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Covern – Fehlendes Vertrauen oder notwendiger Schutz?

Immer mehr devote Spielpartner gehen dazu über eine außenstehende Person vor einer bevorstehenden Session einzuweihen. Doch stellt sich die Frage warum? Ist es mangelndes Vertrauen gegenüber dem dominanten Spielpartner, den man trifft? Oder ist es ein notwendiger Schutz, da immer mehr nicht vertrauenswürdige Personen in dieser Welt unterwegs sind?

Hand aufs Herz: Wer von euch hatte schon mal ein „blind date“? Ist ja durchaus nicht schlimm, denn ich habe mich auch gerade dabei entdeckt den Finger zu heben. Im Zeitalter der digitalen Medien kann man sich via Internet über Datingportale verabreden und am Ende bleibt nur noch der wichtigste Schritt: Das persönliche Treffen.

Doch eine wildfremde Person einfach so treffen? Auch wenn man schon ein paar Zeilen via Internet ausgetauscht hat, es ist und bleibt eine fremde Person. Und dann bei einem Date gleich in dessen Wohnung für eine BDSM-Session…? Es können Gefahren lauern! Auch hier packen wir uns an der eigenen Nase, denn unsere Session-Partner bekommen nur in den wenigsten Fällen gleich die direkte Adresse mitgeteilt, an dem die BDSM-Session dann am Ende stattfindet. Aufgrund einiger Negativbeispiele sind wir dazu übergegangen für ein Treffen mit einem potentiellen Spielpartner einen öffentlichen Ort auszuwählen. Stadtplatz, Bahnhof oder Supermarktparkplatz, Hauptsache ein belebter Ort.

Wenn man sich dann endlich persönlich gegenübersteht, stellt sich eine allgemein bekannte Frage: „Zu mir oder zu dir?“ Aber geht es wirklich nach Hause oder ist die Location für die Session vielleicht ganz woanders? Also den Sklaven kurzerhand fesseln, knebeln und in den dunklen Kofferraum sperren? Wäre eine Möglichkeit, aber vielleicht nicht ganz so einfach realisierbar.

Kommen wir zum eigentlichen Thema „Covern“. Ein Cover ist nicht nur eine Titelseite eines Magazins, es bedeutet in diesem Fall eher eine gewisse „Rückendeckung“. Eine außenstehende Person wird mit den Informationen über eine bevorstehende BDSM-Session eingeweiht und schreit Alarm, sollte hier etwas schief gehen.

Wie kann man sich das Covern vorstellen? Eigentlich relativ einfach: Man weiht eine Person, der man vertraut, in die Details eines geplanten Dates ein. Mit wem trifft man sich? Wann trifft man sich? Wo trifft man sich? Wo geht es danach hin? Wann ist man wieder Zuhause? Frage über Fragen.

Das erste Mal wurden wir vor einigen Jahren auf das Covern aufmerksam gemacht. Wir hatten damals einen devoten Gast bei uns und er fragte uns dann sehr höflich, ob er kurz jemandem schreiben könnte. Wir haben dies genehmigt und Neugierde halber gefragt, wem er denn geschrieben hätte. Unser Gast meinte damals sehr direkt: „Ich habe einem Freund geschrieben, dass ich sicher bei euch angekommen bin, ihr sehr nett seid und wir bestimmt heute Abend viel Spaß haben werden. Und dann hab ich noch geschrieben, dass ich mich melde, wenn ich mich auf den Heimweg mache.“

Heute ist es eine Selbstverständlichkeit und bei neuen Kontakten, die sich mit uns in eine BDSM-Session einlassen fragen wir aktiv nach, ob sie noch jemandem Bescheid geben möchten. Die meisten Gäste schauen uns irritiert an und stellen in Frage, wem sie denn in dieser Situation wohl schreiben sollten. So wird es teils sogar als Stimmungskiller betrachtet, wenn Spielpartner das Smartphone zücken und mit Dritten schreiben, anstatt sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren.

Ein weiterer Gast hat sich sogar von einem guten Freund zu uns fahren lassen. Wir haben damals auch angeboten, dass die Person auch gern an der Session teilnehmen kann. Da kam dann schnell die Antwort: „Oh Gott nein, der hat nix mit BDSM am Hut. Der holt mich dann wieder ab, wenn wir fertig sind.“ Und so war es auch. Nach der Session haben wir uns hingesetzt und noch über die Session gesprochen und bei diesem „cool down“ hatte sein Cover ausreichend Zeit mit dem Auto an unseren Standort zu fahren und unseren Gast abzuholen.

Es gibt aber auch die andere Seite. Wir haben Kontakt mit dominanten Spielpartnern, die Covern kategorisch ablehnen. Es geht sogar so weit, dass Sklaven nicht einmal ein Smartphone bei sich tragen dürfen, sodass man sie auch nicht über GPS orten kann. Warum dieses Misstrauen? Der eine hat Angst vor einem Fetisch-Outing, der andere hat Angst, dass auf einmal die Bude ausgeräumt wird, und so weiter. Einige BDSM-Liebhaber haben ihr Spielzimmer sehr teuer und aufwändig eingerichtet und das ist (leider) ein beliebtes Ziel für Diebe und Einbrecher. Von daher ist es natürlich sinnvoll den genauen Standort des Spielzimmers mit all den teuren Spielsachen nicht öffentlich zu bewerben und nur einem eingeweihten Kreis an Personen den Zugang zu gewähren. Bei Neukontakten ist dann Vorsicht geboten und so kann ein Covern unerwünscht sein.

