„Auf alten Rädern lernt man fahren“, heißt es. Aber nicht jeder betagte Spielpartner möchte als Lehrer angesehen werden. Andererseits erfreuen sich gerade junge Spielpartner großer Beliebtheit, da man sie noch formen und kneten kann. Und hinter manchem Neueinsteiger verbirgt sich ein ungeschliffener Diamant.
Jeder von uns war mal jung. Einige sind es heute noch. Und wieder andere sind jung geblieben. Eins ist jedenfalls klar: Mit dem Alter steigt auch die Lebenserfahrung. Ob die jeweilige Person auch was daraus gelernt hat, das stellen wir hier mal nicht in Frage. Und da kommen Sie: junge Menschen, die sich danach sehnen in die Welt von Fetisch und BDSM einzutauchen.
Was die Aufklärung angeht, tun sich jungen Menschen im 21. Jahrhundert dank der digitalen Medien und Kontaktmöglichkeiten deutlich leichter als andere (inzwischen ältere) Personen vor einigen Jahrzehnten. Was man früher in Büchern nachgelesen hat, das fragt man heute Internetsuchmaschinen und hat Sekunden später die Antwort auf seinem Computer oder Smartphone. Und um mit Gleichgesinnten zu kommunizieren, muss man heute nicht mal mehr das Haus verlassen. Fluch und Segen!
Wenn es um die Praxis geht, da haben die alten Hasen die Nase vorn. Die jungen Wilden müssen sich teils noch ihre Hörner abstoßen. Über viele Praktiken, Dinge und Spielsachen haben sie bereits im Internet gelesen, kennen die Erfahrungsberichte, Bilder und Videos und natürlich sämtliche Begrifflichkeiten und kryptischen Abkürzungen. Doch für das Erleben muss man vor die Türe gehen. Man muss seine Komfortzone hinter dem Monitor oder Smartphone verlassen und andere Menschen treffen.
Im Bereich Fetisch und BDSM haben wir festgestellt, dass es bei manchen Spielpartnern einen nennenswerten Altersunterschied gibt. So kann der Altersunterschied mehrere Jahre oder gar mehrere Jahrzehnte betragen. Ein Bekannter von uns, der inzwischen seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, hat hin und wieder junge Gäste im Alter von 20 Jahren bei sich zu Gast. Ein Altersunterschied von einem halben Jahrhundert. Sein Kommentar dazu:
„Ich habe kein sexuelles Interesse an meinen Spielpartnern. Es ist schön jungen Menschen ein fesselndes Abenteuer ermöglichen zu können. Ein junger Mann im Alter von 20 Jahren hat so viel Lebensenergie, die wissen teils gar nicht wo hin damit. Und wenn er dann gefesselt und geknebelt im Käfig sitzt, dann liebe ich dieses Leuchten in seinen Augen. Und in diesem Moment spielt das Alter überhaupt keine Rolle. Wir sind einfach nur zwei Menschen, die Spaß haben. Er genießt es gefesselt zu sein und ich den Anblick und freue ich mich diesem Menschen damit etwas Gutes zu tun!“
An der Stelle möchten wir noch ergänzen, dass unser Freund ein sehr vielfältiges und liebevoll eingerichtetes Spielzimmer hat, das durchaus ein Magnet für BDSM-Liebhaber ist. Es ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, denn eine solche Ausstattung kann sehr schnell in den Vordergrund geraten und der Mensch dahinter gerät ins Hintertreffen. Auch hier sagt unser Freund:
„Meine Gäste besuchen mich und nicht mein Spielzimmer. Es stehen nicht die Spielsachen im Vordergrund, sondern die Fesselung meiner Spielpartner. Ein junger Mann im Alter von 24 Jahren wollte unbedingt mein Spielzimmer sehen. Hier hatte ich das Gefühl, dass die Neugierde darauf größer war als die Session an sich. So holte ich zuvor ein paar Spielsachen raus und verschloss das Zimmer. Die Fesselung fand im Wohnzimmer statt und nachdem er dort mehrere Stunden gefesselt verbracht hatte, durfte er zur Belohnung danach ins Zimmer schauen. Bei seinem zweiten Besuch durfte er dann zum Spielen ins Zimmer. Die erste Session außerhalb des Spielzimmers war seine erste wichtige Lektion im BDSM.“
Das ist eine der Möglichkeiten einen Rohdiamanten zu schleifen. Man ermöglicht jungen Personen den Zugang zur Praxis. Das Anfassen und Ausprobieren von Spielsachen, das Testen verschiedener Praktiken und der Ausbau der persönlichen Erfahrung.
Nicht jeder ist dazu berufen. Wir sind sehr bemüht einen „Nachwuchs“ heranzuziehen und müssten feststellen, dass sich die persönlichen Anforderungen der jeweiligen Kandidaten in den letzten 20 Jahren stark verändert haben. Manchmal stehen sich junge Menschen mit ihren selbstbestimmten Anforderungen für Verabredungen oder dem konkreten Ablauf einer BDSM-Session selbst im Weg! Wer keinen vollausgestatteten Playroom hat, der fliegt aus dem Suchraster. Manche Personen sind teils sehr materiell eingestellt. Hast du nichts, bist du nichts! Und genau da sind die „alten Hasen“ gefordert, um den jungen ungeschliffenen Diamanten wieder auf den Boden der Realität zu holen.
Ein kleiner Erfahrungsbericht: Einer dieser „jungen Wilden“ war bei uns zu Gast. Da er sehr materiell eingestellt war, haben wir ihn zunächst aus seinem Wolkenschloss herunterholen müssen. So durfte er sich komplett entkleiden und auf dem Boden knien. Mit einem Seil wurden seine Hände auf dem Rücken gefesselt und so durfte er eine Stunde lang in der Ecke knien bzw. sitzen, wenn seine Knie zu sehr geschmerzt hatten. Seine Wunschliste war sehr lang und er hätte am liebsten in einer Session alle zur Verfügung stehenden Fesseln, Spielsachen und Fetischkleidungsstücke ausprobieren wollen. Dieser kleine Nimmersatt musste in seinem nackten und knienden Zustand feststellen, dass weniger manchmal mehr ist. Bei jeder darauffolgenden Session durfte er ein neues Spielzeug ausprobieren. Eins nach dem anderen! Das ist jetzt ungefähr vier Jahre her und wir haben immer noch Kontakt zu ihm. Kürzlich schieb er uns:
„Danke, dass ihr mich damals so eingebremst habt. Ich weiß inzwischen die kleinen Dinge mehr zu schätzen als die großen und teuren. Und diesen Grundgedanken gebe ich nun an meine Spielpartner weiter, was manchmal eine Herausforderung sein kann. Jetzt weiß ich, wie es euch damals mit mir ging…“
Doch nicht nur unter jungen Menschen gibt es ungeschliffene Diamanten. Auch unter „älteren“ Personen gibt es Neueinsteiger, welche die gleiche Aufmerksamkeit benötigen wie die jungen Wilden. Geht aufeinander zu, habt Spaß und passt aufeinander auf!
