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Abwechslung im Schlafzimmer

Vor ein paar Jahren haben Anna und Martin einen Weg gefunden ihr Liebesleben etwas in Schwung zu bringen. Wie sie das geschafft haben, das wollen sie mit uns teilen.

Fesselblog: Hallo ihr beiden. Vielen Dank, dass ihr euch für unseren Blog Zeit nehmt. Das Sexualleben ist etwas, was die meisten Menschen nicht mit Außenstehenden teilen und sich eher hinter verschlossener Türe abspielt. Was bewegt euch dazu sich uns und unseren Lesern gegenüber zu öffnen?

Anna: Es ist uns eine Freude! Unser Liebesleben hat eine positive Kehrtwende gemacht und wir glauben, dass unsere Erfahrungen anderen helfen könnte.
Vor ungefähr zehn Jahren (mein Mann war damals 46 und ich 45 Jahre alt) haben wir festgestellt, dass unser Liebesleben etwas eingerostet ist. Unser Sohn ging damals schon in die Arbeit, hat seinen Führerschein gemacht und war selbständig. Mein Mann und ich gingen ebenfalls in die Arbeit, zuhause gab es viel an Haus und Garten zu machen und das Liebesleben blieb auf der Strecke. Sex verkommte zu einem Agendapunkt auf der wöchentlichen Todo-Liste. Irgendwann blieb dieser „Pflichtteil“ dann auch aus und das frustrierte uns beide.

Martin: Bevor ich Anna kennengelernt habe, habe ich einige sexuellen Praktiken ausprobiert. Einmal bin ich sogar in ein Dominastudio, konnte aber die Eindrücke damals nicht wirklich zuordnen und dann habe ich diesen Weg nicht weiter verfolgt. Irgendwann lernte ich Anna kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir haben sehr schnell festgestellt, dass wir unser Leben gemeinsam verbringen wollen, doch der Reiz an „mehr“ wie damals im Dominastudio geriet in Vergessenheit. Nach dem Studium ging es in die Arbeit. Anna und ich zogen in eine gemeinsame Mietwohnung. Es folgte die Hochzeit, unser Sohn kam auf die Welt und wir haben uns ein Haus auf dem Land gekauft. Eine Familie wie im Bilderbuch. Doch wie Anna bereits sagte, vor 10 Jahren hatten wir einen Punkt erreicht, an dem wir irgendwie nur noch nebeneinanderher gelebt haben…

Fesselblog: Wer hat den ersten Schritt gemacht, hier etwas ändern zu wollen?

Martin: Das war Anna…

Anna: Ich habe Martin damals gefragt, ob er mich eigentlich noch begehrenswert findet. Er sagte zwar ja, aber es fühlte sich nicht so an. Ich habe ihn dann gefragt, ob wir vielleicht mal etwas „ausprobieren“ sollten. Da fingen seine Augen an zu leuchten. Man hatte das Gefühl, dass von ihm eine Last abfiel.

Martin: Ich habe vorsichtig versucht meine fast schon in Vergessenheit geratenen Fantasien in Worte zu fassen, ohne gleich für verrückt erklärt zu werden. Das Gegenteil war der Fall, Anna war neugierig auf diese Welt und so haben wir lange miteinander gesprochen und zwei Wochen darauf sind wir in einen Sexshop. Wir waren überrascht, was es alles gibt und auf welche Dinge so manche Menschen scheinbar abfahren. Wir haben dann ein paar „einfache“ Spielsachen gekauft, von denen wir uns gedacht haben, dass wir damit etwas anfangen können. Und so war es auch.

Anna: Es waren Lederfesseln für die Hände, ein Halsband, eine Augenbinde und noch ein paar Kleinigkeiten. Wir haben ein Wochenende abgewartet, an dem unser Sohn bei seiner damaligen Freundin übernachtet hatte, um die Sachen zuhause auszuprobieren. Wir waren nervös wie beim ersten Mal.

Fesselblog: War es denn schön für euch beide?

Martin: Wir haben uns zunächst einmal unsere neuen Spielsachen genau angeschaut und die Preisschilder entfernt. Kurz darauf nahm Anna das Lederhalsband, legte es mir um und sagte: „Heute hab ich das Sagen!“
Mein Herz pochte wie wild und wir sind zusammen mit den anderen Spielsachen ins Schlafzimmer. Da legte mir Anna die Lederfesseln an, welche auf dem Rücken miteinander verbunden wurden. Danach zog sie mir die Hose runter und ich durfte auf dem Bettrand Platz nehmen. Sie legte mir schließlich die Augenbinde an und stupste mich auf die Brust mit den Worten „lehn dich zurück und genieße es einfach“. Kurzum, das war der bis dahin intensivste Blowjob meines Lebens!

Anna: Hätte ich früher gewusst, wie erregend dieses Spiel für uns beide ist, hätten wir es bestimmt schon früher ausprobiert. So haben wir jedes Wochenende, an denen unser Sohn aus dem Haus war, intensiv für ein paar Experimente im Schlafzimmer genutzt. In Internet haben wir dann noch ein paar Spielsachen und auch Fetisch-Sachen gekauft. Manche davon waren vom Vorschaubild und vom Gedanken her geiler als sie dann in der Realität war. Und andere Spielsachen sind noch heute im Einsatz. Als unser Sohn auszog waren wir dann etwas flexibler, wobei wir unsere Abenteuer meist auf das Wochenende verlagert haben, damit wir es einfach länger und intensiver genießen konnten. Am Abend unter der Woche war es dann doch meist nur die schnelle Nummer, manchmal mit und manchmal gänzlich ohne Spielsachen. Doch am Wochenende konnte es passieren, dass ich am Freitag abends das Halsband genommen habe, es Martin angelegt und verschlossen habe und ihm klar gemacht habe, dass das Halsband das ganze Wochenende über dran bleibt.