Ein anderer befreundeter Dom hat einen Kompromiss mit dem Covern geschlossen. Er trifft sich mit seinen Opfern an einem öffentlichen Ort und fragt diese nach dem persönlichen Kennenlernen, ob sie mit ihm in sein Spielzimmer wollen. Wenn dies bejaht wird, dann hat das Opfer hier die letzte Gelegenheit einen Anruf zu tätigen oder eine Nachricht zu schreiben. Danach wird das Smartphone heruntergefahren und vom Dom in Verwahrung genommen. Anschließend wird gemeinsam an den Ort der Begierde gefahren für ein gemeinsames Abenteuer und nach dem Abenteuer wird das Opfer wieder an den ursprünglichen Treffpunkt oder einem Ort seiner Wahl (z.B. ein Bahnhof) abgesetzt und das Smartphone zurückgegeben, sodass sich die Person bei seinem/ihrem Cover melden kann.

Es gibt viele Möglichkeiten, doch stellt sich die Frage, was ihr von dem Thema haltet. Habt ihr bei einer Session oder einem blind date eine eingeweihte Person, der ihr von der Session berichtet und euch somit covert? Oder findet ihr das übertriebene Vorsicht? Oder seht ihr das (sofern ihr ein Top/Dom seid) sogar als mangelndes Vertrauen euch gegenüber? Schreib uns gern einen Kommentar oder Direktnachricht. Wir freuen uns auf eure Zuschriften.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

5 Gedanken zu „Covern – Fehlendes Vertrauen oder notwendiger Schutz?“

  1. Als devoter Part lege ich sehr viel Wert auf das Covern. Natürlich hatte ich in meinem Leben (ich bin nicht mehr so ganz taufrisch) auch schon Blinddates von denen niemand wusste, inclusive nächtlicher Treffen mit einem Dom in einem mir unbekannten Waldstück in einem fremden Land. Es war eine geile BDSM-Session aber eben auch ungeschützter Sex in jeder Beziehung. Es ist zwar immer gut gegangen, aber so wie ich mich heute vor HIV mit der PrEP schütze, covere ich auch meine BDSM-Dates. Ich hoffe das es jetzt zur Folsom wieder zu einem solchen kommt, grundsätzliche Absprachen mit einem mir bisher noch nicht persönlich bekannten Dom gibt es. Doch auch hier wird das Date gecovert und es gibt Freunde die Bescheid wissen.

    Ich habe durchaus Verständnis das ein Dom nicht möchte das man im Vorfeld die genaue Lokation kennt. Doch dann lege ich widerum Wert darauf seine Telefonnummer zu kennen. Auch darüber kann man im Notfall einen Standort herausfinden. Sollte auch dies nicht möglich sein findet ein Date im geschützten Raum, wie einem Club statt. Wenn sich beide wie Erwachsene verhalten wird es immer einen Weg geben ein Treffen stattfinden zu lassen.

  2. Um ehrlich zu sein, ich hab mir vor diesem Artikel keine ernsthaften Gedanken über das Thema Covern gemacht. Deswegen danke vielmals an Euch, lieber Dennis.
    BDSM soll ssc, also safe, sane und consensual sein. Wie verträgt sich das mit Covern?

    Safe? Das ist ja genau der Sinn vom Covern, oder? Auf den ersten Blick und aus Sicht des devoten Partners, klares JA. Beim genaueren Nachdenken wird da eher ein ‚Ja, aber‘ draus, denn:
    – Covern ist kein 100% Schutz, von Verschleppung bis zur Nutzung gestohlener Daten seitens eines Doms, der es drauf anlegt, die Möglichkeiten diese Sicherungsmaßnahme auszuhebeln sind vielfach.
    – Covern könnte sein, wie eine Waffe einzustecken: zum Leichtsinn verleidend. Will sagen, wer ein ungutes Gefühl bei einem Blind Date hat, der sollte auf den Bauch hören und sich nicht auf den fragwürdigen Schutz eines Coverns verlassen.
    Und wie schaut es mit einem ehrlichen Dom aus – wie safe ist Covern für ihn/sie? Ihr habt es ja geschrieben, ein unehrlicher Sub kann hier für richtig viel Ärger sorgen. Möchte ich wirklich, dass so jemand anderen Personen mitteilt, wo das Spielzimmer ist?
    Also wäre mein Fazit hier eher gemischt. Was nicht bedeutet, dass einvernehmliches Covern und das damit verbundene Gefühl der Sicherheit nicht sogar den Genuss in der Session intensivieren kann – wenn jemand dann wirklich Ängste und Sorgen zurück lassen und sich voll auf die Session konzentrieren kann.

