine Halskette mit einem Schloss. Die Kette ist sehr dezent und dennoch ein eindeutiges Symbol unserer hierarchischen Beziehung. Das Schloss wurde in den acht Jahren einmal ausgetauscht, da der Körperschweiß und das regelmäßige Duschen dem Schloss ganz schön zugesetzt hatten. Das neue hat als Gravur die Initialen meines Herren. Wenn ich ein Oberteil mit einem tiefen Ausschnitt trage, ist das Schloss für alle sichtbar. Meine Mitmenschen sehen nicht das Schloss, sondern eher die Initialen darauf und freuen sich darüber, dass ich in einer festen Beziehung bin. Die meisten setzen es mit diesen Liebesschlössern an Brücken gleich, von daher ist ein Schloss auch unter Normalsterblichen ein Symbol für die Liebe und die wenigsten vermuten hier etwas mit Bondage…

Fetischkleidung

Rainer (51) aus München:Lange Zeit habe ich mich nicht in meiner Fetischkleidung vor die Haustüre getraut. Egal ob Warnschutz-Arbeitskleidung, Flecktarn von der Bundeswehr oder mal etwas Gummi oder Leder. Ich hatte immer Angst, dass die Mitmenschen mich komisch anstarren, aber die Blicke blieben aus. Meist sind die Leute so sehr mit ihren eigenen Alltagssorgen beschäftigt, dass sie auf die Outfits ihrer Mitmenschen gar nicht achten. Und seit Corona gehen die Menschen sich noch mehr aus dem Weg. Auf der einen Seite sehr schade, auf der anderen Seite hat es mir beim Abbau meiner persönlichen Hemmschwelle geholfen….

Andreas (26) aus Rosenheim:In Gummistiefeln zum Einkaufen? Ich wäre noch vor ein paar Jahren wortwörtlich tot umgefallen, wenn mich jemand dazu gezwungen hätte. Inzwischen trage ich sie regelmäßig, egal ob beim Spaziergang oder beim Einkaufen. Mit der Zeit stumpft man zwar etwas ab, aber den Reiz werden sie wohl nie ganz für mich verlieren. Und das Wichtigste: Ich gefalle mir selbst darin und sie sind bequem. Was will man denn mehr…?

Fesseln

Bernd (39) aus Augsburg:Ich trage gern Hand- und Fußschellen zuhause. Meine Partnerin genießt es, wenn sie die Ketten rasseln hört. In der Öffentlichkeit geht das nur bedingt. Wenn ich meinen Kapuzenpulli mit durchgehender Bauchtasche trage, dann kann ich sogar unbemerkt beim Spazieren in der Öffentlichkeit Handschellen tragen. Und bei den Fußfesseln bleiben die Schellen an den Knöcheln und für den Außeneinsatz wird dann nur noch die Verbindungskette gelöst. Manchmal fordert mich meine Partnerin und dann trage ich auch sichtbar Handschellen, denn im Zeitalter von skurrilen Junggesellenabschieden, Wetteinsätzen und unzähligen Challenges in sozialen Netzwerken findet sich auf Anfrage von Passanten immer eine passende Argumentation…

Das gesprochene Wort

Jannis (34) aus Ulm:Meine Partnerin und ich haben beschlossen, dass wir unsere hierarchische Beziehung physisch nur zuhause ausleben. Um in meiner unterwürfigen Rolle zu bleiben, hat meine Partnerin begonnen die verbale Komponente auch in den Alltag und somit in die Öffentlichkeit hinauszutragen. Anfangs lief es mir kalt über den Rücken, wenn sie mich öffentlich ‚Sklave‘ genannt hatte. Die nächste Hürde war für mich mit dem Wort ‚Herrin‘ zu antworten. Manchmal schauen uns die Leute noch komisch an, aber das ist eher selten. Einmal sagte eine fremde Frau zu ihrem Mann: ‚Da hör nur, so muss man mit einer Frau sprechen, das will ich auch‘. Meine Partnerin strahlte über das ganze Gesicht und bekräftigte die fremde Frau in ihrem Vorhaben….

Kopfsache

Eines haben unsere Leser, die wir für diesen Beitrag interviewen durften, gemeinsam: „… die größte Einschränkung im Alltag findet in unseren Köpfen statt!“ So waren sich alle einig, dass wo ein Wille ist, auch ein Weg ist. Ob man diesen Weg allerdings gehen möchte, das ist jedem selbst überlassen. Diese Erfahrungsberichte dienen als Mutmacher und nicht als abschreckendes Beispiel. Einige unserer Leser habe uns mehrfach geschrieben, dass sie so gern den Schritt in die Öffentlichkeit wagen würden, sich jedoch nicht trauen. Bei einem Fetischevent im Schutz der Gruppe, da haben die wenigsten Fetischfreunde ein Problem damit. Doch allein in der Öffentlichkeit, das ist eine schier unüberwindbare Hürde. Es gibt genau eine Person, die daran etwas ändern kann und diese sieht man, wenn man in den Spiegel schaut. Traut euch und macht den ersten Schritt.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

2 Gedanken zu „Einschränkungen im Alltag“

  1. Seit Jahr und Tag trage ich einen Keuschheitsgürtel und ein Halsband, Leder oder Stahl, je nach dem, was meine Eheherrin sehen will. Anfänglich brauchte es etwas Mut, doch man gewöhnt sich. Selbstverständlich helfe ich ihr im Restaurant aus dem Mantel und beim verlassen wieder hinein. Ich finde, es gehört sich so. Klar gibt es Leute die gucken, sollen sie. Mir ist es egal, was Leute über mich bzw. uns denken. Die wissen ja nicht, was wir über sie denken.

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