Martin: Wir haben die Rollen dann auch mehrfach getauscht. Anna fühlt sich in der dominanten Rolle aber wohler und auch ich habe meinen Platz auf der devoten Seite gefunden. Ein Erlebnis ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Das war an meinem 50. Geburtstag. Da haben wir mit der Familie gefeiert und abends legte mir Anna ein Geschenk ins Schlafzimmer und meinte zu mir, dass ich es erst aufmachen darf, wenn ich unter der Dusche war. Ich ging also duschen, kam nackt ins Schlafzimmer und durfte mein besonderes Geschenk öffnen. Es war mein allererster Keuschheitsgürtel. Anna legte ihn mir an und nahm die beiden Schlüssel in Verwahrung. So blieb der von mir erwartete Geschlechtsverkehr an meinem Geburtstag aus. Was ich bekommen habe war mehr als nur ein Keuschheitsgürtel, es war die Möglichkeit neue Wege zu gehen und die eigene Sexualität neu zu entdecken. Früher hat es sich meist nur um meinen Schwanz gedreht. Als er weggesperrt war, habe ich gelernt, auf welche wundervollen Arten man Sex haben kann, ohne den Penis auch nur einmal zu berühren.

Anna: *lacht*

Fesselblog: Warum lachst du, Anna?

Anna: Das Gejammer war spektakulär, als ich ihn zum ersten Mal verschlossen habe. Es war für mich nicht einfach ihn zu verschließen, zumal er mir sehr viele sehr verlockende Angebote gemacht hat, damit ich ihn wieder aufschließe. Doch ich hatte mich dazu entschieden, ihn an diesem besonderen Tag wegzusperren und da mussten wir beide durch. Uns war beiden bewusst, dass das ein Spiel auf Zeit ist und man solche Keuschheitsgürtel nicht ewig tragen kann. Aber für einen Abend und eine Nacht oder gar ein ganzes Wochenende, da war es ein schönes Spielzeug. Und gegen das verbale Gejammer bekam er dann sehr schnell einen Knebel verpasst. Dabei ist es eine Schande ihm einen Knebel reinzuschieben, da er so geschickt mit seiner Zunge umgehen kann. Und wenn der Keuschheitsgürtel dran war, da war das Zungengeschick interessanterweise noch viel besser, was mir zum Vorteil wurde.
Nach zehn Jahren kann ich behaupten, dass es nur wenige Praktiken gibt, die wir nicht ausprobiert haben. Ein paar haben wir gemeinsam ausgeschlossen, weil wir beide uns damit bis heute nicht identifizieren können.

Martin: BDSM ist für uns inzwischen mehr als nur eine Bucket List, welche man abarbeiten muss. Wir haben unseren Weg gefunden und wir sind glücklich damit. In die Öffentlichkeit tragen wir unsere Vorliebe nur selten. Das ist heute mit dem Interview das erste Mal. Mit engen Freunden teilen wir unsere Erfahrungen und es gab auch schon Versuche das Liebesspiel um einen weiteren Spielpartner oder -partnerin zu erweitern. Dies haben wir aber schnell eingestellt und spielen deshalb lieber zu zweit. Ich liebe meine Frau noch mehr als am ersten Tag und ich bin glücklich, dass wir die kinky Welt gemeinsam für uns entdeckt haben.

Anna: Auch ich liebe meinen Mann noch mehr als am ersten Tag. Wie einleitend schon erwähnt ist von ihm eine Last abgefallen, als wir über das Thema das erste Mal gesprochen hatten. Ich hatte damals Angst, dass er mich nicht mehr liebt, doch musste er lernen sich selbst zu lieben. Und da in ihm eine devote Seite schlummerte, war ich froh diese geweckt zu haben. Wir genießen unser Leben und vor allem unser Sexualleben nun vielmehr.

Fesselblog: Das klingt doch hervorragend. Ihr habt euren gemeinsamen Weg gefunden und konntet durch die Welt von BDSM und Fetisch bereichert werden. Was würdet ihr anderen Paaren raten, die möglicherweise vor einer ähnlichen Situation stehen wie ihr vor zehn Jahren?

Martin: *grinst*

Anna: Probiert es einfach aus und habt keine Angst davor neue Wege zu gehen. Es geht nicht um andere, sondern um euch selbst. Euer eigenes Glück sollte im Vordergrund stehen. Vielleicht ist diese Welt etwas für euch, vielleicht auch nicht. Das findet ihr aber nur heraus, wenn ihr es ausprobiert. Und ihr braucht nicht gleich alles kaufen, ihr könnt euch in ein SM-Apartment einmieten und dort die Dinge ausprobieren. Vielleicht kommt ihr auf den Geschmack.

Fesselblog: Wir danken euch herzlich für das spannende Gespräch mit euch beiden und hoffen, dass ihr auch in Zukunft noch viele schöne gemeinsame Momente und Abenteuer haben werdet.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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