    Ist Covern sane? Na ja, ich finde es wieder schwierig, eine eindeutige Antwort zu finden.
    Ja, es ist sicher ein Zeichen ‚gesunden Mißtrauens‘, wenn man sich nicht kopfüber in ein Szenario stürzt, das vor allem vom Kopfkino diktiert ist. Von daher, der Schritt zurück, das Denken vor dem vorschnellen JA zu einem fremden Spielpartner an einem unbekannten Ort ist sicher ein Zeichen für ein gesundes Ausleben einer Session. Andererseits, es kann ein Teil der Faszination sein, der dann eben auch verloren geht. Wer also Entführungsszenarien toll findet, der wird durch Covern einen Teil der Faszination einbüßen. Und dass ein Treffen mit einem Unbekannten an einem unbekannten Ort sogar lebensgefährlich sein kann steht ja außer Frage. Nur – was hilft Covern in diesem Fall wirklich? Wenn der eingeweihte Dritte nicht den genauen Ort der Session kennt und diesen innerhalb kurzer Zeit erreichen kann, relativ wenig. Wenn z.B. ausgemacht ist, dass sich jemand nach spätestens zwei Stunden meldet… zwei Stunden sind lang. Da können irreversible Schäden verursacht sein, für ein Verbrechen reicht deutlich weniger Zeit. Ob der eingeweihte Dritte wirklich nach 2h und 1s die Polizei verständigt wenn er selber nicht hinfahren kann?
    Ist Covern für den Top sane? Schwierig zu beantworten. Wenn man unter dem Druck steht, eine Session planmäßig beenden zu müssen hat es was von Dienstleistung. Das mag manchen Top eher belasten als beglücken. Wäre somit doof und nicht unbedingt sane.

    Consensual? Das ist ne gute Frage. Machen beide Partner es vorher aus, kann ein Partner, der nichts Gutes im Schilde führt entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen womit das Covern sinnlos wäre.

    Meine persönliche Meinung wäre – Covern ist sinnvoll um Ängste zu reduzieren, aber eben kein 100% Schutz. Wer ein mulmiges Gefühl bei einem Treff mit genau dieser Person hat, lässt es lieber bleiben. In wie weit die Frage ‚ist es OK für Dich, wenn ich mich covern lasse?‘ dabei hilft, einen möglichen Partner für ne Session einzuschätzen ist gleichfalls fraglich.

    1. Hallo Sandy,
      danke für deine ausführlichen Gedanken. Man sollte das Covern im Zuge einer BDSM-Session nicht auf die devote Person beschränken. Auch bei dominanten Personen, welche oft in der Gastgeberrolle sind, bietet sich das Covern an. Es kann so weit gehen, dass eine weitere Person während einer Session anwesend ist. Das bedeutet aber nicht, dass diese Person dann in der Session beteiligt ist, sondern vielleicht nur im Nachbarzimmer verweilt und einschreiten kann, wenn ein Notfall eintritt.
      Und unabhängig vom BDSM bietet sich das Covern bei jedem „blind date“ an. Und ja, es ist kein Schutz, der 100 % abdeckt, aber man fühlt sich sicherer.

  3. Hm, ich weiß nicht, ob mir der Gedanke an eine Session ohne Cover wirklich behagt. Egal wie am Ende die Rollenverteilung ist, findet so ein Treffen von vornherein nicht auf Augenhöhe statt. Mich stört bereits die Verengung auf die Variante Sub fährt zu Dom.

    Nennt mich kleinlich, aber ihr wisst nicht, mit wem ihr euch trefft. Und wer sagt euch als Dom, dass der Sub, den ihr in euren Playroom holt, wirklich ein Sub ist und nicht jemand, der euch ausrauben will? Unwahrscheinlich? Vielleicht. Unmöglich? Sicherlich nicht.
    Bei der Ausstattung, die manche von uns über die Jahre angesammelt haben, sind wir interessante Raubziele.

    Covern ist in meinen Augen ein Zeichen für Vernunft und Selbstschutz. Doms, die dies kategorisch ablehnen oder gar als Affront betrachten, demonstrieren damit, dass sie nicht bereit sind, die Limits ihres Subs zu akzeptieren. Für mich rangiert das auf dem gleichem Niveau wie das ignorieren eines Safewords.

    Aber vielleicht gibt es Alternativen. Ich weiß nicht, wie es anderen Regionen aussieht, aber wir haben hier BDSM-Vereine mit Spielbereichen. Damit können sich beide Partner auf neutralem Grund und in einer sicheren Umgebung kennen lernen und das entwickeln, was essentiell ist: Vertrauen.

    1. Vorsicht ist besser als Nachsicht.
      Auf der anderen Seite freue ich mich ja auch auch eine Session und dann erzähle ich (innerhalb eines engen Personenkreises) gern davon. Von daher passiert das Covern bei uns inzwischen relativ unbewusst. Und wenn es dann mal doch ein blind date wird, dann wird das Covern umso bewusster wahrgenommen.

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