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Bockschein und Hurarchie

Habt ihr schon einmal Begriffe wie „Bockschein“ und „Hurarchie“ gehört? Wir sind den Begriffen auf die Spur gegangen und haben uns mit mehreren Sexarbeitern unterhalten. In dieser Branche tobt ein Konkurrenzkampf.

Prostitution

… ist wohl das älteste Gewerbe der Welt. Über die Legalität und auch die Anerkennung von Sexarbeit haben wir euch bereits informiert. In dieser Branche sind uns ein paar Begriffe über den Weg gelaufen, die wir bisher nicht kannten. Diese wollen wir euch vorstellen.

Bockschein

Als Bockschein wird umgangssprachlich ein amtliches Gesundheitszeugnis einer Person genannt, welche Sexarbeit anbietet. Naheliegend ist der Begriff „Bock“, da man diesen gern mit Geschlechtsverkehr assoziiert, wie zum Beispiel bei dem Ausspruch „geiler Bock“ oder wenn jemand „Bock hat“ (Lust hat). Tatsächlich leitet sich der Begriff „Bock“ vom gynäkologischen Untersuchungsstuhl ab, welcher diesen Kosenamen bekommen hat.

Mit einem gynäkologischen Untersuchungsstuhl verbindet man zweifelsohne den Frauenarzt. Somit entsteht der Trugschluss, dass der Bockschein nur für weibliche Prostituierte gilt. Das ist ein großer Irrglaube. Der Bockschein findet bei allen Personen, unabhängig des jeweiligen Geschlechts, Verwendung. Doch die Stimmen dagegen werden lauter.

Keinen Bock auf Bockschein

Noch vor der Jahrtausendwende gab es das „Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ (GeschlKrG), welches die Ermächtigungsgrundlage für den Bockschein war. Diese gesetzliche Regelung stieß bei vielen Sexarbeitern auf große Kritik. Erst Anfang 2001 wurde dieses Gesetz durch das heutige „Infektionsschutzgesetz“ (IfSG) ersetzt. Damit einhergehend wurde auch die Grundlage für den Bockschein abgeschafft.

Noch im selben Jahr (2001) führte Bayern die Kondompflicht ein, welche die verpflichtende Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr während der Sexarbeit vorschrieb. Andere Bundesländer zogen nach und erst 16 Jahre später (2017) wurde bundesweit die Kondompflicht eingeführt (siehe auch § 32 Prostituiertenschutzgesetz).

Hurarchie

Kommen wir nun zu einem weniger geläufigeren Begriff, die „Hurarchie“. Das Kunstwort wurde aus den Worten Hure und Hierarchie zusammengesetzt. Der Begriff symbolisiert den Rang eines Sexarbeiters. Je mehr Praktiken zum Beispiel eine Prostituierte anbietet, desto höher ist ihr Rang in der Hurarchie.

Ein solcher Rang könnte wie folgt unter weiblichen Prostituierten aussehen:

  • Rang 1: Befriedigung mit Hand, Oral-, Vaginal-, Analverkehr
  • Rang 2: Befriedigung mit Hand, Oral-, Vaginalverkehr
  • Rang 3: Befriedigung mit Hand, Oralverkehr
  • Rang 4: Befriedigung mit Hand

Eine genaue Definition solcher Ränge in der Hurarchie gibt es nicht. Und nicht nur unter weiblichen, sondern auch unter männlichen Sexarbeitern herrscht ein Konkurrenzkampf. Je mehr eine sexarbeitende Person anbietet, desto großer ist die Personengruppe möglicher Kunden oder Kundinnen. Bietet ein männlicher Sexarbeiter Geschlechtsverkehr mit Frauen und Männern an, so wird sein Kundenstamm wohlmöglich größer sein.

Weiter fortgeführt wird die Hurarchie im Bereich BDSM. Die Vielfalt an sexuellen Praktiken und Fetischen ist schier grenzenlos. Und je mehr man seinen Kunden anbietet, desto mehr Personen könnten von diesen Praktiken angezogen werden. Und je mehr Kunden man hat, desto mehr Geld kann man in diesem Gewerbe verdienen. Somit herrscht unter den Sexarbeitern ein gewisser Konkurrenzkampf und jeder ist auf seine Art gewillt sein Produktportfolio zu erhöhen.

Quantität statt Qualität

Leider gibt es inzwischen viele Sexarbeiter, die laut ihrem Steckbrief förmlich „alles“ anbieten. Doch wenn jemand alles anbietet, ist er dann auch in allem wirklich gut? Das kann durchaus sein, bei der breiten Masse würden wir diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Weniger ist manchmal mehr! Wenn sich jemand auf einige wenige Praktiken spezialisiert, dann wird er oder sie sich hier ein entsprechendes Fachwissen aneignen.

Übung macht den Meister

Je öfter man eine bestimmte Praktik ausübt, desto sicherer werden die Handgriffe. Wenn jemand zum ersten Mal einen Spielpartner mit Seilen fesselt, dann sind die Handgriffe bei weitem nicht so routiniert wie bei einer Person, die das täglich ausübt. In viele Praktiken kann man sich spielerisch einarbeiten, bei anderen ist es besser nochmal genau die Anleitung zu studieren, wir zum Beispiel bei medizinischen Patientenfixierungen.

Eure Meinung ist gefragt

Wie steht ihr zu diesem Thema? Würdet ihr euch „wohler“ fühlen, wenn ihr die Dienstleistung eines Sexarbeiters in Anspruch nehmt, der oder die einen „Bockschein“ vorlegen kann? Oder ist das aufgrund der aktuell geltenden Kondompflicht für euch nicht mehr relevant? Und wie verhält es sich mit der „Hurarchie“? Würdet ihr lieber jemanden haben, der mehr anbietet oder ist weniger manchmal mehr? Wir freuen uns auf eure Zusendungen.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

Ein Gedanke zu „Bockschein und Hurarchie“

  1. Der Bockschein war m. E. im BDSM noch nie wirklich relevant, immerhin kann man ihn auch ohne Intimkontakt praktizieren. Die meisten Damen haben GV und OV auch auf ihrer Tabu-Liste.

    Wie Kerl dann trotzdem befriedigt rausgeht? Zauberstab regelt 😉

    Gruß

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