Beim BDSM gibt es immer wieder den Wunsch eines devoten Spielpartners inhaftiert zu werden. Eingesperrt, weggesperrt, im Käfig gehalten, isoliert und keine Chance zum Ausbruch. Wir haben das wohl berühmteste (stillgelegte) Hochsicherheitsgefängnis der Welt besucht. Willkommen auf „The Rock“!
An was denkt ihr zuerst, wenn ihr San Francisco hört? Dirty Harry, Cable Car, Obdachlose oder Touristen? Eingefleischte BDSM-Spieler werden mit dieser berühmten Stadt in Kalifornien vielleicht an das wohl international bekannteste Hochsicherheitsgefängnis der Welt denken. „Leider“ ist es seit 1963 nicht mehr in Betrieb, da die Betriebskosten einfach zu hoch waren.
Was war aber der Grundgedanke? Der Grundgedanke war es ein Gefängnis zu bauen, welches extrem sicher ist und eine Flucht unmöglich macht. Warum also nicht ein Hochsicherheitsgefängnis auf eine Insel bauen? Das kalte Wasser und die starke Strömung machen das Schwimmen zum Festland auch praktisch unmöglich.
Heute ist die Gefängnisinsel ein offizieller Nationalpark und das heißt erst einmal den Geldbeutel aufmachen. Ungefähr 40 US-Dollar kostet ein Besuch pro Nase. Einen Kostenpunkt, von dem wir uns nicht abschrecken haben lassen. Mit einem Schiff wird man auf die Insel, deren Spitzname „The Rock“ lautet, gefahren. Im Preis der Fahrt inbegriffen ist auch ein Audioguide (auch in deutscher Sprache). Also geht es erst einmal in Richtung Hauptgebäude und hier werden wir von den Mitarbeitern in Empfang genommen.
Es könnte auch nicht passender sein, denn der Empfang ist bei den Duschen in der Kleiderausgabe. Früher hieß es für die ankommenden Inhaftierten erst einmal blank ziehen! Runter mit der Hose und erst einmal unter die Dusche. Nach der Körperreinigung ging es zur Kleiderausgabe welche für uns Touristen natürlich entsprechend mit der damals üblichen Kleidung dekoriert wurde. Irgendwie kribbelt es bei dem Anblick schon etwas in der Hose.
Nach der Kleiderausgabe (oder in unserem Fall die Ausgabe der Audioguides) geht es in Richtung Zellen. Wir müssen schon sagen, dass der erste Anblick der Zellen schon sehr beeindruckend ist. Man geht durch sehr viele Türen, die bei uns offen waren. Als das Gefängnis noch in Betrieb war, waren diese Türen alle sicher verschlossen.
Vielleicht kennt man ja den ein oder anderen Gefängnisfilm, in welchem das „Klima“ in einem Hochsicherheitsgefängnis in etwa dem Zuschauer vermittelt wird. Aber dann live in einem solchen Gebäude zu stehen ist noch mal eine ganz andere Art Geschichte und auch den Fetisch zu erleben. Da der Grund auf „The Rock“ natürlich begrenzt ist hat man sich dazu entschieden die Zellen auf mehreren Etagen zu verteilen. Überall nur Gitter vor den Zellen, keine geschlossenen Wände. Wenn hier jemand laut war, dann haben es hier alle gehört.
Wirklich geräumig waren die Zellen nicht. Für Klaustrophobiker wäre das wohl nichts gewesen. Im Audioguide wird man durch die einzelnen Gänge, die Bücherei, den Speisesaal und ein paar geschichtlich interessante Ecken geführt. Natürlich wird auch erzählt, welche Berühmtheiten hier einmal „zu Gast“ waren. So Namen wie Al Capone hat man dann doch schon mal gehört. Auch die Ausbruchversuche werden hier etwas näher gebracht. Natürlich sagt die Regierung, dass offiziell kein einziger Häftling, der ausgebrochen ist, überlebt hat. Hollywood hat hier natürlich andere Theorien.
Wenn man in den Gängen auf und ab spaziert, dann wird einem eine Tatsache jedenfalls bewusst. Es handelt sich hier um keine Rehabilitationseinrichtung. Es gibt hier kein schöner Wohnen oder das Gefühl, dass ein Gefangener hier zum Guten bekehrt werden sollte. Alcatraz war die Endstation! Hier wurden alle Bestien und Monster weggesperrt, welche man sonst auf der Welt nicht mehr haben wollte. Wenn hier jemand starb, dann legte man den Körper in die Leichenkammer und dieser wurde mit dem Schiff abtransportiert. Lebend haben die Insel meist nur die Angestellten verlassen.
Für die wirklich „schlimmen“ Fälle gab es dann noch „Das Loch“. Dunkelkammern, die man auch betreten kann. Auf der einen Seite denkt man sich „nur schnell raus“ und eine dunkle Seite in uns hat einen ganz anderen Wunsch: „Leg mich in Ketten, schließe das Zellengitter und mach endlich die Türe zu… und dann lass mich hier herinnen schmoren, solange du willst. Ich bin dein Gefangener und du hast die Kontrolle über mich!“
Der Fetisch-Gedanke verpufft dann leider etwas, wenn hunderte andere Touristen diese Traumsequenz mit ihrer Anwesenheit beglücken. Wenn man aber die Augen schließt, dann spürt man den „Spirit“ von Alcatraz. Die Touristen mit ihrem ewigen Gebrabbel vermitteln aber auch die dauerhafte Unruhe in einem solchen Gefängnis. Wie vorher erwähnt haben die herkömmlichen Zellen nur Gitter in der Front und keine Mauern mit Türen (wie heute eher üblich in Gefängnissen).
Als wir aus den Fenstern schauen oder auch im Hof spazieren gehen sieht man die Skyline von San Fransicso. Ein herrlicher Ausblick und es kommt echtes Urlaubsfeeling durch. Wenn man nicht wüsste, dass man gerade auf einer Gefängnisinsel ist, dann könnte man fast denken, dass man sich mitten auf einer Urlaubsinsel befindet. Wobei wir nicht davon ausgehen, dass die Gefangenen zur damaligen Zeit ihren Aufenthalt mit einem Urlaub in Verbindung bringen.
Ein wunderschöner Ausflug auf „The Rock“ mit einem immer weiter verfallenden Gefängnis. Der ein oder andere kann sich bestimmt vorstellen, hier mal ein paar Nächte in Ketten zu verbringen, auch wenn das in der Praxis wohl leider nicht mehr möglich sein wird. Der Ausflug auf Alcatraz war für uns eine Fetisch-Station bei unserem Besuch in San Francisco und für uns hat es sich gelohnt. In einem anderen Artikel werden wir euch noch von einer weiteren Station berichten.
Kleine Info: Wir haben deutlich mehr Bilder gemacht, aber es war eher schwierig ein paar Bilder zu machen, ohne dass man einen anderen Touristen ablichtet. Deshalb haben wir uns auf ein paar Bilder beschränkt, die den „Spirit“ von Alcatraz etwas zeigen. Für alle, die dorthin mal einen Ausflug machen wollen ein kleiner Tipp: fahrt sehr früh, denn ab Mittag wird man von hunderten anderen Touristen nur noch durchgeschoben. Viel Spaß auf „The Rock“.