Über Jahrzehnte als Dom unterwegs und auf einmal die devote Seite in sich entdecken, geht das? Ja das geht! Ein Leser berichtet uns von seinen Erfahrungen in der BDSM-Welt und wie sich seine Gefühle im Alter langsam aber sicher veränderten.
Ein treuer Leser, der kürzlich seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, hat uns seine Erfahrungen im letzten halben Jahrhundert erzählt und wie sich seine Gefühle im Bereich BDSM verändert haben. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen.
„Seit über 50 Jahren bin ich in der Welt der Fesselleidenschaft unterwegs. Doch der Einstieg war schwer. Damals gab es kein Internet und die Sexualität respektive meine eigene Homosexualität waren ein Tabuthema. Doch die Lust war da und wollte befriedigt werden. Also ging man in einschlägige Lokale und sprach mit den Leuten dort. Der Schritt dort reinzugehen kostete Überwindung. Doch dann lernte man jemanden kennen, der einen kannte, der einen kannte. Ein Netzwerk aus Fetischisten, welches komplett analog funktioniert hat.
Dann passierte es: Das erste Fesseldate. Obwohl ich im Alltag nicht der dominante Typ bin, machte mich der Gedanke scharf, einen Mann vor mir kniend zu wissen. Anfangs war ich unbeholfen und musste einige Fesseltechniken erlernen. Es machte tierisch Spaß. Da es damals schon einen gewissen Mangel an dominanten Spielpartnern gab, sprach es sich schnell herum, welcher Kerl es denn versteht seine devoten Spielpartner gut zu führen.
So klopften über die Jahre immer mehr Kandidaten an meiner Türe und es gab unzählige sehr geile Sessions mit einem Feuerwerk der Gefühle. Über die Jahre sammelten sich einige Spielsachen und auch Lederklamotten an und das Spielzimmer nahm einen repräsentativen Platz in der Wohnung ein. Manche Sklaven brachten Spielsachen als Geschenk, in der Hoffnung bald selbst damit bespielt zu werden.
Eines Tages klopfte ein junger Kerl an die (inzwischen digitale) Türe. Wir schrieben über die blauen Seiten und er machte mich neugierig. Er hatte einen leicht arroganten Auftritt, der mich neugierig machte. Zuerst war mein Gedanke, dass ich ihm schon noch zeigen werde, wo der Hammer hängt. Es kam zu einem Date und wir hatten viel Spaß. Er war der Sub und ich war der Dom. Doch vom Bauchgefühl her wäre ich am liebsten vor ihm auf die Knie gegangen, was sich aber auch irgendwie falsch angefühlt hätte, da die Rollen klar verteilt waren. Zum Abschied flüsterte er mir etwas ins Ohr, was mich lange beschäftigt hat: ‚Das nächste Mal hast du nichts zu melden, du geile Sau!‘
Mein Herz klopft immer noch höher, wenn ich an diesen Satz denke. Es dauerte unendlich lange Wochen, bis wir uns erneut trafen und als er da war, ging ich vor ihm auf die Knie. Er kommentierte es mit dem arrogant klingenden Ausdruck ‚brave Sau‘ und ich ließ mich zum ersten Mal von einem Knaben führen. Es fühlte sich an, als hätte man eine schlafende Sau in mir geweckt, welche schon immer da war, aber bisher weggesperrt war. Die Sau wurde befreit und wollte dienen.
Da ich über die Jahrzehnte viele Spielpartner hatte, habe ich mit den langjährigen und vertrauenswürdigen von ihnen darüber gesprochen. Einige wollten von meiner neu entdeckten bzw. kürzlich entdeckten devoten Seite nichts wissen, da sie in mir nach wie vor den Master sehen und dieses Bild in ihrem Geiste auch aufrecht erhalten möchten. Einer öffnete sich mir gegenüber und nahm mich im regelmäßigen Chat als Sau wahr und behandelte mich dementsprechend, was mir gut tut. Der Kerl, der einst die Sau in mir weckte, kam leider bei einem tragischen Unfall ums Leben, was in mir einen großen Verlust darstellt. So hoffe ich immer noch darauf, dass ich einen festen Spielpartner finde, der mich auch physisch als Sau rannimmt und diese Bedürfnisse befriedigt.
Ich habe nach wie vor auch BDSM-Sessions, bei denen ich nach wie vor der Top bin und ich diese Rolle auch genieße. Doch in mir schlummert nach wie vor die Sau, die ab und zu zum Spielen raus möchte. Meinen devoten Spielpartnern gegenüber bewahre ich Stillschweigen, denn man hat in der Szene ja auch einen Ruf zu verlieren. Ich bin froh in meinem Alter überhaupt noch Spielpartner zu haben, die sich auf ein Abenteuer mit mir einlassen. Mir ist bewusst, dass das Thema endlich ist, doch bis dahin werde ich meinen Spaß haben. Auf die eine (dominante) oder hoffentlich auch andere (devote) Art.“
Wir hoffen, dass euch der Leserbericht gefallen hat. Wenn auch ihr eure Erfahrungen mit uns teilen möchtet, schreibt uns gern einen Kommentar oder Nachricht. Wir freuen uns auf eure Zuschriften.
Hallo Dennis ich bin gerade dabei meine Beziehung neu zu gestalten. Kannst du mir Ratschläge geben wie ich meine Ehefrau (Eheherrin) für das neue Leben begeistern kann. Bei mir ist das kein Spiel sondern mein Lebensinhalt. Ich suche auch einen Mann der meine Neigungen und meine Bildqualität fördert
Hallo Leopold,
zeige deiner Ehefrau (und vielleicht zukünftigen Eheherrin) die Vorteile einer BDSM-Beziehung auf und welchen Mehrwert sie davon hat. Oft ist es einfach, wenn sie merkt, wie glücklich dich diese Art der Beziehung macht und dann kommt der gemeinsame Spaß fast schon von selbst…
Wir wünschen euch einen spannenden neuen gemeinsamen Lebensweg.
Spannender Artikel, Dennis. Wie Du ja weißt, hat sich das auch bei uns um 180Grad gedreht und ich bin nun der sklave meiner Herrin, die einst meine 24/7 Sklavin war. In so fern kann ich gut nachempfinden, wie Dein Bekannter es im Bericht beschrieben hat. Nur dass es sich bei uns eben nicht nur in einer Spielbeziehung auswirkt, sondern dauerhaft über alle Lebensinhalte. Das geht inzwischen so weit, dass ich selber keinen Zugriff mehr aufs Bankkonto habe, mein Handy zwischen 21 Uhr und 7 Uhr gesperrt ist und auch ansonsten das Internet nur mit dem Filter eines zwölfjährigen betrachtet werden kann. Diesen Artikel in Deinem Blog musste mir Herrin daher auch einzeln erst freigeben. Mit einem Schmunzeln verstehst sich. „Ich finde es gut, wenn ich weiß, was du lesen darfst, sklave.“
Vielen Dank für dein positives Feedback. Umso mehr fühlen wir uns geehrt, dass du deine knapp bemessene Online-Zeit nutzt, um unsere Artikel zu lesen und du hierfür auch die Freigabe deiner Herrin einholst.
Wir sind im permanenten Austausch mit unserem Freund, der uns seine Informationen für diesen Artikel zur Verfügung gestellt hat. Er genießt es mir gegenüber die „Sau“ (so seine selbst bevorzugte Ansprache) rauszulassen und diese Seite in gewissem Maß ausleben zu können. Vollständig möchte er die Seiten nicht wechseln, da er für feste devote Spielpartner den Ruf des strengen Masters nicht einbüßen möchte.