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CNC – Consensual Non-Consent

… bedeutet übersetzt so viel wie „einvernehmliche Nichteinwilligung“. Nüchtern betrachtet macht es keinen Sinn. Entweder es ist einvernehmlich und hat meine Zustimmung oder eben nicht. Gerade bei fesselnden Spielen kann es Dinge geben, die zur Befriedigung beitragen, obwohl man diesem Spiel eigentlich nicht zustimmt. Wir versuchen den gedanklichen Knoten zu lösen.

Werfen wir einen Blick ins Gesetzbuch. Hier finden wir den § 177 StGB („Sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung„) in welchem klar geregelt ist, dass sexuelle Handlungen gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person strafbar sind.

Von daher ist die Praktik „Consensual Non-Consent“ (im folgenden Beitrag mit „CNC“ abgekürzt), also die „einvernehmliche Nichteinwilligung“, strafrechtlich nicht unbedenklich. Es ist eine eher umstrittene Praktik, die sich aber einer signifikanten Beliebtheit erfreut.

„Es gefällt mir, wenn ich es nicht möchte!“

Wir versuchen es an einem Beispiel zu erläutern. Nehmen wir an zwei Personen verabreden sich es wird ein Entführungsszenario durchgespielt. Der devote Spielpartner ist im Vorfeld damit einverstanden, dass sein Gegenüber ihn fiktiv gegen seinen Willen gefangen nimmt, entführt und dann sexuell penetriert. Außenstehende würden somit nur die Entführung und das Gefangenhalten der Person sehen und nicht die zuvor getroffene einvernehmliche Abmachung.

Unter Frauen sind Vergewaltigungsspiele („Rapeplay“) durchaus verbreitet. So haben manche Frauen den Wunsch von ihrem Partner vaginal penetriert zu werden, während sie eigentlich keine Lust auf den sexuellen Akt haben. Es kann hierbei durchaus zu physischer und verbaler Gegenwehr kommen. So können die Herren, bzw. die fiktiven Vergewaltiger, Kratz- und Bisspuren davontragen. Auch hier wäre für Außenstehende nur die Vergewaltigung und somit eine offensichtliche Straftat sichtbar. Dass es sich hier um ein Rollenspiel oder eben CNC handelt, würde nicht gesehen werden.

Das waren jetzt zwei Beispiele, die beide einen gewissen Rollenspielcharakter haben. CNC geht aber noch viel weiter. Auch einzelne Praktiken innerhalb einer BDSM-Session können dazu gehören. Im Vorfeld einer Session werden die groben Vorlieben und Tabus besprochen, siehe auch die Einverständniserklärung zur BDSM-Session. Doch viele Liebhaber von Fesselspielen wollen nicht alle Details im Vorfeld besprechen und so können BDSM-Sessions den einen oder anderen Überraschungsmoment beinhalten. So kann eine einzelne Handlung wie das Anlegen eines Knebels oder das Verbinden der Augen schon CNC sein. Nehmen wir an die devote Person ist mit einer BDSM-Session einverstanden, doch Knebelungen gefallen dieser Person nicht. Dennoch wird im Zuge der einvernehmlichen BDSM-Session der Knebel ohne entsprechende Zustimmung angelegt. Es kann bei der Knebelung zur Gegenwehr kommen und dennoch ist die BDSM-Session an sich einvernehmlich.

Ein Leser hat uns im Zuge seiner Vorliebe für Keuschheitsgürtel auf CNC aufmerksam gemacht. Er genießt und liebt es sich selbst zu befriedigen. Auf der anderen Seite liebt er es fast noch mehr in einem Keuschheitsgürtel verschlossen zu sein und somit nicht in der Lage zu sein sich selbst zu befriedigen. Er hat uns erklärt, dass der Fokus darauf liegt, dass seine Genitalien unzugänglich sind und er somit nicht an sich selbst spielen kann. Hier verschwimmen die Grenzen. Ist es schon CNC oder ist es einfach nur die Vorliebe verschlossen zu sein? Er argumentiert damit, dass der Keuschheitsgürtel nicht im Fokus liegt und er dieselbe Befriedigung bekommt, wenn er von einer dominanten Partnerin gefesselt wird und die Selbstbefriedigung dadurch auch erfolgreich verhindert wird.

Im Zusammenhang mit CNC wird oft auch von „Metakonsens“ gesprochen. Dies bedeutet quasi eine Generalzustimmung für jegliche Handlungen innerhalb (und ggf. auch außerhalb) einer BDSM-Session. Diese pauschale Einwilligung gibt es im Bereich BDSM sehr häufig, doch werden einzelne Praktiken meist erst nach Rücksprache durchgeführt. Bei CNC würde somit diese Rücksprache bei einzelnen Praktiken entfallen. Wenn sich dieser Metakonsens über die gesamte Partnerschaft erstreckt, so kann man hier auch von TPE („Total Power Exchange“) sprechen. So unterwirft sich hier eine devote Person einer dominanten Person vollständig. Praktiken, welche einzeln betrachtet nicht einvernehmlich wären, sind durch die TPE-Beziehung und die damit verbundene Pauschalzustimmung abgedeckt.

Wir möchten an der Stelle darauf hinweisen, dass ein Safeword sehr wichtig ist, sollte man CNC praktizieren. Im Bereich TPE ist der Einsatz eines Safewords eher verpönt. Generell ist es sehr wichtig nach einer Session noch eine Nachbesprechung einzuplanen. Setzt euren Spielpartner nach einer Session nicht gleich vor die Türe, sondern sprecht noch in Ruhe über die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen. Passt aufeinander auf!

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

2 Gedanken zu „CNC – Consensual Non-Consent“

  1. Hallo Dennis, schön dass Du nicht wertest, sondern beschreibst. Auch wenn das für viele kaum vorstellbar erscheint, kann CNC (oder in unserem Fall TPE) in einer 24/7/365 Beziehung sehr befriedigend für beide Seiten sein. Das essentielle, wie bei vielen anderen, glücklichen Beziehungen auch, ist bedingungsloses Grundvertrauen und Liebe in den Partner seiner Wahl. Dann kann man sich als devoter Teil in ein solches Leben einlassen und darin aufgehen. Und der dominante Teil kann seinen Traum nach seinem/ihrem Gusto ausleben.

    1. Vielen Dank für das positive Feedback! Uns ist wichtig, dass wir unsere Leser aufklären. Was man besser versteht, das kann man auch leichter akzeptieren und respektieren. Und wenn die Hintergründe unklar sind und etwas eben „fremd“ ist, dann werden einige Menschen Unverständnis oder gar Abneigung haben.
      Und auf der anderen Seite gibt es vielleicht Personen, die sich nach dem Lesen des Artikels denken: „Das klingt interessant, das probieren wir mal aus…“

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